Von Roald Dahl gibt es eine wunderschöne Geschichte - nein, das beginnt ja schon falsch. Von Roald Dahl gibt es viele wunderschöne Geschichten, und einige davon habe ich letztens auf Kassette im Zug von Stuttgart nach Essen gehört. Sie waren alle klasse, aber die erste hat etwas mit »ausgestopft« zu tun. Wie hiess die noch, die Geschichte? Ach, ich weiss nicht mehr. Jedenfalls, sie geht in etwa so:
Ein junger Mann ist in einer fremden Stadt und will ein Hotelzimmer nehmen. Stattdessen sieht er aber plötzlich in einem Fenster eines gewöhnlichen Hauses einen wunderschönen Papagei sitzen, und auch ein Schild: Zimmer frei. Er fragt die etwas wunderliche ältere Dame, ob er sich das Zimmer einmal ansehen könnte, und sie lässt es ihm zu einem unverschämt günstigen Preis. Sie schwätzt ein bisschen merkwürdig und sagt ihm mehrmals, wie hübsch sie ihn doch fände. Dass sie gerne junge Männer um sich hätte und selten Gäste aufnähme.
Er möge sich doch in das Gästebuch eintragen, der Formalitäten wegen, bittet sie ihn, und das macht er. Wie es üblich ist, liest er die Namen der anderen Gäste. Er sieht zwei, im Abstand mehrerer Jahre, und der letzte Eintrag ist auch schon zwei Jahre alt. Als er sich darüber wundert, erzählt ihm die Frau, wie hübsch doch die Männer gewesen sein, und wie jung und nett. Nach einer Weile erklärt sie schliesslich, die beiden wären gar nicht ausgezogen und würden noch hier wohnen. Dem jungen Mann kommen die Namen seltsam bekannt vor.
Die Dame serviert Tee, der etwas merkwürdig schmeckt. Der Papagei, so entdeckt der junge Mann, ist ja ausgestopft! Sie mache das selbst, erklärt die Dame liebenswürdig. Es ist eine ausgezeichnete Arbeit, dass muss der junge Mann zugeben. Der Hund vor dem Kamin ist übrigens auch ausgestopft. Sie mache das mit allen ihren lieben Tieren, wenn sie von ihr gingen, sagt die Frau. Der Tee schmeckt wirklich seltsam.
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