Wie jeder lebendige Organismus ist auch der Blaster einem Zyklus unterworfen. Eigentlich sogar vielen verschiedene Makro- und Mikrozyklen, aber da kann ich nach einem halben Jahr noch nichts zu sagen. Der normale Tageszyklus eines Blasters jedenfalls stellt sich für mich so dar:
Morgens, wenn er gegen 7, 8 Uhr erwacht, finden sich gehäuft selbstkritische Betrachtungen. Das hängt wohl mit dem über Nacht gesunkenen Serotoninspiegel zusammen und der Tatsache, daß man um diese Zeit mit eher wenig Mitlesern zu rechnen hat, und die Einträge bis zum Eintreffen der anderen bereits in tiefergelegene Sedimentschichten gespült wurden.
Dann, bis zum frühen Nachmittag das Plath-Syndrom: Orpheus gegen Klementine. Betrachtungen über Alltagstätigkeiten, auf mit Autonomiewünschen gekoppelt. Maschine Wäsche rein und wieder an den Computer.
Dann bis vier eine nervige, kalauernde Phase, die die Heimkehr der Schüler signalisiert, gemischt mit Hochwertigerem von unbeaufsichtigten Internetarbeitsplatzhirschen.
Dann die Heimkehr der Werktätigen, die zum Spannungsabbau gerne mit Gewaltphantasieen und Systemkritik operieren.
Zwischen 20 und 22 Uhr zahlreiche Beiträge, die sich mit dem Essen befassen, ein Indiz dafür, daß entgegen ärztlichem Rat immer noch die meisten Menschen zu dieser Zeit ihre Hauptmahlzeit haben. Essen schlägt aufs Gehirn positiv wie negativ.
Dann Beginn der Rush-Hour. Alles trifft sich und geht durcheinander, das schnelle Verschwinden der einzelnen Beiträge ist Antrieb oder Selbstverständlichkeit. Solides Handwerk überwiegt, aber auch eine bis Mitternacht zu beobachtende Häufung von Themen, die sich mit Formen der Selbstintoxikation befassen.
Deren Folgen werden dann nach O Uhr sichtbar. Dadageklingel und Sexphantasieen rücken immer stärker ins Bild, um den Blaster dann ab spätestens drei Uhr in seinen nie ganz tiefen, aber notwendigen Schlaf zu lallen.
Und zwischen all dem Dauerblaster und Outputmonster, die ihr möglichstes geben, dieses ohnehin sehr schematische Bild vom Zyklus des Blasters auf das kreativste durcheinanderzuschreiben.
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