Greenpeace: Auf den Strom der AKWs lässt sich ohne Probleme verzichten
Die Energiekonzerne haben mit schneller Abschaltung der AKWs gedroht, wenn sie für die Laufzeitverlängerung Auflagen erhalten
Die Stromkonzerne haben der Regierung und allen Bürgern trotzig gedroht, sie würden schnell alle Atomkraftwerke vom Netz nehmen, wenn die Regelung nicht nach ihrem Sinne ausfällt. Aufgewärmt wurde noch einmal die schon früher geäußerte Warnung vor einer »Stromlücke«. Bei Strommangel müsste dann Strom aus dem Ausland gekauft werden, drohten die vier großen Konzerne, die offenbar ihren Rachen nicht voll genug bekommen können.
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Insbesondere stören die geplante Brennelementesteuer und die Abschöpfung eines Teils der Gewinne durch längere Laufzeiten sowie mögliche Sicherheitsauflagen. Um gleich einmal zu zeigen, wie die Sache läuft, also die wohl politisch unkluge Trotzreaktion. Die Regierung dürfte sich, obgleich die Atomlobby hier noch großen Einfluss hat, kaum derart als Lakaien der Konzerne vorführen lassen, zudem ist die Mehrheit der Bürger nicht für eine Laufzeitverlängerung.
Natürlich sehen sich auch Atomkraftgegner herausgefordert, zumal bekannt ist, dass viele der Atomkraftwerke oft über längere Zeit gar keinen Strom liefern. Greenpeace entgegnet nun, dass die Konzerne gerne ihre Drohung wahr machen könnten, es sei eine »gute Nachricht«. Zu Engpässen in der Stromversorgung würde es deswegen nicht kommen.
Die alten Atomkraftwerke Biblis A und B, Brunsbüttel, Neckarwestheim 1, Isar 1, Philippsburg 1 und Unterweser würden zusammen mit dem von Pannen geplagten AKW Krümmel gerade einmal 5,4 Prozent des Stroms produzieren. Die Stromproduktion dieser acht Atomkraftwerke sei 2009 gegenüber 2008 »um über 48 Terawattstunden (TWh) auf knapp 32 TWh drastisch zurückgegangen«, so Greenpeace. Dafür sei der Anteil der Erneuerbaren Energien schnell gewachsen. Allein 37 TWh seien letztes Jahr durch Windenergie produziert worden, also mehr als die Strommenge, die von den acht AKWs hergestellt wurde. Die Drohung mit zu erwartenden Engpässen bei Abschaltung der AKWs ist auch deswegen etwas albern, weil Deutschland 2009 14,3 TWh ins Ausland verkauft hat. Die restlichen neun AKWs könnten bis 2015 abgeschaltet werden. Die Organisation beruft sich dabei auf eine vom Aachener Institut EUtech für Greenpeace ausgearbeitete Studie.
Interessant dabei ist auch, dass Erneuerbare Energien schon jetzt mehr Strom liefern könnten, wenn die Konzerne nur die Netze entsprechend ausgebaut hätten, was sie aus eigenem Interesse verzögern, um die trägen Grundlastkraftwerke, zu denen nicht zuletzt die AKWs gehören, weiter betreiben zu können. Deswegen mussten Anlagen mit Erneuerbaren Energien immer wieder einmal vom Netz genommen werden. Weil die Betreiber der abgeschalteten Anlagen, vor allem Windparks, entschädigt werden müssen, schlagen die Konzerne die Kosten den Kunden drauf.
Die Antiatomkraft-Organisation ausgestrahlt kommentiert: »Ungewohnt freimütig haben die Konzernchefs zudem bestätigt, dass sich Atomkraft nur dann rechnet, wenn es keine relevanten Sicherheitsauflagen für die maroden Uralt-Meiler gibt und es bei den bisherigen großzügigen Steuerbegünstigungen bleibt.Wir appellieren an die Stromkonzerne, es nicht bei hohlen Worten zu belassen, sondern ihre Abschalt-Drohung endlich in die Tat umzusetzen.«
Florian Rötzer15.08.2010
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