Das Ziegenblasen ist ein uralter Schweizer Brauch, der jedoch heute nur noch in den Kantonen Waadt und Innerhoden praktiziert wird. Die kräftigsten Burschen des Ortes - in einigen Ortschaften wählen die Mädchen zuvor die bestaussehendsten Männer - versammeln sich auf dem Dorfplatz, wo jedem von ihnen eine Ziege, welche noch nicht geworfen haben darf, ein 'Jüngfernhippli' zugeführt wird. Der sogenannte Geißenobmann, zumeist ist dies der Dorfälteste, verschließt jeder der Ziegen Maul und Nüstern mit einem Tuch, welches die Frauen des Dorfes im Jahr zuvor aus dem Flachs gesponnen haben, der zur Elisabethnacht noch auf dem Felde verblieben ist. Nun gilt es für die Burschen, ihre zugewiesene Ziege durch das heftige Einblasen von Luft zum Zerplatzen zu bringen, bevor diese an den Folgen der vorderseitig unterbrochenen Luftzufuhr erstickt. Der Sieger wird für das betreffende Jahr zum »Geißenbläser« ausgerufen und erhält drei Fässer Bier; zudem muß ihm jeder Dorfbewohner das ganze Jahr unentgeltlich Ziegenkäse und die jüngste Tochter zur Verfügung stellen, 'so sie bereyts im bluote staht', wie es in einer alten Appenzeller Handschrift heißt. Wie nicht anders zu erwarten war, wurde dieser Brauch in der jüngsten Neuzeit scharf kritisiert; bekannt wurde DirkBachs Fotoshooting für PETA unter der Devise 'Lieber schwul als Ziegenblasen', unter Verweis auf die regionale Begrenztheit und den historischen Charakter der Veranstaltung wurden jedoch bislang alle Verbotsanträge von der Obmannschaft abgewiesen.
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