»als einmal ein erlanger professor, der die anstatt [herzogshöhe] zu visitieren hatte, den patienten fragte, was ihm fehle, antwortete er: >ich habe halluzinationen.< als aber der professor weiter frag-
te: >was ist denn das?<, brach panizza ab mit den
werten: >das können sie in jedem Lehrbuch lesen.(«
(lippert, f., in memoriam oskar panizza, münchen 1926, p. 30 f.)
>anarchismus<: »gesteigerter, potenzierter idealismus« (der illusionismus und die rettung der persönlichkeit, Leipzig 1895, p. 60).
»ich bin anarchist, d. h. ich vertrete als künstler und denker das prinzip, dass es in der menschlichen natur impulse gibt, die gegenüber den sozjalen und staatenbildenden fähigkeiten, die man als herdeninstinkte bezeichnen mag, die tieferen entscheidenderen, das wesen des menschen eigentlich begründenden sind, und dass ihr hervorbrechen in form von individualistischer gewalt, verschwörung, umsturz, mord dann nötig erscheint und von selbst ausgelöst wird, wenn die sozjal-organisatorischen sich abgenutzt haben oder ihre verwendung zu staatenbildungen in verknöcherung und sterüität überzugehen droht<@ (tagebuch 65, p. 2).
blasphemie
und wahrheitskritik sind untrennbar. als antoriin artaud vor dreißig jahren pour en finir avec le jugement de dieu für den französischen rundfunk produzierte, scheiterte die Ausstrahlung der sendung nicht etwa am einspruch der kirche, sondern am niederreißen von sprachtabus, vor dem die rundfunkanstalt ihre hörerschaft - mit rücksicht
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auf deren sittliches empfinden - bewahren wollte. nicht in die Argumentation miteinbezogen wurde selbstredend artauds massive kritik am amerikanischen imperialismus und am sowjetischen stalinismus.
cerebral-paralise.
frühsümptom: häufige stimmungsän(lerungen und neigung zum weinen. »aber warum weint ihr auch ?( ) trinkt wenigstens einbecker hier, wie luther, als er vor dem reichstag erschien, und seine seele verzagen wolte. -« (psichopatia eriminalis, zürich 1898, p. 13)
da, wo ich wegzukommen suche, komme ich immer fester hin.
der aufständische ist atheistisch ... der protestant panizza nützt jede Gelegenheit - selbst in seinen erzählungen -, um die kirche, ihre symbole und ihren gekreuzigten gott zu verunglimpfen. doch er hasste die kirche und deren repräsentanten zu leidenschaftlich, um in seinem letzten lebensabschnitt nicht zu ihr zuirückzukehren. »ich, ein luth'rischer hund, conceritriere mein gefühl auf einen einzigen stoß und bete, wenn ich muß, und wenn mich mein innres antreibt.« (aus dem tagebuch eines hundes, Leipzig 1892) nebenbei: bei dem eifer von anstaltsgeistlichen ist die häufigkeit des Auftretens von religiösem wahn kein wunder.
denken ist immer eine schlimme sache. »sobald wir nur den hebel ansetzen, und das gehirn zu arbeiten beginnt, entsteht illusion« (der illusionismus. . . , p. 53).
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