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humdinger schrieb am 1.6. 2002 um 16:43:44 Uhr über

beben

Kontinente tauchen auf und versinken wieder. Werden zerdrückt und dehnen sich. Wie sehr uns die Erde bei alledem schont!
Solange möglich ist, bebt die Erde nur leicht - ein beständiges, zartes Beben: das wäre ihr am liebsten. Wo sie sich nicht bewegen kann - dort, wo sie fest und hart ist - speichern sich Kräfte an, und je länger sie sich nicht bewegen kann - dort, wo sie sich bewegen möchte - desto stärker das Beben, wenn das zu Feste endlich aufbricht.
So früh es irgend geht, will die Erde das zu Feste aufbrechen, denn sie will uns schonen - die größten Beben waren immer nur die kleinste mögliche Zumutung.

Schont uns die Erde noch so sehr - wie schonen uns nicht.
Was uns auch bewegt, Freude, Trauer, Zorn, wir verstecken die Bewegung in Festigkeit und Härte. Bis wir krank werden oder plötzlich explodieren.
Wir werden Meister der Explosion. Wir fahren und reisen am liebsten mit Explosionskraft. Wir suchen nicht die kleinste, sondern die größte Zumutung: die Toten der Erdbeben zählen kaum gegenüber den Toten unserer Explosionskunst.
Ein Beben, vielleicht nur ein Beben in der Stimme zeigt an, daß zu Festes in unserem Innern endlich aufbricht.



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