Max Herrmann-Neisse (1886-1941) Walter Meckauer (geb. 1889)
RAST AUF DER FLUCHT WAFFENLOS ZWISCHEN DEN FRONTEN (XL)
Laß mich das Leben noch schmecken, Herr! Gib Erlösung den Sterbenden,
eh die Vernichtung uns trifft: Erbarme dich unser!
Gaskrieg, Marter, Verrecken, Herr! Gib Tröstung den Leidenden,
Bombe, tückisches Gift. Erbarme dich unser -
Sommerlich sind noch die Stühle
auf die Straßen gestellt, Herr, gib Hoffnung den Gefangenen,
Bilder, Farben, Gefühle, Erhöre uns.
Schmuck einer glücklichen Weit. Herr, gib Sanftmut den Kämpfenden,
Gönne mir noch diesen weichen, Laß unser Rufen zu dir dringen.
kindlich verspielten Genuß,
morgen vielleicht trifft zur gleichen Höre die Gerechten,
Zeit mich der tödliche Schuß. Höre die Friedfertigen,
Heut noch an Springbrunnen träumen Gedenke deiner Frommen.
in den tönenden Tag, Laß unser Schreien zu dir kommen!
sich an das Schöne versäumen Tue es um derer wegen, die guten Willens sind.
kurz vor dem Glockenschlag, ich auch der Fremdlinge, der Vertriebenen und Flüchtenden-
der das alles beendet,
dem letzten, den man vernimmt. Erbarme d
Was das Geschick dann sendet, Erbarme dich auch der vom Vater getrennten Kinder und der Frauen.
werde, wie es bestimmt. Erbarme dich der Gutgläubigen,
Heut laß zum letzten Male Behüte jene, die die Steige deines Weges bauen.
Herr! Gib Befreiung den Schmachtenden,
@irglos und froh mich hier sein, Rette uns.
fülle die gläserne Schale
mir mit Abschiedswein! Herr! Gib Licht den in Finsternis Wandelnden,
Wird sie geleert zerscherben, Errette sie.
war ich doch göttlich u Gast. Herr! Gib Linderung den Blutenden und Irrenden,
Gönne vor Kampf und Sterben Erlöse die Welt. Erlöse die Welt.
mir diese lindernde Ra,ti Erlöse von den Verwirrten
Die blutende Weit;
Sende einen Hirten,
Der von neuem hält
in treuen und gerechten Händen deine Herde.
Herr! Gib Heimat denen, die geächtet sind auf der Erdel
Erbarme dich unser -
Exaudi nos,
Dominet
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