Kochsendungen stellen neben Kerner/Beckmann– und Tiersendungen den Hauptanteil am deutschsprachigen Fernsehprogramm, vermutlich, weil sie so preiswert zu produzieren sind. Sie sind ja auch wirklich denkbar simpel angefertigt: Irgendeinem weißgekleideten Pummel in der Lebensmitte oder einem dekorativ angeschmuddelten Junghippie werden eine Reihe von Kochgeräten und Nahrungsmitteln vor die Nase gestellt und ein Moderator und/oder Prominenter gesellt sich als Jubelperser dazu. Folgt eine halbe Stunde Gewusel in einer Küche, die bis zum letzten Handgriff ordentlicher und vor allem sauberer aussieht als die durchschnittliche Zuschauerküche nach dem Frühjahrsputz und ein unverbindlich Ping-Pong aus Küchenlatein: »Wieso schüttest Du sie jetzt in kochendes Wasser, Vincent?« »Nudeln werden auf diese Art weich, Susanne. Du kannst auch einen halben Teelöffel Salz ins Kochwasser geben...« »Mein Olivenöl stammt von einer Kooperative in Friaul, die aus einem offenen Psychiatrieprojekt entstanden ist. Und du schmeckst auch, dass mit den Oliven bei der Pflückung geredet wurde.« Als Zuschauer staunt man gelangweilt vor der Glotze rum, die Rezepte bleiben im Detail meist eh nicht haften, und beim nächsten Einkauf trägt das wuselige Gebeier dann meist Früchte in der Art, dass man ein Gläschen Madagaskar-Vanille, einen Zestenreißer und ein Döschen Tamarindenextrakt erwirbt, wofür dann meist keine Verwendung ist, weil man beim Supermarkt keine vietnamesische Fischmilch bekommen hat. Flugs reißt der Alltag wieder ein, zwischen Miracoli und Dany plus Sahne hat man den netten dicken Fernsehkoch schnell wieder vergessen und erst ein halbes Jahr später, beim großen Kühlschrankpogrom, stößt man auf ein unansehnliches Päckchen (»Was wollte ich damit denn kochen?«), das der braunen Tonne eine exotische Note verleiht. Und der Zestenreißer? Wandert, wenn seine Funktion längst vergessen ist, in die Schublade mit dem Sonderbesteck, wo schon ein Kapernhobel und sechs Pellkartoffelgäbelchen, ein Göffel und zwei geschenkte Lachsmesser ihrer Entrümpelung entgegensehen. Wie gut, dass Stahl nicht stinkt.
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