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Nun ist das Leben, das man aus dem Abendzapping kennt,
auf einen Flügelschlag bei uns vorbeigekommen.
Ein Mieter ist gestorben, noch nicht lange eingezogen.
In seiner Wohnung fanden wir nicht viel, rund 55
gelebte Jahre, die in eine nicht zu große Mulde passen.
Fernsehn und DVD die einzig wahren Werte.
Er war, man glaubt es kaum, ein Heiratsschwindler:
Wir fanden ein Notizbuch voller Frauennamen,
die Nummern hatte er aus irgendwelchen Flirtkanälen
und hinter jedem Namen waren Zahlen beinotiert:
Das waren Nummern irgendwelcher Textbausteine,
die hat er ihnen dann als SMS geschickt:
»Hallo, Du schöne Unbekannte«, so und ähnlich
begannen diese Meldungen, auch dort im Hause
wo er zuletzt gewohnt hat, hatte er begonnen,
und sich 'für eine Woche' beinah tausend € ausgeliehen.
Jetzt ist er tot. Ich weiß noch nichts Genaues.
Man hat ihn wohl in Haltern (Ruhrgebiet) gefunden.
Drei Monatsmieten futsch, doch das ist jetzt egal.
Schon sonderbar, wie doch so manche Leben enden:
Kein Freund, kein Angehöriger, kein Hund, kein Herd, kein Buch.
Dafür ein einziger gekaufter Film, betitelt 'Alte Spalten'.
This was your life. How sadly, sadly, sadly.
Die Wohnung ist zum 1. 1. nächsten Jahres frei.
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