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Zossen

Zossen ist eine amtsfreie Stadt im Landkreis Teltow-Fläming (Brandenburg). Die heutige Stadt entstand im Jahre 2003 durch die Eingemeindung mehrerer Nachbarorte. Zossen ist wie sehr viele Ortschaften in Brandenburg ursprünglich eine slawische Gründung. Es war im Mittelalter Hauptort einer kleinen Adelsherrschaft (Herrschaft Zossen), die 1490 vom brandenburgischen Markgrafen Johann Cicero erworben und in ein Amt umgewandelt wurde.
Inhaltsverzeichnis

1 Geographische Lage
2 Geschichte
2.1 Stadtgliederung
2.2 Eingemeindungen
2.3 Bevölkerungsentwicklung
3 Politik
3.1 Stadtverordnetenversammlung
3.2 Bürgermeister
3.3 Wappen
3.4 Städtepartnerschaften
4 Sehenswürdigkeiten
5 Wirtschaft
6 Sport
7 Söhne und Töchter der Stadt
8 Einzelnachweise
9 Weblinks

Geographische Lage

Das Zentrum der Stadt Zossen liegt rd. 20 km südlich der Berliner Stadtgrenze an der B 96. Das Stadtgebiet umfasst insgesamt 17.957 ha und grenzt im Norden an das Gebiet der Gemeinde Rangsdorf, im Nordosten und Osten an die Stadt Mittenwalde, im Südosten an das Amt Schenkenländchen, im Süden an die Stadt Baruth/Mark, im Südwesten an die Gemeinde Am Mellensee, im Westen an die Stadt Trebbin und im Nordwesten an die Stadt Ludwigsfelde. Der Ortsteil Zossen (mit Gemeindeteil Dabendorf) hat 2.859 ha.

Der Nottekanal verläuft mitten durch das Stadtgebiet. Die frühere Burg, das heutige Schloss Zossen lag auf einer Talsandinsel zwischen zwei Armen der Notte; der südliche Arm ist verlandet und z.T. verfüllt.
Geschichte

Wie Urnengrab-Funde nördlich der Weinberge im Jahr 2007 belegen, war das Gebiet um Zossen bereits zur Bronzezeit besiedelt. Der Name Zossen leitet sich vermutlich von der slawischen Bezeichnung für die Kiefer ab (sosny); hiervon leitet sich das Stadtwappen ab. Urkundlich wird der Ort erstmals 1320 erwähnt als Sossen, Suzozne, Zozne. Die im Nordwesten der Stadt liegende frühdeutsche Burg hatte als Vorgänger offensichtlich einen slawischen Burgwall in typischer Talinsellage am Notte-Übergang.

1546 verlieh Kurfürst Joachim II. dem Ort weitreichende Gerechtigkeiten und Privilegien.

Nach der Kommunalreform in Preußen von 1808 und der damit einhergehenden Bildung von Gemeinden wurden 1809/1810 die Wohnplätze Kietz und Weinberge zu Zossen eingemeindet. Auf dem Kietz wurde 1885 ein Denkmal für die Gefallenen der Kriege 1864, 1866 und 1870/1871 eingeweiht. Durch einen Anbau wurde 1906 die Schule am Kirchplatz vergrößert.

1875 erhielt Zossen Anschluss an die Berlin-Dresdner Eisenbahn, ebenso lag es an der parallel zu deren Strecke geführten Militär-Eisenbahn. Auf der letzteren wurden von 1901 bis 1904 zwischen Zossen und Berlin-Marienfelde Schnellfahrtversuche mit elektrischen Lokomotiven und Triebwagen durch die Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen durchgeführt. Dazu wurde die Strecke neben dem Gleis mit einer mit Drehstrom gespeisten Oberleitung ausgestattet. Ein Triebwagen der AEG stellte hier mit 210 km/h den damaligen Geschwindigkeitsrekord für Fahrzeuge auf.

Seit 1910 entwickelte sich zwischen Zossen und Wünsdorf ein großes Militärgebiet. Im Ersten Weltkrieg waren hier im so genannten „Halbmondlager“ muslimische Kriegsgefangene untergebracht, die bei der russischen, britischen und französischen Armee gekämpft hatten. Diese Gefangenen kamen aus Innerasien, Nord- und Westafrika und Indien. Für sie wurde sogar eine Moschee aus Holz errichtet. Man wollte die Gefangenen durch gute Behandlung und propagandistische Beeinflussung für die deutsche Seite einnehmen. Fernziel war auch die Auslösung von Aufständen in der moslemischen Welt gegen Deutschlands Kriegsgegner. Diese Pläne wurden allerdings dann aufgegeben. Im Weinbergelager wurden sonstige französische und russische Kriegsgefangene untergebracht.

Nach der Machtergreifung durch die NSDAP wurden 1933 in Zossen 60 Sozialisten und Kommunisten inhaftiert und auf dem Schulhof am Kirchplatz von SA-Mannschaften misshandelt, die dort ein frühes Konzentrationslager einrichteten. 32 von ihnen wurden kurze Zeit später in das KZ Oranienburg überführt, darunter Alfred Schulz und Alfred Heintz. Der Diakon Emil Phillip, der schon im Jahr zuvor vor drohenden Veränderungen der evangelischen Gemeinde gewarnt hatte, wurde auf Betreiben Pastor Eckerts versetzt.

1934 wurde das Rathaus erweitert.

Von 1936 bis 1945 hatte das Oberkommando des deutschen Heeres sein Hauptquartier in Zossen (Ortsteil Wünsdorf). Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Militärgelände von den sowjetischen Streitkräften übernommen, die hier bis 1994 stationiert waren. Seither wird das Gelände zivil genutzt.

Mit der Gebietsreform in der DDR wurde Zossen Kreisstadt des neu gebildeten Kreises Zossen, nachdem es seit 1818 zum Landkreis Teltow gehört hatte. 1994 wurde der Kreis Zossen wieder aufgelöst, seither gehört die Stadt zum Landkreis Teltow-Fläming.

1956 wurde der Stadtpark angelegt.

Im November 2008 wurden vor dem Haus Berliner Straße 11 im Zentrum der Stadt Stolpersteine zum Gedenken an die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordeten Bewohner verlegt. Dabei wurde ein städtischer Mitarbeiter von einem Holocaustleugner tätlich angegriffen. Der Holocaustleugner betrieb in der Folgezeit in diesem Haus ein Geschäft.[2] Im Januar 2010 brannte das von dem gegen rechtsradikale Umtriebe in der Stadt engagierten VereinZossen zeigt Gesichtgenutzte Haus der Demokratie aufgrund Brandstiftung durch einen jugendlichen Rechtsradikalen ab, die Reste wurden wenige Wochen später abgerissen.[3]. Der jugendliche Rechtsradikale wurde aufgrund mangelnder Reife freigesprochen[4]. Daniel T., der den Täter angestiftet hatte, wurde am 1. Dezember 2011 u.a. wegen Anstiftung zur Brandstiftung und Volksverhetzung zu 3 Jahren und 8 Monaten Haft verurteilt.[5] In diesem Zusammenhang erhielt Zossen im Februar 2013 erneut bundesweite Aufmerksamkeit, als das ZDF in der Sendereihe 37° über die Arbeit einer dortigen Bürgerinitiative gegen Rechtsradikalismus berichtete.[6]
Stadtgliederung

Nach der Hauptsatzung von 2009[7] besteht Zossen aus folgenden Orts- und Gemeindeteilen

Glienick mit Gemeindeteil Werben
Horstfelde (bis 20. Oktober 1937: Dergischow[8])
Kallinchen
Lindenbrück mit den Gemeindeteilen Funkenmühle und Zesch am See.
Nächst Neuendorf
Nunsdorf
Schöneiche
Schünow
Wünsdorf mit den Gemeindeteilen Neuhof und Waldstadt
Zossen mit Gemeindeteil Dabendorf

sowie den Wohnplätzen Ausbau, Buckowbrücke, Schöneicher Plan, Siedlung am Motzener See, Siedlung Horstfelde und Waldsiedlung.[9]
Eingemeindungen

Dabendorf wurde am 1. Januar 1974 eingemeindet.[10] Am 26. Oktober 2003 vergrößerte sich die Stadt Zossen nach dem Gemeindegebietsreformgesetz vom 24. März 2003 um die Gemeinden Glienick, Kallinchen, Nächst Neuendorf, Nunsdorf, Schöneiche und Wünsdorf.[11]
Bevölkerungsentwicklung

Die beiden folgenden Grafiken zeigen, wie sich die Bevölkerung Zossens in seinen heutigen Grenzen entwickelt hat und voraussichtlich entwickeln wird. In der Zeit des Nationalsozialismus siedelten sich die Familien der stationierten Militärs an und führten zu einem deutlichen Bevölkerungsschub. Da in Zossen keine wichtige Produktion angesiedelt war und sich der Wohnungsbau der DDR auf die Haupt- und Bezirksstädte konzentrierte, ging die Bevölkerung der Stadt zurück. Seit der Wende führt die Umnutzung des ehemaligen Militärgeländes und die Berlin-Nähe zu einem Wiederanstieg der Bevölkerung. Für die Zukunft bis 2030 sagen die Statistiker des Landesamtes einen Rückgang der Bevölkerung voraus, während die Bertelsmann-Stiftung noch mit einem leichten Zuwachs rechnet.

Bevölkerungsentwicklung in den heutigen Grenzen seit 1875

Prognosen der Bevölkerungsentwicklung

Prognose der Altersstruktur

Politik
Stadtverordnetenversammlung

Die Stadtverordnetenversammlung (SVV) in Zossen besteht aus 29 Mitgliedern[12] und setzt sich seit der Kommunalwahl am 28. September 2008 aus den folgenden Fraktionen zusammen:

SPD-Fraktion mit 5 Abgeordneten
CDU-Fraktion mit 3 Abgeordneten
Fraktion Bündnis90/Die Grünen - FDP mit 2 Abgeordneten
Fraktion Die Linke mit 5 Abgeordneten
VUB-Fraktion mit 4 Abgeordneten
Plan B-Fraktion mit 9 Abgeordneten

Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung ist Karola Andrae (FDP).
Bürgermeister
ehemaliges Zossener Stadtwappen (bis 1996)

Bürgermeisterin von Zossen ist Michaela Schreiber von Plan B. Sie setzte sich am 16. November 2003 in der Stichwahl mit 63,5 % gegen Hans-Jürgen Lüders durch. Bei der Stichwahl am 11. September 2011 verteidigte sie ihr Amt mit 55% gegen Carsten Preuß (SPD/Linke).[13]
Wappen

Das Wappen wurde am 16. Oktober 1996 genehmigt und nach den Eingemeindungen 2003 am 22. Juni 2004 als bestehendes Wappen bestätigt.

Blasonierung: „In Silber zwischen einem jeweils querliegenden roten Baumstamm mit abgeschnittenen Ästen und dreizackigen schwarzen Fischspeer wachsend eine rote Kiefer mit grüner Krone.“[14]
Städtepartnerschaften

Partnerstädte der Stadt sind Wittlich in Rheinland-Pfalz und die Stadt Delbrück aus dem Kreis Paderborn in Nordrhein-Westfalen.
Kirche in Zossen
Bahnhof Zossen
Sehenswürdigkeiten

Die als barocker Quersaalbau ausgeführte Dreifaltigkeitskirche mit Grundstein vom 24. Mai 1734 auf dem Fundament eines Vorgängerbaus aus Fachwerk wurde 1938 renoviert. Kanzel und Altar der Kirche befinden sich in der Mitte des Raumes, gegenüber dem Turm.

Im Ortsteil Wünsdorf befindet sich innerhalb des ehemals von den sowjetischen Streitkräften genutzten Areals eine der wenigen Bücherstädte Deutschlands. Am Großen Wünsdorfer See liegt das Strandbad Zossen-Wünsdorf.

81 Meter hoher Fernmeldeturm aus Stahlbeton östlich von Glienick bei 52°15'16»N 13°23'52«E, erbaut 1960. Das Gelände um den Turm, der durch die Bundesnetzagentur betrieben und bewirtschaftet wird, soll zu einem Freizeit-, Sport- und Erholungspark umgestaltet werden.

Siehe auch: Liste der Baudenkmale in Zossen mit den in der Denkmalliste des Landes Brandenburgs eingetragenen Baudenkmalen.

Unter dem Namen Erlebnisbahn Zossen-Jüterbog verkehren seit 2003 Draisinen vom Bahnhof Zossen aus auf der Trasse der ehemaligen Militär-Eisenbahn. Diese Erlebnisbahn gehört neben der Flaeming-Skate zu den touristischen Attraktionen der Region, sie ist zudem mit 40 Streckenkilometern die längste Draisinenstrecke Deutschlands.[15]
Wirtschaft

Das Unternehmen Energiequelle GmbH plant, 2011/12 in der Nähe des Ortsteils Kallinchen 30 Windkraftanlagen von 185 Meter Höhe zu errichten. Dagegen hat sich eine Bürgerinitiative Freier Wald e. V. gebildet. In dem betroffenen Wald leben mit Rotmilanen und Fledermäusen durch Windräder gefährdete Tierarten. Auch wird eine „Verschandelung der Landschaft“ befürchtet.[16]
Sport

Am Motzener See in der Nähe des Ortsteiles Kallinchen findet die größte und beliebteste Triathlonveranstaltung im Land Brandenburg, der Kallinchen Triathlon statt. Im Jahr 2009 folgte die 19. Auflage, der von der Triathlon-SG Bund organisierten Veranstaltung.
Söhne und Töchter der Stadt

Franz Rieger (1812–1885), Orgelbaumeister und der Begründer der Orgelbaufirma Franz Rieger & Söhne, Jägerndorf
Karl Friedrich August Lehmann (1843–1893), Stenograf und Systemerfinder der Stenotachygraphie
Walter Budeus (1902–1944), Widerstandskämpfer und Kommunist
Roy Präger (* 1971), ehemaliger Fußballprofi
Niklas Birr (* 1974), Rallyefahrer
Ina Paule Klink (* 1979), Schauspielerin und Sängerin
Katharina Wüstenhagen (* 1983), Rallyebeifahrerin
Stefan Lupp (* 1978), Fußball-Schiedsrichter

Einzelnachweise

Bevölkerung im Land Brandenburg nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden 31. Dezember 2012 (XLS-Datei; 83 KB) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu)
Jan Bosschaart: Zossener Stolpersteingegner ist gerichtsbekannter Holocaust-Leugner. In: Märkische Allgemeine, 26. November 2008
Stefan Berg: Rechtsextremer gesteht Brandanschlag in Zossen. Spiegel Online, 29. Januar 2010
Der Kuchen ist gebacken“/Neonazi verurteilt. Märkische Allgemeine vom 1. Dezember 2011; Abgerufen am 10. Juli 2012
Jens Blankennagel: Neonazi aus Zossen muss für fast vier Jahre in Haft. In: Berliner Zeitung, 1. Dezember 2011
http://www.zdf.de/37-Grad/Ich-lass-mich-nicht-vertreiben-26087646.html
↑ Hauptsatzung der Stadt Zossen vom 4. März 2009 (PDF; 43 kB)
Statistik des Deutschen Reichs, Band 450: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I, Berlin 1939; Seite 249
↑ Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg - Zossen
Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
Viertes Gesetz zur landesweiten Gemeindegebietsreform betreffend die Landkreise Havelland, Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming (4.GemGebRefGBbg) vom 24. März 2003, § 19
http://www.zossen.de/politik/stadtverordnetenversammlung.html
Ergebnis der Bürgermeisterstichwahl in Zossen
↑ Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
↑ Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 17. August 2006, S. 17
David Klaubert: Kallinchen. Lokaler Klimawandel. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. Februar 2011

Weblinks
Commons: ZossenSammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Zossen in der Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte

Zossen im Netz



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