"Im Fernsehjournalismus überwiegen die Ausrufezeichen, echte Fragezeichen sind selten geworden. Zu Ausrufezeichen sollten Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalisten aber ein sehr differenziertes Verhältnis entwickeln, schon wegen der Schadensbegrenzung.
1983 schrieb Wade Davis, ein blonder Abenteurer und Ethnobiologe an der berühmten Harvard-Universität, eine Doktorarbeit über haitianische Zombies und das Gift des Kugelfisches, des Fugu. Dieses geheimnisvolle Nervengift lähmt die Muskeln, seine Opfer bleiben bei vollem Bewußtsein, bis das Gift die Atemmuskeln erreicht hat und sie an Sauerstoffmangel ersticken. Davis hatte die Voodoo-Kultur auf Haiti studiert und behauptete beweisen zu können, daß die merkwürdigen Phänomene, die Zombies, die dort angeblich immer wieder auftauchten, auf den Verzehr von Kugelfisch zurückzuführen seien. Das Fugu-Gift bewirke den Scheintod von Menschen, die erst begraben würden und, wenn sie Begräbnis und Gift überlebten, als Zombies über die Insel geisterten. Diese fantasievolle Geschichte trug ihm den Doktorhut ein und der Rechteverkauf ein kleines Vermögen: Hollywood ließ die »Fugu-Zombies« verfilmen. Die Geschichte, die auch in den amerikanischen und britischen Medien gefeiert wurde, fiel jäh in sich zusammen, als ABENTEUER WISSENSCHAFT erfuhr, daß Davis´ »Voodoo-Pulver« von mehreren Labors in Tokio, Stockholm und New York untersucht worden war, aber nirgendwo das Kugelfischgift nachgewiesen werden konnte. Der Doktorand wußte das, hatte es aber verschwiegen. Harvard goes Hollywood."
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