"Ich bin mehr eines Baumes als eines Arbeiters Bruder,
ich spüre mehr den vermeintlichen Schmerz des Meeres beim Ausrollen auf den Strand
als den wirklichen Schmerz geschlagener Kinder –
(ah, wie falsch ist das, arme, geschlagene Kinder –
und warum dieser eilige Wechsel meiner Empfindungen?)
Ich, ein ununterbrochenes Zwiegespräch,
ein unverständlich lautes Reden, tief in der Nacht auf dem Turm,
wenn die Glocken sanft schwingen, ohne daß eine Hand sie anrührt,
und es uns traurig stimmt, daß das Leben auch morgen weitergeht.
Ich, wörtlich ich,
ich, metaphorisch ich,
ich, der Empfindungsdichter, vom Zufall
zu den untadeligen Gesetzen des Lebens entsandt,
ich, von Beruf Zigarettenraucher,
ein Mensch, der Opium raucht und Absinth trinkt, aber im Grunde
vorzieht, ans Opium zu denken statt es zu rauchen,
und es besser findet, Absinth zu betrachten statt ihn zu trinken...
Ich, der höhere Spätling ohne Seelenarchive,
ohne Persönlichkeit von erklärtem Wert,
ich, der feierliche Erforscher nichtiger Dinge,
imstande, in Sibirien zu leben, um es verwünschen zu können,
ich finde, es macht nichts, wenn ich dem Vaterland keine Bedeutung beimesse,
weil ich ja keine Wurzeln besitze wie ein Baum, und darum habe ich keine Wurzeln..."
Fernando Pessoa
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