Fortsetzungsgeschichte
Einen Tag und eine Nacht lang brannten die Vorstädte. Dann begann die Belagerung der
Innenstadt, die mit ihren hohen Steinmauern und mächtigen Tortürmen das ernstere Hindernis
für die Barbaren darstellte.
Anfangs versuchten sie es wieder mit ihren Rammen und den kleinen
Belagerungsgeschützen, doch dazu bot das Terrain - die qualmenden Ruinen der Vorstadt -
denkbar ungünstige Voraussetzungen.
Mag sein, die Hunnen kamen zur Vernunft. Mag auch sein, sie hatten inzwischen all jene
Sklaven totgeprügelt, die rechnen und mithin Belagerungsmaschinen bauen konnten.
Jedenfalls fand Attila nach ein paar Tagen heraus, wie er mit primitiver Technik seinen
größten Vorteil ins Spiel bringen konnte: die schier unerschöpfliche Zahl seiner Krieger. Die
Hunnen bauten Leitern. Hunderte Leitern. Jede mit fünfzig Mann Besatzung.
An den oberen Sprossen - aber auch wiederum nicht so hoch, daß wir sie von den
Mauerkronen durchschneiden konnte - verknoteten sie Seile. Unten an den Mauern im toten
Winkel, standen Männer, die die Seile fest anzogen, so daß es uns unmöglich war, die
angelehnten Sturmleitern umzustürzen. Einige Angreifer erwischten wir mit Steinen, mit
kochendem Wasser oder siedendem Öl. Da wir hierzu aber unsere Deckung verlassen
mußten, kostete das auch uns Opfer, denn tausende Hunnen deckten die Zinnen des
bestürmten Mauerabschnitts unermüdlich mit ihrem Pfeilhagel ein. Nur ganz selten konnten
wir eine Leiter umstürzen. So blieb uns keine andere Wahl, als uns auf der Mauerkrone den
Angreifern zu stellen. Doch für jeden, den wir oben erledigten, sprangen unten hundert neue
auf die Sprossen, während unsere Kräfte zusehends schwanden.
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