Krebs macht frei
Zur Hölle mit den Zensoren!
Kapitel 1: Kalt erwischt
Kapitel 2: Ein eifriger Beamter
Kapitel 3: Die Festung der Sittlichkeit
Kapitel 4: Der Moralprediger
Kapitel 5: Kampf der Macht!
Achtung: Dieser Text enthält Passagen mit extremer Gewaltdarstellung und versucht, die Denkweisen eines Menschen nachzuempfinden, der durch seine Umgebung zu dem wurde, was man gemeinhin als »Psychopathen« bezeichnet. In keiner Weise dienen die im Text geschilderten ethischen Vorstellungen und Handlungsweisen als Vorbild für die Realität. Es ist eine Gruselgeschichte, keine Handlungsanleitung für die Wirklichkeit! Alle in der Geschichte vorkommenden Personen und Handlungen sind erfunden; Ähnlichkeiten mit Dingen, Ereignissen oder Personen der Realität sind zufällig, können aber nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden.
Kapitel 1: Kalt erwischt
An diesem kalten Herbstabend saß Peter Möhrig noch lange grübelnd vor seinem Computer, während am Rande nebenher der Fernseher lief. Wieder war eine seiner Lieblingsseiten, auf denen er sich kunstvoll hergestellte Splatterfilme, blutige Bilder und morbide Geschichten ansah, auf Weisung von vorgeblichen »Jugendschützern« geschlossen worden. Die zunehmende Anwendung der Zensurgesetze machte es für ihn immer schwieriger, an die Sachen heranzukommen, die er so liebte. Zwar war er schon einundzwanzig Jahre alt, aber weder er, noch die Anbieter der Gruselkultur sahen die Möglichkeit, mit vernünftigem Aufwand die Ansprüche der staatlichen Zensur zu erfüllen. Seine Filme wurden indiziert oder gleich beschlagnahmt, in seinen Computerspielen gab es nur noch grünes oder schwarzes Blut und absurde Robotergegner statt kämpfender Menschen. Ja, früher konnte man sich noch die Bloodpatches herunterladen, um die Zensur rückgängig zu machen, aber mit einer Serie von Razzien und Seitenschließungen, die selbst vor ausländischen Rechnern nicht halt machten, verschwand diese Möglichkeit. Er spürte wieder den Schmerz in seinem Bauch, der ihn nun schon seit Wochen immer stärker quälte. Für morgen hatte er einen Termin bei der Kernspintomographie, welche die Ursache dieses Schmerzes klären sollte, die sein Hausarzt nicht finden konnte. Gerade lief im Fernsehen wieder eine dieser spätabendlichen Talkshows, und er sah Gunnar Speckschwein, diesen widerlichen, autoritären Politiker aus Bayern, zum Thema Medienpolitik schwadronieren. Auf der anderen Seite der Runde saß Werther Hohlbauer, ein zweifelhafter Medienwissenschaftler, der schon vor vierzig Jahren gegen Comics und Rock'n Roll kämpfte und dessen Hauptanliegen ein völliges Fernsehverbot für Kinder war, die seiner Meinung nach nur noch mit Stöcken und Steinen spielen sollten. Hohlbauer betonte mit erhobenem Zeigefinger, dass man gewalttätige Computerspiele nicht nur indizieren, sondern auf jeden Fall ganz verbieten müsse. Speckschwein stimmte zu und forderte auch noch ein Totalverbot für Pornos und für die öffentliche Darstellung weiblicher Brüste. Von den anderen Teilnehmern der Talkrunde kam nur wenig Widerspruch, und es schien, wie so oft unter Politikern, Konsens zu sein, dass diese Dinge schädlich waren und deshalb verboten gehörten. Natürlich konnte Peter sich nicht daran erinnern, dass ihn ein Computerspiel oder ein Film je ernsthaft gefährdet hätte, anders als etwa Autos auf der Straße, Gifte oder die üblen Typen, die ihm manchmal nach der Schule aufgelauert hatten, um ihn zu verprügeln. Doch die Politiker und Medienleute waren eine geschlossene Gesellschaft, die ihn nicht fragte und die Gesetze über seinen Kopf hinweg beschloss. Als dann Hohlbauer wie zum gemeinsamen Schluss die Parole »Weg mit dem Schund!« in die Runde rief, flog ein Pantoffel mit lautem Knall gegen die Scheibe des Fernsehers. Sollten die doch endlich mal die Leute fragen, die Ahnung von den Sachen haben, nicht die Spießer und Pseudo-Experten, die diese Kultur ohnehin nicht interessiert! So stellte er die Geräte aus, um sich für die Nacht vorzubereiten. Vor dem Schlafen gehen hörte er noch mal den Song auf einer seiner Lieblings-CDs. Er handelte von einer Virusepidemie, die wegen ihrer Symptome etwas unrichtig als Krebs bezeichnet wurde, und von Kranken, die in Krebskolonien zum Sterben abgeschoben werden. Im Text wurde eine Person beschrieben, die im Wahn der Krankheit aus dem Lager flieht und die letzten Gesunden niedermetzelt, begleitet von eindringlichen Rufen: »Kraft durch Krebs« und »Krebs macht frei!«. Als das Lied durch gespielt war, stellte Peter die Anlage und das Licht aus und legte sich schlafen.
Als er erwachte, war ihm gar nicht wohl zumute; der Schmerz drückte stärker denn je auf seinen Bauch. Die Morgendämmerung kam draußen gerade durch, aber die Sonne war noch nicht aufgegangen. Peter sah auf die Uhr und bemerkte: »Oh, zehn nach Acht, ich muss mich beeilen!«. Schon um neun Uhr war sein Termin im Krankenhaus. Er machte sich fertig und auf den Weg und kam rechtzeitig in der Klinik an. Die Radiologieabteilung befand sich im Keller, wo er zwischen endlosen Rohrleitungen und nackten Betonwänden hin zur Radiologie stapfte. Nach einiger Zeit im schon etwas heruntergekommenen Wartezimmer, wo nur ein paar uralte Klatschzeitschriften mit Geschichten über Adelshäuser und Prominente dürftige Unterhaltung boten, wurde er in den Radiologie-Raum gerufen. Er musste sich ausziehen und in die Röhre legen, damit der Apparat sein Körperinneres aufzeichnete. Als er mitten in der Maschine war und nur noch die zylindrische Enge um sich hatte, fühlte er sich wie lebendig begraben. Am Ende kam er wieder heraus, und die Krankenschwester bedeutete ihm, sich nieder zu setzen. Der Raum war in kargem Weiß gehalten; außer den Apparaten gab es hier nur kalt wirkende Möbel aus weißem Kunststoff und Stahlrohr. Er strahlte Bunkeratmosphäre aus, schien so, als könne man hier unten den dritten Weltkrieg überstehen.
Peter hörte aus dem Nebenzimmer Gespräche, und sie schienen sorgenvoll zu klingen, nach »au weia!« und »der macht's nicht mehr lange«. Dann bat ihn der Arzt hinein und hatte in der Tat ein sorgenvolles Gesicht. Sein Monitor zeigte eine Aufnahme, und darauf war in Peters Bauch ein großer Klumpen zu sehen. »Ja...«, der Arzt zögerte zu sprechen, »das da ist Darmkrebs, und der ist schon sehr weit fortgeschritten. Ich muss Ihnen sagen, es gibt keine Hoffnung mehr!« Peter stand schweigend daneben und registrierte regungslos die Ausführungen des Arztes, der mit den Fingern auf dem Monitorbild herumfuchtelte. »Der Krebs hat schon stark die Darmwand angefressen, und wenn sie zerstört wird, ist es aus.« »Wie viel Zeit habe ich noch?«, fragte Peter den Doktor, der im weißen Kittel auf dem Stuhl vor dem Monitor saß. »Genau kann ich es nicht sagen, aber ich schätze mal, wenn es hoch kommt, vier bis sechs Wochen. Vielleicht auch nur zwei, vielleicht platzt der Darm ja auch schon in den nächsten paar Stunden. Aber wahrscheinlich geht es noch einen guten Monat so.« Peter war geschockt. Noch eben hatte er mitten im Leben gestanden, der Tod war Lichtjahre entfernt. Und nun sollten ihm nur noch ein paar Wochen bleiben. »Könnte es nicht sein, dass das Ding da irgend etwas anderes ist?«, fragte er den Arzt, während er mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den Tumor zeigte, der als hässliche Wucherung auf dem Bildschirm zu sehen war. »Nein, sicher nicht!«, entgegnete ihm der Arzt, und er schien etwas beleidigt, dass jemand seine Fachkenntnisse anzweifelte. Trotz, oder gerade wegen der fatalen Situation wechselten sie kaum Worte, Peter nahm die Aufnahmen, die für seinen Hausarzt bestimmt waren, und ging los, weg aus dem Krankenhaus. Eine Weile ging er durch die bunkerartigen Gänge, die ihn in die passende Endzeitatmosphäre einhüllten. Als er herauskam, strahlte die Sonne von einem blauen Himmel, die Straßen waren in Kälte gehüllt, von der Sonne grell erleuchtet. Ein schöner Herbsttag, aber für Peter mischte sich der Eindruck strahlender Sonne mit depressiver Endzeitstimmung, in der er sich auf den Weg zu seinem Arzt machte.
Der Hausarzt bedauerte den Befund, denn in so jungen Jahren hatte auch er es noch nicht gesehen, dass jemand so von einer Krankheit dahin gerafft wurde. Er verschrieb Peter Schmerzmittel, mit denen er den Tumorfraß leidlich ertragen konnte. Bevor Peter ging, gab er ihm noch einen Ratschlag: »Herr Möhrig, nutzen Sie die Zeit, die Sie noch haben! Machen Sie etwas Schönes, was Sie sich schon immer gewünscht haben. Ich habe schon einige Patienten gehabt, die vor dem Tod standen. Die haben in ein paar Monaten oft mehr erlebt als ihr ganzes Leben zuvor! Und das bei alten Leuten, fünfzig, sechzig Jahre und älter!« Peter machte zunächst keine Anstalten, darüber nachzudenken und setzte einen beleidigten Blick auf. Der Arzt klopfte ihm auf die Schulter und rief ihm beim Herausgehen nach: »Sie machen noch was aus Ihrer Zeit!«. In der nächsten halben Stunde konnte Peter kaum klar denken. Er ging noch durch einen Park spazieren, in dem die alten Bäume schon größtenteils ihr Laub verloren hatten. Er begann, mit den Füßen die am Boden liegenden Blätter in die Luft zu schleudern. »Kann ich vielleicht etwas machen, was ich sonst nie tun würde?«, war der Gedanke, der ihm beim Gehen in den Sinn kam. Er hasste die Zensoren, die seine Computerspiele und Filme verboten, er hasste und verachtete Politiker, die logen und betrogen und ihn in Dingen bevormundeten, von denen sie gar keine Ahnung hatten. »Und ich«, so dachte er nach, während er immer wütender die Blätter in die Luft trat, »habe keine Chance, da irgendwas zu ändern. Die Politik ist eine geschlossene Szene; wer da was werden will, muss über Jahre hinweg den braven, normtreuen Spießer abgeben und sich in Parteien, Gewerkschaften oder gar Kirchen hoch schleimen und hoch intrigieren. Und wer aus der Reihe tanzt, hat da gleich verloren«.
Peter wurde immer ärgerlicher. Seine Gedanken gingen weiter: »Das einzige, was man tun könnte, um von diesen Leuten überhaupt ernst genommen und nicht als bedeutungsloser, kleiner Scheißer ausgelacht und in die Wüste geschickt zu werden, ist, Gewalt anzuwenden. Die RAF damals hätten sie als politische Gruppe nie ernst genommen, aber durch die Anschläge auf Politiker und hohe Beamte mussten sie es.« Aber wer wollte schon deswegen verfolgt werden und lebenslang in den Bau wandern, weil ihm in der Politik irgendwas nicht passte? Vielleicht, weil seine Computerspiele, Videos und Musik verboten wurden? Kein normaler Mensch! »Aber«, so gingen Peters Gedanken weiter, »ich bin doch kein normaler Mensch mehr! Wenn ich was mache, kratze ich doch sowieso in einem Monat ab, und bis da hin können sie mich noch nicht mal verurteilen!« Er erinnerte sich an die moslemischen Extremisten, die sich in arabischen Ländern als Selbstmordattentäter in die Luft sprengten und so viele Feinde töteten. Sie glaubten, dadurch in das Paradies zu kommen. Peter glaubte nicht an das Paradies auf diese Weise, aber er dachte zunehmend, ob ihm nicht sein naher Tod Taten ermöglichte, mit denen er mehr bewirken würde, als Hunderte zusammen in ihren ganzen, stinknormalen Leben. Während er sich langsam in Richtung Ausgang des Parks bewegte, ging ihm wieder der Liedtext durch den Kopf: »Kraft durch Krebs!...Krebs macht frei!«. Sicher war der Text nicht für ihn geschrieben worden, aber für Peter erschien es in diesen Momenten dennoch so.
Peter dachte über mögliche Ziele solcher Aktionen nach. Interessant wären sicher die staatlichen Zensurbehörden, welche seine Lieblingssachen auf Indizes oder Verbotslisten setzten. Oder auch einige Spezialstellen der Polizei: Peter hatte von so einer Stelle in Hessen gehört, die ursprünglich gegen Kinderpornos gegründet worden war, sich aber zu einer waschechten Zensurverfolgungseinheit gemausert hatte, die jeden Porno und jedes Stück Gruselkultur im Netz mit Durchsuchungen und Festnahmen nieder zu machen trachtete. Die Zensurbehörden waren sicher ein paar Aktionen wert, aber Peter wollte bei seinen Aktionen nicht sofort die Pferde scheu machen. Es war besser, wenn er einen oder mehrere entführte und sich an ihnen rächte, so dass sein Feldzug gegen die Zensur für einige Zeit nicht erkannt würde. Leute wie Hohlbauer und Speckschwein wären zweifellos lohnende Ziele, aber wenigstens letzterer war sicher als Politiker stark geschützt und schwer zu treffen. Werther Hohlbauer, der ständig als wissenschaftlicher Anwalt für Zensur vorgeführt wurde, war wohl einfacher zu treffen, aber sein fortgeschrittenes Alter ließ auf eine baldige biologische Lösung des Problems hoffen. Blieb als einer der meistgehassten Zensoren noch jener Beamte der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen, der sich schon vor einigen Jahren einen zweifelhaften Ruf als Pionier der Internet-Zensur geschaffen hatte: Mit Seitensperrungen, der Veranlassung von Verfolgung im Ausland und dem Zwang für Provider, Internetinhalte zu filtern, damit es nur noch ein staatlich kontrolliertes, kindertaugliches und politisch korrektes Kommerznetz gab. Jörg Pissoff, so hieß der Mann, wohnte in einem Vorort von Düsseldorf, was wiederum gar nicht weit weg von Peters Heimatstadt war. Ein paar Anfragen bei Parteibüros und ein Blick in ältere Wahlunterlagen machten es Peter möglich, die genaue Adresse des zensurfanatischen Beamten in Erfahrung zu bringen, denn er hatte früher einmal für politische Ämter kandidiert.
Kapitel 2: Ein eifriger Beamter
Um den Wohnort auszuforschen, fuhr Peter nach Düsseldorf. Bald hatte er das Haus gefunden. Er nahm sich einfach aus einem nahen Supermarkt einen Packen Werbeprospekte und tat so, als müsse er sie verteilen. Die Kälte draußen war unangenehm, aber sein Ziel war ihm wichtiger. Peter ging zuerst zum Nachbarhaus, um Prospekte in die Briefkästen zu werfen. Dann kam er zum Haus, in dem die Zielperson wohnte. Sorgfältig merkte er sich die Anordnung von Straße und Wegen, genau so die Garagen, die sich neben den Häusern befanden. In einer von ihnen musste Pissoff seinen Wagen parken, um anschließend zum Haus zu gehen. Peter Möhrig ersann sich einen Plan, wie er den Zensor überwältigen und entführen könnte. Es war zwar alles ein wenig riskant, konnte aber gut gehen. Peter nahm sich seine Prospekte und ging weiter zum nächsten Nachbarhaus. Draußen fegte eine ältere, leicht grauhaarige Frau den Weg vor dem Haus. »Guten Tag«, grüßte Peter freundlich, als er seine Prospekte nahm, um sie in die Briefkästen zu stecken, »ganz schön kalt heute draußen!«. »Das kann man wohl sagen«, antwortete die ältere Dame. Peter begann einen kleinen Smalltalk, und schon bald kam er zur Sache: »Hier nebenan wohnt doch dieser Landesbeamte, der das Internet gesäubert hat«. »Ja, der Pissoff, den kenne ich!« antwortete die Frau. »Der hat doch bestimmt eine Menge zu tun!« bemerkte Peter. »Ja, der kommt abends oft spät nach Hause, so um sechs oder sieben Uhr«, entgegnete die Dame. Die Informationen sprudelten nur so aus ihr heraus. »Der fährt dann immer seinen Wagen in die Garage, und da sehe ich ihn manchmal auf dem Weg zum Haus«. Es war Peter jetzt klar, wann und wo er Pissoff auflauern musste. Um die Zeit, zu der Pissoff nach Hause kam, war es jetzt schon dunkel, so dass es für ihn einfacher würde. Er verabschiedete sich von der Frau, ging mit seinen Prospekten weiter zum nächsten Haus, verschwand dann hinter einer Hecke und stieg wieder in seinen Wagen. Freudig warf er eine CD in den Spieler und ging auf den letzen Song. Es war eine ältere Heavy-Metal-CD von Slayer, und die langsamen, düsteren und sägenden Gitarrensounds spiegelten seine Endzeitstimmung und seine Gier nach blutigen Taten wieder.
"Close your eyes, look deep in your soul,
step outside yourself and let your mind go,
frozen eyes stare deep in your mind as you die.
Close your eyes, look deep in your soul,
step outside yourself and let your thoughts drain,
as you go insane, go insane"
Jetzt, wo er keine Strafe mehr fürchten musste, konnte sich Peter in Ruhe seine Wünsche erfüllen. Sie, die ihn gängelten, würden bald die Quittung für das Beschneiden seiner Freiheit bekommen! Nur zwei Tage trennten ihn noch von seiner ersten Aktion, in der er die Grenzen der Normalität durchbrechen und Dinge tun würde, die sich andere nicht mal in ihrer Fantasie auszumalen wagten. Den folgenden Tag nahm Peter sich noch etwas Zeit für Vorbereitungen, dann ging er schlafen und wartete am nächsten Tag gespannt auf den Abend, wobei er am Spätnachmittag sein Auto bestieg und in Richtung Düsseldorf startete.
An diesem Abend wartete Peter vor dem Haus, in dem der hohe Landesbeamte wohnte, der in Deutschland für Computer und Internet Zensur wie in autoritären Staaten einführen wollte, ja, ganz entscheidend Deutschland immer autoritärer machte. Den Namen »Pissoff« hatte er schon auf der Klingel gefunden. Von dem Haus ging ein längerer Weg über eine Fläche von Rasen und niedrigen Büschen hin zur Straße. Über diesen Weg musste Pissoff zur Tür gehen, bevor er in das Haus hinein kam. Peter hatte Glück und fand einen Parkplatz nahe am Haus, nur wenige Meter von der Einmündung des Weges entfernt. Der Nieselregen, der schon den ganzen Tag über andauerte, verstärkte sich zunehmend. Ein Vorteil, denn in dem Plätschern konnte sich Peter viel leichter an den verhassten Zensor anschleichen. Auf ein kurzes Wasserrohr, aus dem er später eine Rohrbombe basteln wollte, hatte er eine Kappe geschraubt; beides zusammen ergab aufgrund des hohen Gewichts des Metalls eine hervorragende Keule. Üblicherweise kam Pissoff um diese Zeit nach Hause. Peter wartete und wartete, und über lange Zeit rührte sich nichts, außer ein paar Fußgängern, die auf dem Bürgersteig vorbei liefen. Dann bog ein größeres Auto auf den Garagenhof nebenan ein, und Peter schaute in die Richtung. Ein Mann im langen Mantel stieg aus, öffnete das Tor und fuhr dann seinen Wagen hinein. Es war zu dunkel, um ihn zu erkennen, aber Peter vermutete stark, dass es Pissoff war. Er griff nach dem Rohrstück und bereitete sich auf das Aussteigen vor. Jetzt kam die Gestalt aus der Garage und schloss das Tor. Dichte Regenschleier flogen durch das Licht der Laterne, unter welcher der Mann durch gehen musste, wenn er zu dem Haus wollte. Einen direkten Weg von den Garagen gab es nicht, und über den Rasen dürfte es ziemlich matschig sein. Jetzt endlich näherte sich der Mann der Laterne. Peter konnte jetzt einigermaßen sein Gesicht erkennen. Es war genau jene hässliche Beamtenvisage, die er von den Fotos kannte, ein Mann fortgeschrittenen Alters, der sich durch den strömenden Regen vorwärts kämpfte, und von dessen langem Mantel das Wasser herab lief. Dann bog der Mann auf den Weg in Richtung des Hauses; Peter beeilte sich, stieg, das Rohr in der Hand, aus und entriegelte den Kofferraum. Der Mann ging in Richtung Haustür, sichtlich beeilt, dem Regen zu entkommen. Peter schlich ihm leise, aber rasch hinterher, um dann wenige Meter hinter dem Mann inne zu halten. Der suchte in seiner Tasche nach dem Schlüssel, um ins Haus zu gelangen.
Genau auf diesen Moment hatte der Computer- und Horrorfreak Peter Möhrig gewartet. Er holte mit dem Rohr in der Hand aus und ließ es mit dumpfem Knall auf den Schädel des Mannes krachen. Der sank wortlos zu Boden, erst auf die Knie, dann zur Seite. Peter sah sein Gesicht und erkannte sofort, dass er den Richtigen erwischt hatte. Rasch nutzte er den Rautek-Rettungsgriff aus dem Erste-Hilfe-Kurs, um ihn zu greifen und zu seinem Wagen zu zerren. Das Wetter war ihm nützlich, denn kaum jemand war jetzt draußen, der ihn beobachten, geschweige denn erkennen konnte. Er klappte den Kofferraumdeckel hoch und stand vor dem Problem, den korpulenten Mann hinein zu bugsieren. Mit kräftigem Druck seiner Knie schaffte er es schließlich, erst den Oberkörper, dann die Beine in den Kofferraum zu befördern. Welch ein Glück, dass es bei diesem Wetter wohl kaum Zuschauer geben würde! Am Ende wurden dem Fettsack noch Knebel und Handschellen angelegt, damit er keinen Unfug machen konnte, dann klappte Peter den Deckel zu. Vorsichtig sah er sich um, aber nichts und niemand schien ihn zu sehen. Dann fiel ihm noch etwas ein; er lief wieder zum Kofferraum und durchsuchte Jörg Pissoff. Nach ein paar Sekunden hatte er gefunden, wonach er suchte: Das Handy könnte, falls man Pissoff suchen würde, seine ungefähre Position verraten, weil es sich automatisch mit einem Sender verband und dieser Kontaktsender leicht zu ermitteln war. Möhrig zog es ihm ab, damit er es unterwegs sicher entsorgen konnte. Er stieg wieder ins Auto und nahm Akku und SIM-Karte aus dem Gerät, so dass es nicht mehr funktionieren konnte. Endlich setzte er sein Auto, den widerlichen, zensurgeilen Unterdrücker im Kofferraum, in Bewegung. Er fuhr ruhig, denn er wollte auf keinen Fall geblitzt werden oder die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich ziehen, durch die Stadtstraßen von Düsseldorf in Richtung Autobahn. Schon bald hatte er die Stadt verlassen und fuhr über Duisburg in das Gebiet des Niederrheins.
Sein Ziel lag eine knappe Autobahnstunde entfernt, unweit der niederländischen Grenze. Dort war der Hof von Bauer Vorhaus. Der war ein alter Mann, dem Schnaps nicht abgeneigt, aber ein prima Kumpel. Peter hatte ihn in einer Internet-Community kennen gelernt und war auch schon ein paar Mal zu Besuch auf seinem Hof gewesen. Es war ein Schweinemastbetrieb, mit großen Ställen, das Wohnhaus genau an der Zufahrtsstraße zum Hof. Die Familie galt in der Gegend als ziemlich verrückt, und die Einheimischen fürchteten den Bauern und seinen Anhang anscheinend regelrecht. Unterwegs begann es im Kofferraum zu klopfen und zu rumoren. Offenbar war Pissoff während der Fahrt wieder zu Bewusstsein gekommen und wollte sich nun bemerkbar machen. »Halt's Maul, du Zensurschwein, dein Krach wird dir gar nichts nützen!«, schrie Peter in das hintere Ende des Wagens. Ein paar bei den Fahrtgeräuschen unverständliche Worte ertönten, dann war wieder Ruhe. »Hoffentlich macht der keinen Blödsinn!«, dachte sich Peter, und fürchtete dabei, der Mann könne sich von den Fesseln befreien.
Dann, nach längerer Fahrt durch Regen und Dunkelheit, kam Peter endlich an den Hof. Ein paar Lichter tauchten aus der Dunkelheit auf, die anzeigten, wo die Gebäude waren. Auf den letzten hundert Metern war es nur noch ein matschiger Feldweg, auf dem sein Wagen die Pfützen zu riesigen Wasserfontänen empor schleuderte. Dann hielt Peter den Wagen in einiger Entfernung vom Wohnhaus an und ging durch den strömenden Regen zur Tür. Nachdem er geschellt hatte, dauerte es eine gute Minute, bis die Tür geöffnet wurde und der alte Bauer im Eingang erschien. »Hi, wie geht's, alter Kumpel!«, begrüßte Peter ihn. »Komm erst mal rein, bei dem Regen weichst du ja ganz auf!«, entgegnete der. »Hast du irgend ein Problem, dass du so spät noch hier antanzt?« Der Bauer würde ihm helfen, wenn er Probleme mit dem Staat hätte, so gut kannte er ihn. Vor zwei Jahren war der Hof selbst mal Ziel einer polizeilichen Durchsuchung, die aber keine Ergebnisse brachte. Nach einer kurzen Unterhaltung, einem Drink und der Bitte, die Nacht bleiben zu dürfen, konnte Peter den Wagen in die Scheune fahren und selbst in den Schweinestall gehen.
Bauer Vorhaus hatte in seinem Schweinestall eine riesige Häckselmaschine, in der er das Futter für seine Tiere selbst zubereitete. Man musste über eine Leiter zum Trichter empor steigen, in den man normalerweise Rüben und andere Zutaten für das Futter warf. Peter betrat den Stall und ging in Richtung der Maschine. Die Schweine hatten ihre Nachtruhe begonnen und schliefen in ihren Ställen. Die rosa Körper waren vage in den Boxen des Stalles auszumachen. Peter betrachtete den Trichter der Maschine und den Bottich unten, in den das Futter aus dem Mahlwerk fiel. Die Neonlampen des Stalles ließ er aus, dafür drang etwas Laternenlicht von draußen durch die Dachfenster. Der prasselnde Regen erzeugte mit diesem Licht ein unwirkliches Spiel, das sich im Edelstahl und Chrom des Trichters wieder spiegelte. Es erschien ihm sinnvoll, Pissoff sofort aus dem Kofferraum heraus in den Schweinestall zu holen. Folglich schaltete er zunächst eine kleine Arbeitslampe ein, ging durch den Regen zur Scheune, öffnete den Kofferraum und holte den fetten Beamten heraus. Mit seinem Knebel versuchte der, unverständliche Worte zu sprechen. Ihm musste wohl kalt sein, schließlich war er die ganze Fahrt und dann noch während des Aufenthalts im Auto eingesperrt. Gleich, im Stall, würde er sich wieder frei äußern können. Peter zog den Zensor, der ihm und vielen anderen seinen Spaß und seine Freiheit im Internet nehmen wollte, in das Innere des Schweinestalls und schaute mit sehnlichem Blick nach der Futtermaschine.
Er hatte die merkwürdige und schaurige Geschichte von einer Imbissbuden-Verkäuferin im nahen Dorf gehört, wie sie sich vor zwei Jahren zugetragen haben sollte: In der großen Stadt wurden zwei Prostituierte vermisst, und Zeugen hatten beobachtet, wie sie in der Nähe des Hauptbahnhofes bei dem Sohn von Bauer Vorhaus ins Auto gestiegen waren! Normalerweise fuhren die Dirnen mit ihren Kunden zu einem großen Parkplatz, aber dort wurden diese beiden anschließend nie mehr gesehen. In der Folge durchsuchte die Polizei den Hof von Bauer Vorhaus, fand aber nichts, was irgendwie als Beweismittel ausreichen könnte. Letztlich fanden sie sogar im Auto des Sohnes DNS-Spuren der beiden Frauen, aber von ihnen selbst keine Spur. Nachdem die Polizei ihre Suche eingestellt hatte, hielten sich in den umliegenden Dörfern hartnäckig Gerüchte, der Sohn von Bauer Vorhaus habe die beiden Huren an seine Tiere verfüttert. Doch kaum jemand hielt es ernsthaft für möglich, dass Schweine zwei menschliche Körper völlig auffressen könnten.
Doch Peter konnte es ahnen, was diesen Huren widerfahren war, denn er hatte wohl das Gleiche mit Jörg Pissoff vor. Zunächst nahm er ihm den Knebel ab, dann zog er ihm seinen Mantel vom Körper und begann, ihm die Kleidung auszuziehen. »Was hast du vor, glaubst du, dass dir das irgend etwas bringt?« fragte der Beamte in herablassendem und arrogantem Ton. Er duzte Peter so, als sei der ein kleiner Junge, der sich nicht ganz artig verhalten hat. Dieser Mann hatte genau jene Beamtenvisage und genau jene Arroganz in der Stimme, dass man sofort erkannte, welch große Freude er dabei hatte, andere Menschen von oben herab zu gängeln und zu schikanieren und ihnen willkürlich Dinge zu verbieten. Doch diese Lust würde bald der Lust von Peter weichen, die Erniedrigung und Hilflosigkeit, der er gegenüber den viel stärkeren Behörden ausgesetzt war, heim zu zahlen. Gerade diese arrogante Art Pissoffs weckte die Vergeltungsgier in Peter. Er begann nun, auch die übrige Kleidung des Mannes auszuziehen. Der versuchte, sich heftig zu wehren und grunzte »Hey, hör auf damit!«. Doch all das nützte ihm nicht, schon bald lag sein weißlicher, schwabbeliger Körper nackt am Boden, die Beamtenbrille hing schräg in seinem Gesicht. Peter zog auch sie ab, denn um die Kleidungsstücke wollte er sich separat kümmern. »Was glaubst Du Bengel eigentlich, wer du bist?«, tönte der Mann, als ob er dabei wäre, ihn so richtig zusammen zu stauchen. »Ich will nur meine Filme sehen, meine Spiele spielen und alles, was ich will, im Internet ansehen, ohne mich dabei bevormunden zu lassen, und ich habe die seltene Gelegenheit, einen dieser Scheiß-Zensoren unschädlich zu machen«, entgegnete Peter. Der Mann schien nicht recht zu erkennen, dass er hier nicht mehr weisungsbefugt war.
Peter nahm seinen Arm und zerrte ihn über den nackten Betonboden hin zu der Leiter, die zum Trichter hinauf führte. Im Hintergrund hörte man einzelne Schweine grunzen, die wohl durch die Gespräche aufgewacht waren. »Lass doch den Unfug!«, tönte Pissoff, als Peter ihn mit großer Mühe huckepack nahm. Der feiste Beamte wog wesentlich mehr als er selbst, und dennoch schaffte er es mit Mühe, die Leiter mit ihm hoch zu steigen. Oben angekommen, legte er ihn auf den Rand des Trichters und stieß ihn dann hinein. »Aua!« schrie der Zensor, der sich offenbar gestoßen hatte. Bis jetzt hatte der anscheinend Peters Absicht, die nun klar erkennbar war, nicht ernst genommen. Er benahm sich wie ein typischer Politiker, der sich über die einfachen Leute nur lustig machte und über ihre Köpfe hinweg bestimmte. Bei der Polizei gab es wohl ziemlich viele unangenehme, herrische und auch gewalttätige Charaktere, doch dieser hohe Regierungsbeamte vereinte die unangenehmen Eigenschaften solcher Polizisten mit denen von Politikern, die sich arrogant über die einfachen Leute erhoben, sie verhöhnten und verachteten und ebenfalls über ihre Köpfe bestimmten. Außerdem hatte Peter niemand vorzuschreiben, was er sich als erwachsener Mensch im Privatbereich ansah! Egal, ob zerstückelte Leichen, Nazipropaganda oder Tierpornos, wobei ja mittlerweile schon viel harmlosere Sachen zensiert wurden! Doch solche anmaßenden Fettsäcke wie dieser Pissoff missbrauchten ihre Macht, um sein Privatleben zu beschneiden und ihn mit Zensur zu gängeln. Jetzt fesselte Peter die Hände Pissoffs mit einem Seil und nahm dafür die Handschellen ab, die ihn bisher die ganze Zeit festgehalten hatten. Pissoff selbst stand nun mit den nackten Füßen auf den Trennmessern, welche das Schweinefutter zerkleinerten. Endlich schien er zu merken, dass Peter es ernst meinte!
»Glaubst du, du erreichst damit irgend etwas?«, tönte er nun laut und empört zu Peter, ohne dabei etwas von seiner Arroganz einzubüßen, »glaubst du, irgend jemanden mit Einfluss interessiert der Wille von einem wie dir?«. In Peter kam das Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber der Willkür von Politikern und Beamten wieder übel hoch, und sein Hass ob dieser Hilflosigkeit und der Verhöhnung stieg ins Unermessliche. »Heute bin ich nicht machtlos, denn ich bin todkrank, und eure Justiz kann mir bald nichts mehr!«, rief er, als er die Leiter herunter stieg und das Panel mit dem einzigen, dicken, roten Knopf zum Bedienen des Mahlwerks in sein Blickfeld nahm. »Du erreichst gar nichts, du bist nur ein Hanswurst«, schallte es aus dem Trichter, »andere haben hier das Sagen, und du bist nur ein kleiner Scheißer, der nie was zu melden haben wird, ein Niemand!«. Mit diesen Worten reizte Pissoff nun Peter bis zum Letzten, er griff ihn genau an dem Punkt an, wo er verwundbar war: seiner Machtlosigkeit gegenüber den hohen Tieren der Gesellschaft. Sein Zeigefinger wanderte zu dem Knopf, der ihm den Ausgleich für diese konstante Demütigung versprach. Höhnisches Lachen ertönte im chromglänzenden Trichter, was Peter erneut kränkte und veranlasste, den Einschaltknopf hinein zu drücken. Der Weg, den der Knopf auf dem Weg zum Druckpunkt nahm, erschien Peter wie eine Ewigkeit, dann klackte der Schalter, und der Elektromotor begann zu brummen.
»Ey, schalt sofort das Ding ab!« schrie Pissoff im schroffen Befehlston, als sich die Messer unter seinen Füßen zu drehen begannen. Peter war von dem Anschreien kurz eingeschüchtert, gewann aber sofort wieder an Selbstbewusstsein, als es im Mahlwerk fürchterlich knackte und Pissoff unförmig vor Schmerz zu schreien begann. Sekunden später erschienen rote Spritzer am Ausgang des Mahlwerkes, und sehr schnell flogen blutige Stücke menschlicher Füße in den Futterbottich unten. Anfangs noch große Stücke, so eines vom Vorderfuß, an dem der große Zeh und alle weiteren, bis auf den kleinen Zeh, hingen. Offenbar war das so, weil das Mahlwerk noch langsam lief, aber es kam auf Touren, und die Stücke wurden feiner. Außer Pissoffs Schmerzensschreien war auch das Knacken seiner Fuß- und Beinknochen zu hören, von denen das Mahlwerk Stück für Stück abbrach. Blut spritzte von den Rotoren an die Wände der Häckselmaschine und lief von deren unterem Rand in den Futterbottich, wo es sich mit den Fleisch- und Knochenteilen zu einer breiartigen Masse vereinte. Garantiert würden die Schweine dies mögen! Jetzt wollte Peter die Szenerie von oben sehen. Die höhnischen Bemerkungen Pissoffs hatten in ihm das Gefühl der Erniedrigung wieder wach gerufen und führten ihm die Legitimität seines Tuns vor Augen. Eine wahre Zerstückelungslust erfasste ihn und verschaffte ihm großartige Befriedigung, als er Pissoff in der Maschine rotieren und der Zermalmung anheim fallen sah. Schon hatte sich der Apparat bis zu den Oberschenkeln vorgearbeitet. Doch Pissoffs fetter, hässlicher Körper war dicker, als die Rotoröffnung breit. Noch war alles relativ sauber gelaufen. Peter erinnerte sich, wie er auf ein Mal seine Lieblings-Horrorseiten im Internet nicht mehr aufrufen konnte, und ihm sein Provider auf Anfrage mitteilte, dass die Landesregierung in einer großen Aktion die Sperrung von mehreren hundert Horror- und Sexseiten gleichzeitig angeordnet hatte. Wie nachher auch die Umgehung der Sperren nahezu unmöglich wurde. Dieser Mann war der Pionier dieser Schikanen, und es erfüllte Peter nun mit Freude, wie die Maschine mit seinen Oberschenkeln fertig war und nun zunächst seine Klöten, dann auch sein Geschlechtsteil abriss und in dem blutigen Brei verschwinden ließ.
Jetzt begannen die Speckrollen am Unterleib, den Rotorschacht zu verstopfen. Etwas Fleisch- und Knochenbrei wurde am Rand des Trichters hoch geschleudert und begann, einen Schlammsee darin zu bilden, in dem Pissoff im Takt der Rotoren etwas auf und ab hüpfte. Die zerrissen nun seinen Bauch und ließen ein undefinierbares Gemisch aus Speckringen und Gedärmen in den Trichter quellen. Pissoff sah zu Peter auf, sein Geschrei verstummte, und sein Gesicht verriet Entsetzen und Verwunderung, dass ein einfacher junger Mann aus dem Volk ihm ernsthaft Paroli bot. Bis zuletzt hatte er die ganze Sache nicht ernst genommen. Seine langweilige, grauhaarige Beamtenvisage bildete einen Kontrast zu der wabbelnden Masse aus weißer Haut, rotem Fleisch, gelbem und weißlichem Fett, dunkelrotem Blut und rosa bis braun gefärbten Gedärmen, in der sein verbleibender Oberkörper zuckte. Peter stieg wieder nach unten und sah nach dem Futterbottich. Gerade war er angekommen, als die Maschine offenbar mit dem dicken Oberkörper fertig war und nur noch Hals, Kopf und Arme übrig waren. Plötzlich ergoss sich der ganze See aus Fleisch, Blut, Fett und Innereien, den zuvor der dicke Körper zurück gehalten hatte, in einem riesigen Schwall in den Bottich. Die Arme schienen sich zu verkanten, doch die Kraft der Messer trennte die Knochen entzwei und ließ die Arme in Stücken herunter fallen. Peter konnte sogar ein Stück Hand erkennen, das diagonal abgetrennt worden war. Nur noch der Kopf befand sich im Trichter, wo ihn die Rotoren immer wieder polternd herum schleuderten. Sie bekamen das runde Ding nicht zu fassen und ließen ihn deshalb immer wieder oben herum springen wie einen Ball. Doch dann endlich verkantete sich auch der Kopf zwischen den gegenläufigen Rotoren und wurde zermalmt. Schädelsplitter, Kopfhaut und Hirnstückchen klatschten in den Futterbottich. Endlich hatte die Futtermühle ihr blutiges Werk getan!
Peter griff nach einem Schlauch und schwenkte ihn kurz durch den Trichter, um ihn von Blut und Fleischresten zu reinigen. Dann wandte er sich wieder dem Bottich zu, der nun mit reinem Kraftfutter für die Tiere angefüllt war. Er hatte schon befürchtet, er könne überlaufen, aber die Kapazität reichte aus, sogar für das Wasser. Im Hintergrund hatten schon viele Schweine zu schreien begonnen, weil sie von dem Lärm wach geworden waren. Peter zog den Bottich aus der Maschine und schob ihn in Richtung der Stallboxen. Die Tiere kannten offenbar dieses Geräusch und wussten, dass es frisches Fressen bedeutete. Lautes Geschrei ertönte aus den Boxen, obwohl es mitten in der Nacht war. Peter holte einen Eimer und schöpfte aus dem großen Bottich. Die rosa Körper der Schweine hatten irgendwie eine gewisse Ähnlichkeit mit nackten Menschen. »Und dieser Zensor, als einer von vielen,«, so dachte Peter, »war sicher schmutzig wie ein Schwein, wenigstens war sein Charakter schmutzig! In gewisser Weise ist das, was hier gleich abläuft, Kannibalismus!«. Peter nahm den vollen Eimer und goss den Inhalt in den ersten Futtertrog. Die Tiere kamen an und rissen sich um das Futter. Die Masse aus Fleisch, Fett und Gedärmen schien ihnen zu schmecken! Peter füllte wieder den Eimer und schüttete den Inhalt auch in die anderen Futtertröge. Grunzend und quiekend labten sich die Schweine daran und freuten sich über diese außergewöhnliche Mahlzeit. Bald war der große Behälter geleert und der Hunger der Tiere gestillt. Peter kratzte zufrieden die letzten Reste des verhassten Zensors aus dem Bottich und warf sie den Schweinen zum Fraß vor. Dies war die Tilgung seiner Erniedrigung und Hilflosigkeit, die er durch die Zensur dieses Beamten erfahren hatte.
Den Rest der Nacht verbrachte er auf einer alten Matratze im Stall. Bauer Vorhaus würde am nächsten Tag wieder Rüben und altes Fleisch durch die Futtermühle jagen, so dass die DNS des Mannes, dessen Namen Peter sich nicht in Erinnerung rufen wollte, kaum noch festzustellen sein dürfte. Doch er hatte vergessen, seine Schmerzmittel zu nehmen, und so begann wieder sein Tumor weh zu tun, bis er den Schmerz mit einer hohen Dosis Morphium besiegte. Gewissermaßen hatte ihm das Geschwür nicht den Tod gebracht, sondern erst das Leben geschenkt! Gestorben wäre er so oder so, aber dadurch, dass seine verbleibenden Tage viel weniger waren, brachte er es zu großen Taten, die er sonst in seinem gesamten Leben nicht vollbracht hätte! Er hatte wenige Wochen Leben in echter Freiheit, anstatt noch fünfzig, sechzig oder mehr Jahre Zombie-Dasein, in dem er sich in die Gesellschaft hätte einfügen und jeden Mist hätte gefallen lassen müssen! Wegen des Morphiums konnte er nicht sofort los fahren und blieb deshalb noch ein paar Stunden bei Bauer Vorhaus. Da verbrannte er zunächst Pissoffs Kleidung im offenen Kamin des Hauses, als Vorhaus gerade im Stall war. Bald waren die letzten Relikte von diesem Zensor verbrannt, doch Peter dachte schon an den nächsten. Er wollte erst noch gegen weniger bekannte Einzelpersonen vorgehen, damit man nicht ein organisiertes Vorgehen vermutete. Nachdenklich stocherte er im Kamin, damit auch alle Klamotten vollständig hinein gingen. Doch dann entschied er sich anders und wollte gleich die wichtigste Zensurbehörde in Deutschland angreifen. Die Kleidung war längst verbrannt, als Vorhaus zurück kam. »Was ist denn bloß heute mit den Schweinen los? Als ich sie gefüttert habe, rissen sie sich gar nicht um das Futter. Ich hoffe, die sind nicht krank!«
Kapitel 3: Die Festung der Sittlichkeit
Die Vorbereitungen für sein Vorgehen gegen die Prüfstelle, die wichtigste Zensurbehörde des Staates, waren schwierig. Peter brauchte unbedingt eine Schusswaffe, um die Aktion durchführen zu können, doch er hatte keine Ahnung, wie er sich eine beschaffen sollte. Zwar wurde ihm gesagt, dass man so etwas eigentlich an jeder Ecke bekommen kann, aber er verfügte einfach über keinen Kontakt in die entsprechenden Kreise und wusste auch nicht, wie er ihn herstellen sollte. Eine lange Zeit überlegte er, dann fiel ihm der alte Mann in der Nachbarschaft ein. Der war Jäger und hatte in einer Glasvitrine ein Gewehr stehen, so viel hatte Peter schon mal am Fenster des Hauses sehen können. Er kannte den Mann nur lose, wusste wohl, dass er Jäger war, aber nichts näheres über seine Waffen. Ein Jugendlicher aus der Nachbarschaft hatte einmal erzählt, dass der Mann recht schlampig mit seinen Waffen umging und die Munition im Schreibtischsekretär unverschlossen aufbewahrte. Peter beobachtete das Haus einen Vormittag lang, dann sah er, wie der Mann aus dem Haus ging und das Außenfenster ein Stückchen offen stehen ließ. »Meine Güte, wie nachlässig«, dachte er sich, und beschloss, am Abend, im Dunklen, wieder zu kommen.
Peter machte sich am Nachmittag noch ein Mal darüber, etwas an seinem Computer zu schreiben. Es sollte gewissermaßen sein Testament und Vermächtnis sein, wenn er denn alsbald dahin schied. »Ich bin der Bestandteil einer Gesellschaft, die sich immer mehr in ihre Einzelteile auflöst, wo jeder zum einzelnen Atom wird. Doch ein Teil der alten, sozialen Gesellschaft bleibt erhalten und versucht, mir und den anderen Einzelgängern Normen aufzudrücken und mich zur Anpassung zu zwingen.«, tippte er in den Rechner. »Vor ein paar Jahren wollten sie mich nach der Schule zum Rauchen bewegen, sie meinten, das sei cool. \x{201A}Hier, nimm, ist ein geiles Gefühl, was bist du denn für 'ne Lusche, dass du nicht rauchst?' Aber ich wollte mich nicht der Clique anpassen, und so riefen sie mir noch Beschimpfungen nach, als ich ohne Kippe nach Hause ging. Warum sollte ich Geld für so einen Unsinn verbraten, mit dem ich mich nur kaputt mache? Heute versuchen sie, mir in meinen Filmen, meiner Musik und meinen Computerspielen Spießernormen vorzuschreiben. Anpassen, sich unterordnen, machen, was alle machen und was normal ist.« Peter sah sich als eines dieser einzelnen Atome der Gesellschaft, und nun schrieb er, was ihn die ganzen letzten Jahre gestört hat: »Als Einzelner hat man überhaupt keine Macht, man kann mit normalen Mitteln nicht seine Rechte durchsetzen. In sozialen Verbänden und Vereinen kann man eher was tun, aber dafür muss man sich anpassen.« Außerdem war Peter ja mit seinen Interessen im Bereich der Gruselkultur deutlich in der Minderheit. Also gar keine Chance, sich regulär gegen Zensur und Bevormundung zu wehren, während große Verbände und Kirchen ganz erfolgreich solche Zensur fordern konnten. Während er schrieb, wurde es draußen immer dunkler, bis schließlich das Tageslicht ganz verschwunden war. Zeit, den Jägermeister noch mal aufzusuchen!
Peter kam an sein Haus und sah das Fenster immer noch einen Spalt offen stehen. Doch der Mann war anwesend, und Peter hätte jetzt garantiert nicht einbrechen können. Also wartete er, und tatsächlich machte sich der Mann um sieben Uhr abends noch auf den Weg, vermutlich, um etwas einzukaufen. Schnell ging Peter zu dem Fenster. Er kletterte hinauf und konnte das Fenster ganz einfach aufdrücken, weil es sich zur Seite hin öffnete. Schneller, als er dachte, stand er in der Wohnung. Er machte ganz einfach das Licht an, was zu dieser Zeit noch nicht ungewöhnlich war, und sah sich um. Im Wohnzimmer schließlich, zwischen kitschigen Tapeten, Hirschgeweihen an der Wand und Möbeln in Eiche rustikal, stand die Vitrine mit dem Gewehr. Es war eine große Schrotflinte. Peter versuchte, die Vitrine zu öffnen, aber sie war verschlossen. Instinktiv fiel Peters Blick auf einen schweren, steinernen Aschenbecher. Doch bevor er Lärm machte, wollte er sich nach Munition umsehen. Und in der Tat fanden sich in seinem altmodischen Sekretär mehrere Schachteln mit den typischen, roten Schrotpatronen. Peter steckte alle ein, die er finden konnte. Dann nahm er den Aschenbecher und schmetterte ihn gegen die Glastür, hinter der sich das Schrotgewehr befand. Er griff hinein und hatte nun plötzlich zum ersten Mal in seinem Leben eine echte Schusswaffe in seinem Besitz. Doch Peter hatte keine Zeit, das Schießgerät zu bewundern, denn der rechtmäßige Eigentümer konnte jeder Zeit wieder kommen. Also stieg er aus dem Fenster aus, in der Hoffnung, dass niemand ihn gesehen hatte. Er hatte jetzt das Problem, das Gewehr zu verstecken. Mit Mühe und Not kriegte er es unter seine Winterjacke, aber auffällig war die Verformung in jedem Fall. Als er zu Hause ankam, zog er die Konsequenz daraus: Er spannte die Flinte ein und sägte mit einer Eisensäge den Lauf kurz hinter dem Griff ab, so dass sie kaum länger als eine große, langläufige Pistole war.
In den nächsten Tagen fuhr er öfter in den Wald, um sich mit der Waffe vertraut zu machen. Ihre Bedienung war wirklich kinderleicht. Man konnte den Lauf weg klappen, um eine Schrotpatrone hinein zu stecken, musste dann spannen und abdrücken. Peter schoss zum Test auf einen Baum und fiel dabei beinahe durch den Rückstoß hin. Die Streuung war durch das Absägen des Laufes so groß, dass ein Großteil des Schrotes den Baum links und rechts verfehlte. Mit dieser Schrotflinte würde er seine weiteren Aktionen durchführen. Doch in der Einsamkeit des Waldes kamen ihm auch andere Gedanken. Er hatte früher in der Schule eine christliche Erziehung erfahren, und obwohl er das jetzt als Humbug betrachtete, mit dem sich ein weltlicher Machtapparat die Menschen gefügig machte, waren die als Kind eingeimpften Hemmungen und Ängste noch nicht ganz verschwunden. Wer einen Menschen tötet, würde dafür in die Hölle kommen, und er, Peter Möhrig, war jetzt ein Mörder! Nichts gab es, um dies wieder rückgängig zu machen. Die Furcht vor dem Höllenfeuer kam immer wieder in ihm hoch. Doch dann kam wieder das Gefühl der Ohnmacht gegenüber Politikern und Behörden und der Gesellschaft mit ihren repressiven Normvorgaben, gegen das nur der Bruch der Regeln half. War denn die Freiheit nicht mindestens genau so viel wert wie das nackte Leben? Nein, wenn Peter nicht ein Niemand bleiben wollte und eine kleine gesellschaftliche Schicht über ihn bestimmen lassen wollte, musste er zur Gewalt greifen, wenn er Erfolg haben wollte, auch das letzte Mittel des Tötens anwenden. Außerdem trafen Politiker und hohe Beamte doch auch, oft bewusst, Entscheidungen, die den Tod von Menschen bewirkten. Um in der Gesellschaft aufzusteigen und die Machtpositionen zu erreichen, brauchten sie rücksichtslosen Ellenbogencharakter und absolute Skrupellosigkeit bei gleichzeitigem Anschein eines braven, normtreuen Spießers.
Die Prüfstelle, das wusste Peter, befand sich in der alten Bundeshauptstadt Bonn, und das war etwas weiter als Düsseldorf. Doch er hatte noch genug Geld in Reserve, um den Sprit für viele Fahrten zu finanzieren. Und er konnte sich auch noch einen langen, schwarzen Ledertrenchcoat kaufen, um damit seine Aktionen stilecht zu inszenieren. Bisher hatte er sich selten besondere Kleidung zugelegt; er sah vielmehr aus wie von Mama eingekleidet, und in der Tat stammte auch noch ein Großteil seiner Sachen von ihr. Er war etwas dicklich, und da war es relativ egal, was er anzog. Aber den Wunsch mit dem Trenchcoat wollte er sich erfüllen, denn spätestens seit dem Schulmassaker von Littleton und der Matrix waren diese Kleidungsstücke für ihn Kultobjekte. Er suchte in Kaufhäusern und Läden und fand schließlich ein schönes, schwarz glänzendes Exemplar, das ihm gut stehen würde. Dazu besorgte er sich noch einen schwarzen Schlapphut. In einem Baumarkt besorgte er sich eine große Axt, die ihm bei seinen Aktionen wertvolle Dienste leisten sollte. Damit bestieg er schließlich sein Auto und fuhr in Richtung Bonn, wo er in der Nähe der Prüfstelle parkte, aber nicht direkt davor. Ein Stück musste er zu Fuß gehen, das Gewehr im Mantel versteckt und die Taschen voller Munition. Der kalte Wind ließ den Mantel flattern, während die Sonne schien, so dass sogar seine dunkle Sonnenbrille Sinn machte. Letztlich kam er zu dem Gebäude, in dem sich auch die Behörde befand. Es war ein kahler Amtsbau, die Aufzüge waren trist in grau und weiß gehalten. Er drückte auf den Knopf, der ihn in die gewünschte Etage bringen sollte. Sicher würde er hier von Videokameras gefilmt, so dass er sich hiernach beeilen musste, seine anderen Aktionen durchzuführen, bevor ihn die Polizei identifizieren konnte, dachte sich Peter. Noch war er ruhig, aber er merkte, dass er sich hier dem Zentrum des Bösen näherte. Hier saß der Apparat, der die repressiven Zensurwünsche des Establishments umsetzte, um ihm sein Lebensvergnügen zu nehmen. Dies war der Ort der Schreibtischtäter, die selektierten und, was nicht gefiel, der Vernichtung anheim fallen ließen. Dann endlich stoppte der Aufzug, und Peter trat heraus. Alles war ruhig, die wenigen Leute, die ihm bisher begegnet waren, hatten keinen Verdacht geschöpft. Der Eingang zur Prüfstelle befand sich rechts vom Aufzug, und er hielt darauf zu.
Peter drang in das Büro der Prüfstelle ein und begann, mit seiner Schrotflinte die Einrichtung kaputt zu schießen. Die Sekretärin kreischte kurz auf, und er befahl ihr, sich auf den Boden zu legen, wo er sie fesselte, bevor er ihren Monitor und PC, sowie, ganz wichtig, die Telefonanlage zerschoss. Er kramte ein wenig neben der Eingangstür herum und fand ein Schild mit der Aufschrift: »Wichtige Besprechung! Bitte nicht stören!« Dieses hängte er an die Tür, dann nahm er der Sekretärin den Schlüsselbund ab und fand schließlich den Schlüssel, um die Eingangstür abzuschließen. Anschließend ging er zum nächsten Raum, wo offensichtlich die ganzen schönen Spiele, CDs und Filme archiviert waren. Eine Reihe im Regal trug die Aufschrift »zu bearbeiten«, und darin befanden sich ganz neue Produkte, die seiner Kenntnis nach noch nicht verboten waren. Peter nahm die Axt und schlug auf die Sachen ein, um die Indizierung wenigstens zu verzögern. Dann kam er endlich in den nächsten Raum, wo einige Mitarbeiter an PCs saßen, eines der neuesten Ballerspiele spielten und sich Notizen machten. Er schoss mit der Flinte in ihre Richtung, wobei sich der Schrot stark verteilte und sie verwundete, aber nicht tötete. Drei Schüsse ließen die Mitarbeiter zusammenbrechen und zwei der Monitore splittern. Peter lud das Gewehr wieder auf seinen Rücken und nahm die Axt in die Hand. Er schlug auf die Monitore ein, deren Bildschirme nun endgültig zersplitterten. Sein Hass auf die Zensurbehörde verlieh ihm so viel Kraft, dass Splitter und Plastikteile durch den ganzen Raum flogen. Die zuvor noch nicht zerstörte Bildröhre implodierte mit einem hohlen Knall. Dann wandte er sich den Mitarbeitern zu, jenen Menschen, die ihm jahrelang sein Freizeitvergnügen ge- und zerstört hatten. Sie stöhnten unter den Schmerzen der Schusswunden. Viele Jahre hatten diese Leute ihn und tausende Fans von Computerspielen, Filmen und Musik gegängelt und gequält, jetzt sollte es die Quittung dafür geben. Dem ersten hieb er mit der Axt genau in die Mitte des Schädels, der ein knackendes Geräusch von sich gab, als er gespalten wurde. Das Metallteil der Axt versank fast vollständig im Kopf des Zensors. Als er die Axt wieder heraus ziehen wollte, steckte sie fest, so dass er erst hin- und her rütteln musste, um sie langsam, unter weiterem Knacken der Schädelknochen, wieder heraus zu holen. An der Klinge hing nun ein dicker Klumpen blutverschmiertes Hirn, den er mit den Fingern abstreifte und, als es auch an der Hand klebte, mit einer schüttelnden Bewegung gegen die Wand schleuderte. Dann ging er zum nächsten Mitarbeiter und schlug ihm die Axt der Länge nach ins Gesicht. Die Klinge spaltete den Oberkiefer, drückte das Nasenbein weg und drang tief zwischen die Augen. Peter zog sie mit etwas Rütteln wieder heraus und betrachtete den langen, roten Spalt im Gesicht. Dann schlug er noch mal zu, diesmal etwas quer, so dass das Jochbein, das Nasenbein und der seitliche Unterkiefer getrennt wurden. Der Mann regte sich nicht mehr, und so nahm Peter sich den dritten vor. Er drehte die Axt auf die stumpfe Seite und schlug damit mit aller Kraft zu. Man hörte nur den dumpfen Knall auf dem Schädel und sah nichts, doch als er erneut zuschlug, hörte man den Knochen krachen. Wieder und wieder schlug Peter zu, und der Kopf dellte sich immer mehr ein, wo er auf den Schädel schlug. Dann, der Kopf glich in der Form schon einem Hut mit Falte in der Mitte, ließ der Druck des Aufschlages das rechte Auge aus der Höhle springen, so dass es am Sehnerv herunter baumelte. Peter sah nun, dass dieser Kerl nie wieder beim Indizieren seiner Sachen mitwirken würde, und so schlug er nur zum Spaß noch mal mit der scharfen Seite der Axt auf den Schädel. Erst, als er bis fast auf den Boden durchgeschlagen hatte, trennte die Klinge die Kopfhaut auf und ließ einen Brei aus Blut, Hirnmasse und Knochensplittern heraus fließen.
Doch der Lärm hatte offenbar andere Mitarbeiter alarmiert. Gerade hatte Peter sich von dem letzten, getöteten Mann erhoben, kam ein anderer zur Tür, öffnete sie und rief »Macht doch endlich die Lautsprecher leiser!« Offensichtlich hatte er den Lärm und die Schreie für ein Computerspiel gehalten. Peter konnte gerade noch rechtzeitig die Flinte vom Rücken nehmen und aus knapp zwei Metern Entfernung auf seinen Oberkörper schießen. Der gestreute Schrot drang auf der gesamten Brustfläche in den Körper und ließ ihn sich von vorne rot verfärben. In der Mitte war der Schrot so stark, dass er das Fleisch von den Rippen riss, ins Körperinnere schleuderte und den dunklen Hohlraum der Lunge sichtbar werden ließ, vor dem weißlich die Rippenknochen schimmerten. Der Mann kippte nach hinten in den Gang. Peter zog ihn wieder zurück in den Raum, damit die anderen Mitarbeiter nicht auf sein Tun aufmerksam wurden. Mit dem Pullover des Mannes wischte er notdürftig das Blut vom Boden. Einen Raum weiter waren zwei weitere Mitarbeiter an einer Musikanlage und hatten Bücher, Comichefte und CD-Hüllen um sich herum liegen. Beide waren in ihre Sachen vertieft, einer las gerade ein Manga-Comicheft, in dem barbusige, japanische Mädchen gefesselt zu sehen waren, der andere hatte einen Kopfhörer auf, aus dem offenbar Black Metal oder Death Metal tönte. Peter entschied sich logischerweise, den an den Comics zuerst zu erledigen, weil der andere ja nichts hören konnte. Die Axt schwang durch die Luft und grub sich unter leichtem Knacken in seinen Schädel. Lautlos kippte er nach vorne, Peter führte seinen Körper mit der im Kopf steckenden Axt so, dass er nicht mit allzu viel Geräusch zur Seite plumpste, sondern nur am Schreibtisch zusammen sank. Um die Axt möglichst lautlos heraus zu ziehen, hielt Peter den Kopf mit der Hand und ruckelte sie langsam heraus. Der andere Mitarbeiter, der mit dem Rücken zu ihm saß, bemerkte nichts. Jetzt konnte er auch den Song erkennen, der in der Anlage lief. Er war deutschsprachig und handelte von Menschenmaterial; dieses Wort kam des öfteren im Song vor. Peter kannte und liebte dieses Album und war verärgert, es nun auch im Fadenkreuz des Zensoren zu sehen. »Das zensiert ihr nicht!«, dachte sich Peter, dann holte er seine Drahtschlinge aus der Tasche und hielt sie ihm über den Kopf, um sie ihm dann blitzschnell um den Hals zu ziehen. Der Mann versuchte, sich zu wehren, aber sein Hals wurde mit aller Kraft abgeschnürt, so dass er keine Chance hatte. Er röchelte, und nach wenigen Sekunden fiel er bewusstlos zu Boden. »Hätte ich das doch gleich hiermit gemacht, dann hätte es keinen solchen Krach gegeben«, dachte sich Peter, doch anscheinend hatte immer noch keiner in den weiteren Büros Verdacht geschöpft. Er fühlte dem mit der Drahtschlinge Erdrosselten den Puls; es war keiner zu spüren, aber zur Sicherheit nahm er seine Axt und hackte ihm mit zwei Schlägen den Kopf ab, der mitsamt dem Kopfhörer über den Boden kullerte. Ein Blutstrahl schoss aus dem Rumpf und bespritzte Fußboden, Tischbeine und die Füße der Bürositze. Die Büros waren relativ unordentlich, gar nicht weit von Peters Zockerhöhle daheim entfernt. »Etwas Ordnung muss man ja schaffen«, sagte er sich und stellte den Kopf mit dem Kopfhörer ordentlich neben der Musikanlage auf den Tisch. Es sah richtig dekorativ aus!
Am Ende des Ganges gab es offenbar noch ein Mitarbeiterbüro, einen leeren Konferenzraum und, ganz hinten, das Büro der Behördenleiterin, Ellen Engel-Engelchen. Diese widerliche Zensurziege zu erledigen, würde Peter eine ganz besondere Freude sein. Aber zuvor musste er sich um die Leute in dem letzten Büro kümmern, in dem vermutlich Pornomaterial gesichtet wurde. Er lud seine Flinte mit einer neuen Schrotpatrone, nahm die nun blutverschmierte Axt griffbereit und schlich zum Büro. Die Zensoren waren so eifrig in ihre Arbeit vertieft, dass sie gar nicht merkten, als er um die Ecke schaute. Ein Mann mittleren Alters saß vor einem Monitor und hatte einen Kopfhörer auf, aus dem lustvolles Stöhnen drang. Videokassetten und DVDs mit nackten Körpern auf den Hüllen stapelten sich auf seinem Schreibtisch, dazu machte er sich Notizen. Aber er war weder erregt, noch regte er sich über den schmuddeligen Inhalt auf, vielmehr machte er nur routiniert seine Arbeit. Ein anderer Mann saß daneben und starrte ebenfalls auf einen Monitor, hatte einen Kopfhörer auf und zahllose Bild- und Tonträger pornographischer Art an seinem Arbeitsplatz. Er war ein ganzes Stück fettleibiger als sein Kollege, hatte ein Doppelkinn und eine Glatze mit Haarkranz. Außerdem trug er ein kleines, goldenes Kruzifix um den Hals, was die Vermutung nahe legte, dass es sich um einen Kirchenmann handelte. Die dritte Person im Raum war eine schlanke Frau fortgeschrittenen Alters, mit leicht angegrauten, schulterlangen, glatten Haaren und strenger Kleidung, die mit stechenden Augen durch eine Halbbrille schaute. Vor ihr lagen stapelweise Pornohefte, und in der Hand hielt sie ein Schmuddelheft mit dem Titel »Frische Pissmösen - goldene Duschen im Exzess«. Mit verächtlichem Blick fuhr sie über die Seiten und machte sich Notizen auf einem Block. Das waren sie also, die Leute, die anderen vorschrieben, welche Sexdarstellungen sie sehen durften! Diese Alten da könnten doch bestimmt mal in paar goldene Duschen vertragen!
Peter betrat den Raum, ging auf den halb glatzköpfigen Mann mit Kopfhörer zu und hob diesen mit dem Lauf seiner abgesägten Schrotflinte vom Kopf. Dann warf er ihn in die Ecke: »So, jetzt ist Schluss mit eurem Zensurunwesen!«. Alle sahen ihn entsetzt an. Peter sah in seinem Trenchcoat und mit der abgesägten Flinte so aus wie ein Rächer aus einem Film. Und in der Tat war er, der dickliche, pickelige junge Mann Peter Möhrig, ein Rächer, ein Verzweifelter, Desperado, der aus seinem normalen Leben ausgebrochen war und sich Handlungsmöglichkeiten abseits der ausgefahrenen Bahnen suchte. Sein Hass auf den übermächtigen Staatsapparat mit seiner Zensur trieb ihn an, die Krankheit ermöglichte ihm ein freies Handeln ohne Furcht vor negativen Konsequenzen. Der Mann schwieg vor Angst, dann flüsterte er ängstlich: »Bitte seien Sie doch vernünftig! Hören Sie damit auf!« Die Frau sagte mit der Stimme einer entsetzten Oberlehrerin: »Da haben wir also das Ergebnis des Sittenverfalls!« Die Empörung über den Verstoß gegen Zucht und Ordnung überwog ihre Angst, die ihr dennoch anzusehen war. Der dritte Mann blickte nur entsetzt auf Peter und sagte gar nichts. Er war einfach nur langweilig, und so rief Peter ihm zu, er solle sich auf den Boden am Rand des Raumes legen. Er tat, wie befohlen, dann fesselte Peter seine Hände. Kurz überlegte er, was er machen sollte, dann verknebelte er ihm den Mund. Schließlich sah er in einer Ecke des Raumes eine Plastiktüte mit Getränkeflaschen; er stellte die Flaschen auf den Boden und zog dem Mann die Tüte über den Kopf. Als er mit einem weiteren Stück Schnur die Tüte um seinen Hals fest band, fing der Mann an zu röcheln und wollte schreien, was der Knebel aber verhinderte. Er zuckte mit den Beinen und versuchte, gegen den heran nahenden Erstickungstod zu kämpfen. Doch in der Ecke, wo er lag, konnte er keinen anderen stören, und so wandte sich Peter wieder den anderen beiden Leuten zu, die ihm interessanter erschienen.
Die Frau musste ungefähr fünfzig Jahre alt sein; sie trug eine weiße Bluse, unter der man ihren Büstenhalter sehen konnte. Dazu hatte sie einen langen, grauen Flanellrock an, der sich vorne an ihrem Bauch etwas ausbeulte. Diese Frau war zwar nicht in dem Sinne attraktiv, wie die ganzen Fotomodelle und auf jugendlich gestylten Prominenten, aber Peter fühlte sich von ihrer Strenge geradezu angezogen; die Dominanz, die sie ausstrahlte, erregte ihn. Irgendwie erinnerte sie ihn an seine Deutschlehrerin, als er noch zur Schule ging. Er hatte für diese Lehrerin geschwärmt, mit ihrer dominanten Art und ihrer reifen Weiblichkeit, die sie trotz ihres fortgeschrittenen Alters attraktiv machte. Sein Blick wanderte nun über die herum liegenden Pornohefte, auf denen ganze Gruppen von Männern Frauen bearbeiteten, in alle Löcher eindrangen und wo die Frauen dazu noch männliche Geschlechtsteile in Händen und Mund hatten. Warme Gedanken kamen ihm in den Sinn, und seine Hose begann, sich vorne auszubeulen. Dann fiel sein Blick wieder auf die Mitarbeiterin der Prüfstelle, deren strenges Wesen er nun über den Lauf seiner Schrotflinte ansah. Bei seiner Deutschlehrerin hätte er nie eine Chance gehabt, außer, er wäre ihr mit Gewalt gekommen, aber damals hatte er ja noch Pläne und Hoffnungen für eine lange Zukunft. Jetzt gab es für ihn keine mehr, und so konnte er sich diese Frau hier zu Willen machen, die es mit seiner Lehrerin locker aufnehmen konnte.
Zunächst befahl Peter der Frau, sich lang auf den Schreibtisch zu legen. »Was haben Sie vor?« fragte sie mit erstaunter Stimme. »So dumm ist die doch nicht wirklich!«, dachte sich Peter und forderte sie dann auf: »Na los, auf den Rücken! Ich hab nicht ewig Zeit!«. Endlich legte sie sich lang hin, ihr Rock und ihre Bluse legten sich stramm über ihren schlanken Körper. Dann richtete Peter seine Waffe auf den älteren, fetten Mann, und befahl ihm, sich auf dem Schreibtisch über das Gesicht der Frau zu knien. Die blickte nun genau von unten auf den Vorderteil seiner Hose und zwischen seine Beine. Peter streichelte ein paar mal über ihren Körper und fasste ihre Brüste an, dann drückte er kurz seine Hand zwischen ihre Beine. Während dessen lag immer noch der andere Mann röchelnd und kämpfend am Boden und versuchte, die Plastiktüte abzustreifen, was ihm aber nicht gelang. Immer kürzer und heftiger wurde sein Atem, immer verzweifelter sein Röcheln. »Los, blas ihm einen!« befahl Peter der Alten. Die blickte entsetzt in Richtung von Peter und rührte sich nicht. »Na los, nimm die Arme nach vorne, mach seine Hose auf, und dann blas ihm einen!«, forderte Peter sie mit Nachdruck auf und richtete dabei die Flinte auf ihren Kopf, »du siehst doch jeden Tag, wie das geht!«. Zahllose Bilder auf dem Schreibtisch zeigten das, was Peter jetzt erwartete. Endlich nahm sie ihre Hände nach vorne und begann, die Hose des älteren Mannes zu öffnen. Bald hatte sie das Kleidungsstück herunter gezogen, da entfernte sie auch schon die Unterhose von seinen Genitalien. Zum Vorschein kam ein winziger Pillemann, mit zwei unterschiedlich großen Eiern, die jedoch beide größer als der Penis waren. Sie begann, mit der Hand am Sack und Penis zu streicheln, und schon bald schwoll der letztere an und richtete sich auf. »Los, nimm ihn in den Mund, blasen!«, befahl Peter, wobei er ihren Kopf an den Haaren hoch riss und in die Genitalgegend des Mannes drückte. Endlich lutschte sie an seinem Penis wie an einem Lolli! Doch auch Peter wollte seinen Teil haben. Er grabschte ihr an Bauch und Busen, um dann mit der Hand unter ihren Rock zu fahren und zwischen ihre Beine zu packen. »So, du verbietest mir also die Pornos, dann muss ich wohl dich als Ersatz nehmen!«, erklärte Peter der Frau.
Peter griff nun der Alten in den Rock, riss den Schlüpfer zur Seite und fingerte an ihren Schamlippen herum. Dann knöpfte er langsam ihre Bluse von oben bis zum Bauchnabel auf. Die Haut hatte reife Konturen; um den Bauch zeichnete sich eine leichte Speckrolle mit Apfelsinenhaut ab, die aber aufgrund der insgesamt schlanken Statur und der straff sitzenden Bluse nicht hässlich, sondern eher noch anregend wirkte. Er schob den linken Korb ihres Büstenhalters beiseite und sah nun die entblößte Brust. Sicher, nicht so glatt und prall wie bei den jungen Mädchen in einem Hochglanzmagazin, aber doch angenehm weich und warm anzufassen. Während dessen hockte der ältere Mitarbeiter mit gespreizten Beinen über ihr und sie leckte und kaute weiter an seiner Latte. Die ältere Frau fand Peter viel attraktiver als die glatten, langweiligen Models der Softporno-Magazine, die man am Kiosk kaufen konnte. Doch die aufreizenden Stellungen und Praktiken, die er in den herum liegenden Pornoheften sah, regten ihn auch an. Seine Hose schien jetzt beinahe zu platzen! Er stellte sich vor die auf dem Tisch liegende Frau, zog ihre Beine und auch ihren Rock etwas hoch, fasste mit seiner Hand an ihre Hüfte und drückte dann seinen Unterleib mit dem steifen Glied zwischen ihre Beine. Und nun war es endlich an der Zeit, sie das kennen lernen zu lassen, was sie ständig zensierte und dem Normalbürger praktisch verbot. Auch, wenn es nun unter Zwang sein musste.
Peter öffnete seine Hose, ein riskanter Moment, weil er dabei das Gewehr aus der Hand legen musste und die Mitarbeiter in diesem Moment zuschlagen konnten. Doch das passierte nicht, weil Peter die Waffe nach dem Öffnen des Reißverschlusses sofort wieder in die Hand nahm. Mit seiner linken Hand schob er nun erst seine Hose, dann seine Unterhose herunter. Letzteres war schwierig, weil sein steifer Penis den Slip wie ein Widerhaken zurück hielt. Am Ende hatte er es aber geschafft und starrte auf die strenge Zensorin, die nun bereit für ihn da lag. Die leckte weiter am Penis des älteren, fetten Mannes, der nun zu stöhnen anfing. Peter fasste in ihren Rock und ertastete die feuchtwarme Öffnung der Vagina. Zur Sicherheit steckte er einen Finger hinein, wobei die Prüfstellen-Mitarbeiterin keuchte und sich wand. Endlich ging er nach vorne und schaffte es, sein Geschlechtsteil an das der Frau zu befördern und dann hinein zu stecken. Er begann, heftig zu stoßen, wobei er keuchte und stöhnte. Die Geräuschkulisse war fast wie in einem der herum liegenden Pornofilme, eine Sexorgie im Hort der Sittlichkeit! Da drehte sich der ältere Mann, der gerade einen geblasen kriegte, nach hinten zu Peter herum. Dieser nahm sofort seine Flinte hoch und richtete sie auf ihn: »Guck nach vorne!«. Der Mann erschrak, sah sofort wieder nach vorne und konnte sich auch schnell wieder auf seine genitale Verwöhnung konzentrieren, denn er fing wieder an zu stöhnen. Peter rammelte mit aller Härte in die Frau hinein, die sich, auf dem Rücken liegend, auf dem Tisch wand wie eine Schlange. Der Anblick des von Bluse und Rock umschlossenen, reifen Körpers erregte ihn, er legte nun auch die andere Brust frei und knetete die etwas faltige Masse. Da begann auf einmal der Mann laut zu stöhnen und stieß ihr den Penis in den Mund. Er drückte ihn tief in ihren Rachen, als er offensichtlich zum Orgasmus kam. Auch Peter, der ja schon vorher ganz erregt war, wurde nun immer geiler, und ein warmes Kribbeln erfüllte sein bestes Stück, wenn er es in den sich rund an Rock und Bluse abzeichnenden Bauch stieß. Der Alte wurde ruhig, während die Frau ein sichtlich angewidertes Gesicht machte. Peter kam nun dem Höhepunkt immer näher, und schließlich stieß er ganz tief in sie hinein, wo der Penis zuckend sein Sperma hineinspritzte. Die geschändete Sittenwächterin hatte mittlerweile ihren Kopf zur Seite gedreht und das glibberig-weiße Sperma des älteren Zensoren auf Tisch und Boden gespuckt. Der andere Mann regte sich nun nicht mehr, anscheinend war er endlich unter der Plastiktüte erstickt. Niemand hätte auf stilvollere Weise diese unterdrückerische Zwingburg von Zucht und Ordnung zerstören können, als Peter so, wie er es tat!
Gerade wollte Peter noch etwas in der Frau verweilen, als plötzlich die Tür des Büros auf ging und die Leiterin der Prüfstelle, Ellen Engel-Engelchen, hinter ihm in der Tür stand. »Was ist denn hier los?« rief sie entsetzt, als sie die Unzucht der teils entblößten Körper auf dem Schreibtisch sah. Peter reagierte sofort: »Los, ab in die Ecke da, du Zensurschlampe!«, rief er ihr zu, während er mit dem Gewehr in eine Richtung des Raumes wies. Frau Engel-Engelchen schwieg entsetzt und ging langsam in die Richtung, die Peter mit dem Gewehr wies. Dann setzte Peter die Schrotflinte auf den Hintern des dicken Mannes, genau auf seinen Darmausgang, und drückte ab. Die Wucht des Rückstoßes ließ die Flinte nach unten in Richtung Tisch und auf den Oberschenkel der Frau stoßen. Nach vorne konnte Peter ein paar Blutspritzer sehen, doch der Bauch war offensichtlich nicht ganz aufgeplatzt. Frau Engel-Engelchen blickte ganz entsetzt drein, während Peter sofort eine neue Patrone in den Lauf schob. Die Oberzensorin war vielleicht noch etwas jünger als die Alte, der er es gerade besorgt hatte, dafür aber hässlich, mit strähnigen, rotbraun verfärbten Haaren, fett und geschmacklos angezogen. Peter zog seine Hose wieder hoch und ging in Richtung der höchsten Zensorin. Dann blickte er auf den alten Mann, der, zur Seite gesunken, immer noch auf der Frau lag. Sein Bauch war zwar nicht ganz aufgeplatzt, aber doch unterhalb der Gürtellinie quer aufgerissen, so dass Teile des Dünndarmes wie ekliges Gewürm aus der Wunde hingen. Offensichtlich war der Kerl noch nicht ganz tot, und so setzte Peter die Flinte auf seinen Hals und drückte noch einmal ab. Luftröhre, Rückgrat und Schlagadern wurden von dem Schrotschuss zerrissen und fortgeschleudert, nur auf der rechten Seite verbanden noch einige Haut- und Gewebelappen den Kopf mit dem Torso. Der Kopf rollte über die blutbespritzten Pornohefte vom Schreibtisch herunter und blieb, von den Hautbahnen gehalten, hängen.
»Tja, das kommt davon, wenn man jemandem Filme, Literatur, Musik und Computerspiele verbietet!«, sagte Peter zu Frau Engel-Engelchen, »dann muss man sich halt das Ganze in der Wirklichkeit schaffen!«. »Ich will doch nur das Beste für die Jugend, ich will, dass schädliche Einflüsse von ihnen ferngehalten werden«, wimmerte die Frau. »Ihr quält mich, indem ihr mir meine Freiheit beschneidet und mich bevormundet, mit eurer Scheiß Zensur«, entgegnete Peter, »und jetzt bekommt ihr die Quittung dafür!«. Wie hatte es ihn geärgert, wenn Filme immer an den interessantesten Stellen Schnitte aufwiesen, wenn in Computerspielen nur grünes Blut spritzte und statt Menschen Roboter erschienen. Ein Großteil seiner Freizeitgestaltung wurde durch diesen Zensurwahn zerstört, ständige Frustration war das Ergebnis. Seine Qual, wenn er die Szenen seiner Wahl nicht sehen konnte, entsprach langfristig durchaus der Qual, welche die Zensoren bei seiner Rache durchlitten. »Was soll der Scheiß, wo schaden denn die Horror- und Pornosachen den Jugendlichen? Wir wissen doch alle, dass es dem Staat hier nur um das Durchsetzen von Spießermoral geht!« schrie Peter die Zensorin an. »Jeder muss sich gesellschaftlichen Regeln unterwerfen«, warf jetzt die auf dem Schreibtisch liegende Frau ein, »wo kämen wir denn hin, wenn jeder macht, was er will?« »Verdammt, die Schlampe lebt ja auch noch!«, dachte sich Peter.
Die Gesellschaft! Wie hasste er sie! Die Masse von Spießern, die ihn schikanierte, die Gruppenmenschen in Schule und Arbeitsstelle, die ihm das Leben schwer machten und ihn gängelten und niedermachten! Der Kollektivfeind! Und dieses verdammte Pack, repräsentiert durch Politiker, Beamte und Zensoren wie diese hier, wollte nun auch noch über sein Privatleben bestimmen! Was für ein Glücksfall war doch da seine tödliche Krankheit, wegen der er sich nun ungehindert und ohne Furcht vor Strafe gegen all die Schikanen, Gängeleien und Erniedrigungen zur Wehr setzen konnte! Ein schlechtes Gewissen brauchte er tatsächlich nicht zu haben, denn allein das Gefühl, dass ihn jemand aus reiner Willkür, ohne Notwendigkeit, seiner persönlichen Handlungsfreiheit beraubte, zerstörte seine Lebensqualität, was mindestens genau so schlimm war, als wenn ihn jemand tötete. Und genau dies rechtfertigte es für ihn, dass er jene Menschen tötete, die mit seiner Freiheit auch sein Leben zerstörten und ihn obendrein noch mit ihren Gängeleien quälten. Und da die Gesellschaft, als Ganzes wie auch die ihn umgebenden Teile, eine Unterordnung unter unsinnige und schikanöse Normen verlangte, war eben die Gesellschaft der Feind - und natürlich besonders jene Kräfte, die diese Normtreue verlangten und durchzusetzen trachteten. Er stand alleine gegen die Kräfte von Politik und Medien, Zensurbehörden und Polizei, und da musste er schon zu härteren Mitteln greifen, wenn er überhaupt etwas bewirken wollte. Er erinnerte sich an die letzten Worte des Internetzensors Pissoff: »...andere haben hier das Sagen, und du bist nur ein kleiner Scheißer, der nie was zu melden haben wird, ein Niemand!«. Ja, so war der Lauf der Welt, andere bestimmten über sein Leben, und er hätte nie eine Chance gehabt, sich mit legalen Mitteln dagegen zu wehren. Doch er hatte nun die Chance, ihn zu durchbrechen. Pissoff hatte er ausgeschaltet, und auch diese Zensurbehörde würde künftig nichts mehr verbieten. Und wenn alles gut ging, würden das nicht die letzten Zensoren und Unterdrücker sein, die er erledigte.
Er scheuchte Frau Engel-Engelchen in die Ecke und wandte sich dann wieder der strengen, älteren Zensorin zu: »Ich habe aber keine Lust, mir Vorschriften machen zu lassen. Und so lange man mich nicht mit allerlei Zensur und Verboten dazu gezwungen hat, habe ich mit meinem Handeln auch niemandem geschadet. Und jetzt ist Schluss mit der Bevormundung und Repression!«. Mit diesen Worten schob er der Alten die Schrotflinte unter den Rock, steckte dort den Lauf in ihr Loch und drückte ab. Die Schrotflinte krachte dumpf, der Bauch und die Bluse platzten auf und ein Teil der Gedärme spritzte aus dem Bauch der Frau heraus. Aus ihrem Rock floss das dicke, rote Blut. Peter wollte schnell die Flinte nachladen, doch genau in diesem Moment hatte Ellen Engel-Engelchen eine Schreibtischlampe ergriffen, die Schnur heraus gezogen und stürmte mit dem Gegenstand auf ihn los. In Sekundenschnelle hatte sie Peter die Lampe über den Kopf gezogen, der fast bewusstlos wurde und mit Kopfschmerzen zur Seite torkelte. Im letzten Moment schaffte er es, hinter einen Schreibtisch zu flüchten und hinter sich einen Stuhl umzuwerfen. Beinahe wäre er über den Mann mit der Plastiktüte über dem Kopf gestolpert. Die Oberzensorin rannte Peter hinterher, der in der Hetze sein Gewehr nicht neu laden konnte. Peter schleuderte DVD-Packungen mit Pornos auf die Frau, die davon auch eine Wunde über dem Auge erhielt, doch die ließ sich nicht abschütteln. Es war eine groteske Szene: Die alte, zensurgeile Furie hetzte hinter dem dicklichen jungen Mann mit dem wehendem, schwarzen Trenchcoat her, der die Autorität ihrer Behörde angegriffen und die Funktionsfähigkeit zerstört hatte. Dann waren sie eine ganze Runde durch das Büro gerannt und liefen wieder an der auf dem Tisch liegenden Frau vorbei. Da trat die rasende Frau Engel-Engelchen auf ein Stück Gedärm eben jener Frau und rutschte mit dem Fuß darauf aus. Sie knallte lang auf den Fußboden und streckte, auf dem Rücken liegend, ihre Beine in die Höhe. Peter sah das Unglück und lud grinsend und in aller Ruhe sein Gewehr nach. Die Oberzensorin lag mit wabbelnden Speckrollen am Boden und ruderte mit Armen und Beinen in der Luft, als Peter ankam und sie mit vorgehaltener Flinte zum Aufstehen aufforderte. Er war vorsichtig geworden und hielt einen Sicherheitsabstand ein, falls sie wieder auf ihn losstürmen wollte.
»Was soll das denn? In ein paar Stunden hat dich die Polizei, und dann ist wieder alles beim alten. Wir leben nun mal nicht in einem Staat, in dem jeder alles machen kann, und das geht alles ordentlich nach Recht und Gesetz«, predigte ihm die Prüfstellen-Leiterin, noch etwas benommen von ihrem Sturz. »Dass mich die Bullen so schnell kriegen, glaube ich nicht. Außerdem habe ich diese Behörde für die nächste Zeit funktionsuntüchtig gemacht. Entscheidend ist doch, dass ich den Zensurschmutz nicht hinnehme! Schließlich legitimiert sich jeder autoritäre und totalitäre Staat formal durch entsprechende Gesetze. Und wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! Wenn jeder, oder auch nur jeder Zehnte oder jeder Hundertste so wie ich handeln würde, hätte die Zensur keine Chance! Und glaubt mir, nach mir werden weitere kommen!«, antwortete Peter ihr. »Die Schulattentäter an der Columbine High School von Littleton waren doch auch alleine, und niemand erwartete, dass sie etwas im Schulbetrieb ändern würden, und daran, dass an Schulen Außenseiter niedergemacht und ausgelacht würden. Aber was passierte? Nachher gab es immer mehr Schulschießereien, die Außenseiter sahen, dass man sich gegen den Terror und gegen die zugewiesene Rolle als Versager wehren konnte. Die Killer von Littleton waren Verlierer im Leben, aber Sieger im Tod! Da konnten die Amis ihre Schulen ruhig zu Festungen ausbauen, wer Rache nehmen wollte, tat es, und niemand konnte ihn hindern. In Deutschland dachten sie, so was könne hier nicht passieren, aber dann kam Robert Steinhäuser in Erfurt an und zerstörte die Illusion einer in Ruhe ausgrenzenden, weil vor Rache sicheren Gesellschaft hier zu Lande.«, erzählte Peter und grinste triumphierend. Dann fuhr er fort: »Die Gesellschaft löst sich auf, immer mehr Leute wollen sich nicht Regeln, Normen und Zwängen unterwerfen und machen einfach, was sie wollen. Nicht nur die bürgerliche Gesellschaft insgesamt löst sich auf, auch Schulklassen, Firmen, Behörden und Freizeitstätten setzen sich immer mehr aus atomisierten Individuen zusammen, die dort tun, was sie wollen, und sich nicht den Zwängen der örtlichen Gruppen und Cliquen unterwerfen. Die verbleibenden Cliquen reagieren, in dem sie auf den Außenseitern herum hacken, sie terrorisieren und in die Versagerecke drängen. Denn sie gönnen ihnen nicht die Freiheit und freuen sich, wehrlose Opfer quälen zu können. Das ist sehr lange gegangen, bis die Außenseiter anfingen, zurück zu schlagen. Ich weiß selbst nicht genau, wo der Startpunkt war, war es Littleton, waren es die Amokläufer in US-Postbüros, die sich für ihre Entlassung rächen wollten, oder war es schon viel früher? Auf jeden Fall schlagen wir jetzt zurück, die atomisierten Elemente dessen, was früher die Gesellschaft war, führen nun gewissermaßen einen Atom-Krieg gegen die Gesellschaft.« Peter lächelte. »Nicht mit Bomben, Kernspaltung oder -fusion, sondern die ausgegrenzten, freien Menschen gegen die Gesellschaft, gegen ihre Repression und ihre Normzwänge. Nichts kann diesen Krieg stoppen, außer dem Ende der Gesellschaft. Jeder dieser Einzelgänger kämpft gegen das, was seine persönliche Integrität und Freiheit zerstört, sei es Mobbing an Schule und Arbeitsplatz, das Verdrängen in eine Versagerecke, so wie bei Robert Steinhäuser, oder Zensur und Bevormundung, so wie bei mir. Es wird nie mehr einen Staat geben, wo ohne Widerstand Staat und Gesellschaft die totale Ein- und Unterordnung fordern können! Jeder, der einen solchen Konformitätsdruck ausübt, muss künftig mit einer Kugel im Kopf oder einer Bombe unter dem Auto rechnen, ob staatlicher Zensor oder Schultyrann, der auf den Außenseitern rumhackt und sie auslacht. Und für diese heilige, individuelle Freiheit ist alles, was ich tue, eine gute Sache, wer sie beschneidet und zerstört, darf guten Gewissens aus dem Weg geräumt werden. Und ich will Vorbild für weitere sein, so, wie Eric Harris und Dylan Klebold in Littleton, Robert Steinhäuser in Erfurt, wie Klaus Peters, der seine Peiniger in Discotheken abschlachtete, und Willi Kleiber, der mit dem Kieslaster durch die volle Fußgängerzone raste. Dann wird die Gesellschaft mit ihrer Repression ausgeschaltet und wir werden frei!«
Frau Engel-Engelchen zeigte sich bestürzt. Jeder dieser Amokläufe hatte jeweils einen Amoklauf seitens Politikern und Mainstream-Medien gegen die individuelle Freiheit nach sich gezogen, wo nach es mehr Zensur und Kontrolle und weniger Freiheit bei Filmen, Computerspielen, Musik und anderen Medien geben durfte. Ihre Zensurbehörde war dadurch zu enormer Macht gelangt und indizierte landauf, landab alles, was nicht spießbürgerlicher Scheinmoral entsprach. Deutschland konnte es an Zensur schon fast mit Ländern wie China oder den Mullahs im islamistischen Iran aufnehmen. Und doch nützte alles nichts, die Racheakte gegen die Gesellschaft hörten nicht auf, und nun stand ein Rächer in ihren Räumen, der durch all die anderen Rächer inspiriert war und alle ihre Mitarbeiter nieder gemetzelt hatte. »Ich glaube, man muss frühzeitig alle, die sich nicht in die Gesellschaft einfügen, in Anstalten und Lager stecken oder mit Medikamenten ruhig stellen. Anders geht es nicht«, war ihr Schluss aus diesem unerwarteten Schock, dass alle Zensurmaßnahmen nicht fruchteten. Sie hatte sich während Peters Vortrag in sitzende Position gebracht und machte nun den Versuch, wieder aufzustehen. »Ich werde meinen Teil dazu beitragen, dass dies ein für alle Mal Vergangenheit ist«, entgegnete Peter und richtete seine Schrotflinte auf ihren Kopf. Da sprang sie auf ein Mal auf und stürmte schreiend auf Peter los. Der drückte geistesgegenwärtig den Abzug der Schrotflinte und schoss aus einer Entfernung von vielleicht vierzig Zentimetern mitten in ihr Gesicht. Während ihr Oberkörper noch vorwärts stürmte, wurde ihr Kopf zurück geschleudert; Peter konnte sehen, wie der Schrot durch ihr Gesicht einen langen Tunnel gegraben und den Hinterkopf ganz weg geblasen hatte. Der Schädel war nur noch eine hohle Schale, durch die er auf die Wand dahinter sehen konnte, an der Blut, Hirnmasse und Knochensplitter weit verteilt aufklatschten und dann langsam hinunter liefen. Das Gesicht war komplett heraus geschossen, einen von der Wucht des Schusses platt gedrückten Augapfel konnte er an der Wand kleben sehen. Der Oberkörper der Frau prallte auf ihn und warf ihn beinahe um, wobei sich in dem ausgehöhlten Kopf Gehirnreste lösten und ihren Rücken herunter tropften. Dann sank sie, die sie viele Jahre lang die Zensurbehörde geleitet hatte, vor Peter auf die Knie und endgültig zu Boden. Endlich war Deutschland erlöst von dieser Plage!
Doch bevor er ging, musste sich Peter noch um die ältere Frau kümmern, die er zwar mit seinem Schuss in die Vagina schwer verletzt, aber nicht getötet hatte. Er nahm wieder seine Axt und wollte ausprobieren, ob man auch das Herz mit einer Axt gut treffen kann. Also schwang er sie über seinen Rücken und ließ die Klinge genau in die linke Brust der Frau sinken, die sich zuvor noch etwas hob und senkte. Peter fühlte die Brustrippen knacken, konnte aber nicht merken, ob die Axt hindurch gedrungen war und das Herz getroffen hatte. Weil er sich nicht mehr lange abmühen wollte, holte er einfach noch einmal aus und schlug die Axt wieder in die selbe Brust, aber dieses Mal schon deutlich tiefer. Beim dritten Hieb schließlich musste die Klinge bis fast auf den Schreibtisch durchgedrungen sein, denn sie versank tief im Körper. Außerdem hatte die strenge Zensorin aufgehört zu atmen, weshalb Peter vermutete, dass er genügend getan hatte. Beruhigt konnte er sich auf den Weg nach draußen machen; das Gewehr und die Axt versteckte er wieder unter seinem Trenchcoat. Er überlegte, ob er die Sekretärin am Eingang noch erledigen sollte. Sicherer wäre es, weil sie ihn ja gesehen hatte, aber er wollte nicht unnötig Unschuldige töten, weil dies seiner guten Sache geschadet hätte. War sie denn wirklich unschuldig? Auch sie hielt den Zensurbetrieb am Laufen, auch sie war eine Schreibtischtäterin, obwohl sie nicht direkt zensierte. Peter sah auf die am Boden liegende, gefesselte Frau nahe am Eingang. Dabei entdeckte er ein Kreuz um ihren Hals, und als er ihre Tasche durchwühlte, fand er Rundschreiben eines fanatischen, christlich-fundamentalistischen Vereins, der unter anderem ein Totalverbot aller sexuellen Mediendarstellungen forderte und mit zahlreichen Strafanzeigen immer wieder schlimme, staatliche Repression auslöste. Peter suchte weiter, und schnell sah er, dass ihr Name, der im Personalausweis stand, auch im Fußteil der Rundschreiben zu finden war, wo die Verfasser unterzeichnet hatten. Bei ihr war sogar vermerkt, dass sie Mitarbeiterin der Prüfstelle war. Diese Frau war also ganz dick im Geschäft; sie praktizierte wohl Zensur in Freizeit und Beruf! Peter nahm seine Drahtschlinge und zog sie ihr rasch feste um den Hals, so dass sie sich nach einer Minute nicht mehr rührte. Dann schob er sie beiseite. Auf ihrem Schreibtisch waren noch zwei altmodische VHS-Videokassetten zu finden, die nur mit Nummern versehen waren. »Vielleicht heiße Pornos!«, dachte sich Peter und steckte sie in seinen Mantel, bevor er durch die Tür nach draußen ging. Das Schild, das zum Unterlassen von Störungen aufforderte, ließ er hängen, um noch etwas Zeit zu gewinnen. Er bestieg den Aufzug, und eine Etage tiefer stieg eine junge Frau zu und sprach ihn an: »Hey, nettes Outfit, gestern zu viele Rächerfilme gesehen?« »Nee, habe mich gerade nur etwas um die guten Sitten gekümmert!«, antwortete Peter.
Ohne Probleme verließ er das Gebäude, ging über ein paar Umwege durch die Nebenstraßen zu seinem Auto, wobei er zwischendurch Hut und Sonnenbrille ab nahm und sich nach eventuellen Verfolgern umsah. Den gesamten Nachmittag fuhr er aus Bonn zurück in seine Heimatstadt, und als er ohne Belästigung durch die Polizei seine Wohnung betrat, war er sich im Klaren, dass er in der nächsten Zeit noch frei sein würde. Am Abend schaltete er die TV-Nachrichten ein und lauschte, ob von seiner Aktion berichtet werden würde. Aber das Titelthema der Nachrichten war ein Terroranschlag in den USA, auf eine Shopping Mall, bei dem einige Dutzend Menschen ums Leben gekommen waren. Doch an zweiter Stelle schließlich wurde es angesagt: »Blutbad in Prüfstelle - grausamer Mord an Sittenwächtern«. Sehnlichst erwartete Peter die Nachrichtendetails. Ungeduldig wartete er, bis die Nachricht von der Shopping Mall durch war. Endlos zog sich der Bericht, aus einem Vorort von Los Angeles, von den Beschwörungen der US-Regierung, dem Terrorismus mit aller Gewalt zu bekämpfen, die tränenrührenden Interviews mit Angehörigen, die Kommentare der Nachrichtenleute. Dann endlich kam der Bericht von seiner Tat: »Blutbad in Prüfstelle für Sitten gefährdende Medien! Zahlreiche Tote durch unbekannten Killer. Ein Überlebender schwer verletzt in Krankenhaus.« »Verflixt, wie denn das«, fragte sich Peter. Hatte er denn nicht alle, die er sah, sorgfältig getötet? Die Kamera zeigte die Polizei und Krankenwagen außerhalb des Gebäudes, dazu den Eingang mit den Absperrbändern der Polizei. Dann wurde gezeigt, wie eine Bahre in einen schwarzen Leichenwagen getragen wurde. »Alle anwesenden Mitarbeiter der Behörde wurden von dem Attentäter brutal ermordet, bis auf einer, dem der Killer eine Plastiktüte über den Kopf zog und der mit schweren Gehirnschäden überlebte. Die Polizei erhofft sich mehr Informationen durch seine Aussagen.« Verdammt, der Typ mit der Plastiktüte! Wie hat er das nur geschafft? War der so langweilig, dass er die ganze Zeit ohne Sauerstoff auskam? Dann zeigte das Fernsehen Videoaufnahmen von ihm. Auf allen war er mit Trenchcoat, Schlapphut und Sonnenbrille zu sehen, aber nicht sein Gesicht. Dann zeigten sie die junge Frau, die ihm im Aufzug begegnet war. »Der schien ziemlich jung zu sein, offenbar nach irgend welchen Rächerfilmen angezogen. Vielleicht wollte der mal Terminator spielen!« Die Polizei hatte auch nur Spekulationen bereit: »Möglicher Weise war es ein privater Racheakt, oder jemand wollte sich mit Gewalt gegen die Kontrolle und Beschränkung von Medien wenden.« Auch die Vergewaltigung der Mitarbeiterin wurde erwähnt, aber es wurde betont, dass das Sexualdelikt nicht im Vordergrund stand. Doch es war klar, dass Peter auf jeden Fall reichlich DNS-Material hinterlassen hatte, das für genetische Analysen und letztlich seine Identifizierung zur Verfügung stand.
Es war ein Kampf gegen die Zeit. Würde er es schaffen, bis zum Ende seines nicht mehr langen Lebens seine Mission zu erfüllen, ohne, dass ihn die Polizei vorher ausschaltete? Und, wichtiger: Würde er es schaffen, mit seinen Aktionen etwas zu bewirken, der Zensur ein Ende bereiten? Und vor allem: Würde er es schaffen, eine Gegenkultur der Außenseiter zu bewegen, die sich nichts mehr gefallen ließ? Die mit allen nötigen Mitteln gegen gesellschaftliche Normung und Repression vorgingen und sich nicht durch Repressionsdrohungen und von ihren Feinden oktroyierte Ethik zurück halten ließen. Als er auch eine spätere Ausgabe der Fernsehnachrichten gesehen hatte, beschloss Peter, sich heute nicht mehr mit der geschehenen Sache zu beschäftigen, weil die Polizei ihn in der kurzen Zeit nicht finden konnte. Er entschied, sich die Kassetten mit den besonders harten Pornos anzusehen. Folglich schob er eine der beiden in seinen Videorekorder und drückte die Abspieltaste. Dann setzte er sich auf sein Sofa und zog die Schlafanzughose herunter, in der Hoffnung auf befriedigende Handarbeit zu anregenden Bildern. Eine Weile dauerte es, bis der bespielte Bereich anfing, dann endlich erschien das Bild. Ein Mann mittleren Alters mit Tarnanzug, vor einer schwarz-weiß-roten Fahne mit altdeutscher Frakturschrift redete in die Kamera: »Wir setzen uns dafür ein, dass sich das deutsche Volk gegen die Ausländerüberflutung und die Degeneration durch Vermischung mit Fremdrassen wehrt...« Plonk! Wieder flog ein Pantoffel gegen das Fernsehgerät. »Scheiße! Können die geile Pornos nicht als geile Pornos kennzeichnen, damit man sie von dem anderen zensierten Kram unterscheiden kann?!?«. Ein enttäuschter Peter Möhrig zog sich die Schlafanzughose hoch, patschte auf den Aus-Knopf des Videorekorders und ging zum Schlafen ins Bett.
In der Nacht träumte er, dass er von der Polizei gefasst und in eine Haftzelle geführt würde. Dann sagte man ihm, dass sein Krebs ganz verschwunden sei und er nun ein ganzes, langes Leben im Gefängnis verbringen müsse. Nach einigen Prozessen und Verhören wachte er schließlich auf und fühlte einen leichten Schmerz in seinem Bauch. Es dämmerte schon draußen, und Peter fühlte sich noch immer müde. Bald dämmerte er wieder in den Schlaf. Jetzt sah er Werther Hohlbauer, den ultrakonservativen Fernsehpädagogen, in einer Runde mit Politikern sitzen. Der dürre, grauhaarige Knacker stand auf und referierte: »Wir sehen, wohin die Unzucht und Gewalt in den Medien führt, wir müssen jetzt wieder Zucht und Ordnung schaffen! Wir müssen Kindern Fernsehen und Internet verbieten und dürfen nur solche Inhalte an die Öffentlichkeit lassen, die zuvor von einer Sittlichkeitsbehörde abgesegnet wurden.« Die Politiker, darunter der berüchtigte Bayer Gunnar Speckschwein, standen auf und klatschten Beifall. »Und ich bin froh, dass ich heute hier den Anfang machen kann, unser christliches Abendland zu retten.« Mit diesen Worten schritt Hohlbauer auf Peter zu, der in der Ecke des Raumes wie angewurzelt stand. Er wollte davon laufen, aber so sehr er seine Beine bewegte, so sehr war es, als hinge sein Körper in einer klebrigen Masse fest. Hohlbauer kam auf ihn zu und wurde dabei immer größer, bis er schließlich in riesenhafte Ausmaß vor Peter stand. Er holte mit einer titanischen Hand zu einer Ohrfeige aus. Als seine Hand, die jetzt größer war als Peter selbst, traf, wachte der auf. Er sah auf die Uhr: 10 Uhr und 54 Minuten, ganz schön lange geschlafen! Sein nächstes Ziel hatte er aber vor Augen, und der Traum machte das Ganze noch ein Mal deutlicher: Werther Hohlbauer, einen der widerlichsten Propagandisten für autoritärstaatliche Medienzensur. Und danach würde er sich um Gunnar Speckschwein kümmern, einen absolut widerlichen und skrupellosen Politiker. Seine Reise würde ihn in den Süden Deutschlands führen, zunächst nach Augsburg, wo Werther Hohlbauer wohnte, dann nach München, wo Gunnar Speckschwein residierte. Beide Städte waren nur eine gute Autostunde voneinander entfernt. Peter recherchierte im Internet und fand schließlich ein günstiges Hotelzimmer in Dachau, der nördlichen Vorstadt von München. Er hatte es über eine Seite gefunden, die Reisen für Betroffenheitstouristen vermittelte, welche sich das Konzentrationslager in der Stadt ansehen wollten. Auch den Wohnort Hohlbauers fand er im Netz, sowie die Anschrift der Regierungsbehörden des Freistaates Bayern. Interessanterweise fand er auch einen Vortrag, den Gunnar Speckschwein vor einem konservativen, kirchlich beeinflussten Verein halten wollte. Es waren noch gut zwei Wochen bis zu diesem Vortrag, der eine gute Gelegenheit bieten würde, sich Speckschwein anzunehmen.
Kapitel 4: Der Moralprediger
Was Hohlbauer anging, so musste Peter vor Ort nachforschen, aber Speckschwein würde sicher nicht einfach zu erledigen sein. Er war ein hohes Tier, das garantiert Personenschutz hatte und nicht so einfach privat zu erwischen war. Die Sammlung alter Silvesterknaller würde Peter behilflich sein; um sie angemessen verwenden zu können, besorgte er sich im Baumarkt einige Wasserrohre mit Kappen, Kabel und Batterien, sowie Zeitgeber. Außerdem besorgte er Funkgeräte, die all seine Apparaturen auslösen konnten. Etwas bastelte er herum, damit die Apparate im entscheidenden Moment auch funktionieren würden. Dann nahm er den Großteil seines verbliebenen Geldes und buchte das Zimmer in Dachau. Gleich am folgenden Morgen setzte er sich in seinen Wagen und fuhr los in Richtung Süden. Für seinen CD-Player im Auto hatte er eine Reihe guter Alben heraus gesucht, die er während der Fahrt hören wollte. Er verließ seine Heimatstadt mit dem Wagen, und auf der Autobahn schob er die erste CD in den Spieler. Ein Strom undefinierbarer Laute schwoll langsam an, dann legten die Gitarren mit einer einfachen Melodie los. Die Stimme schrie den Text des Speed Metal-Klassikers in den Wagen:
"Existing on damnation's edge
The priest had never known
To witness such a violent show
Of power overthrown
Angels fighting aimlessly
Still dying by the sword
Our legions killing all in sight
To get the one called Lord"
Die Musik ließ Peter mitgehen, und ein paar Mal erkannte er bald schockiert, dass er sich gar nicht auf den Verkehr konzentriert hatte und beinahe auf andere Autos aufgefahren wäre. Seine Gedanken kreisten um die prominenten Zensoren, die er zu erledigen trachtete. Sie quälten und schikanierten ihn mit ihren Verboten, und so würde auch er sie quälen. Er würde ihre Gliedmaßen zerquetschen, sie zerstückeln und am Ende umbringen. Nach einer Weile merkte er, wie die Musik mit seinen Gedanken harmonierte:
"No apparent motive
just kill and kill again
survive my brutal thrashing
I'll hunt you 'till the end.
My life's a constant battle
With the rage of many men
Homicidal Maniac"
Die CD gab ihm noch eine längere Weile Energie für die Fahrt, dann ließ Peter die Musik weg, um nicht am Ende noch einen Unfall zu verursachen. Mit ein paar Nachfragen war er am Ende auch an die Adresse von Werther Hohlbauer in Augsburg gekommen, wo er zuerst aufräumen wollte. Doch zuerst fuhr er an Augsburg vorbei und quartierte sich in seiner Unterkunft in Dachau ein. Die war sehr spärlich eingerichtet, offenbar sollte sie an die Häftlingsbaracken des Konzentrationslagers erinnern. Aber es gab alles, was Peter brauchte, sogar einen Schrank, in dem er seine Apparaturen einschließen konnte. Schrotpatronen hatte er noch genug. Gleich am folgenden Tag wollte er zu Hohlbauer fahren, der recht einfach zu erledigen sein dürfte. Er legte sich in sein Bett und wollte schlafen, aber nebenan hatte sich offenbar eine Antifa-Gruppe einquartiert, die sich kräftig betrank und herum grölte. Laut dröhnte ihre Musik zu ihm herüber und ließ ihn nicht schlafen. Er entdeckte einen einfachen Radioapparat mit CD-Spieler auf der Fensterbank und beschloss, damit Contra zu geben. Von drüben schallte das Gegröle und die Melodie eines Songs: »Deutschland muss sterben, damit wir leben...«, Peter ließ das Gerät mit einem extrem schnellen Oldie-Stück des ersten Slayer-Albums »Show no Mercy« antworten:
"Blitzkrieg tactics of the German command
born with the power of god in his hand
At crack of dawn they storm again
hunting and fighting and killing all men."
Keiner verstand drüben etwas, aber Peter konnte seine Stimmung stilvoll rüber bringen. Wenigstens konnte er diesen Abend seine Musik mal in voller Lautstärke aufdrehen und der Welt, die ihn umgab, auf diese Weise Contra geben. Die gute, alte CD drehte sich weiter und lieferte ein paar Stücke Ur-Speed-Metal ab. Auf der anderen Seite wurde bald lautstark die Internationale angestimmt. Dann hatte die CD den letzten Song erreicht, den Bonustrack »Chemical Warfare«:
"Frantic minds are terrified
Life lies in a grave
Silent death rides high above
On the winds of revelation
Multi-death from chemicals
Arrogance as won
Annihilation must be swift
Destroy without destruction"
Der Text des Songs ließ ihn an weitere Aktionen denken, mit denen er Zensoren und repressivem Staatsapparat auf die Pelle rücken konnte. Doch zunächst einmal musste er das durchführen, was er schon geplant hatte. Endlich verebbte drüben der Krach, die Leute hatten anscheinend Ruhe. Peter drehte den Apparat etwas leiser und hielt ihn dafür näher an seinen Kopf.
"Liquidate - the torture kills the troops that try to fight
Terminate - human pesticide brings days of doom
Mist falls - the deadly gas that brings them to their knees
Sacrifice - steal the soul and send the corpse to hell!"
Drüben war der Lärm weitgehend verstummt, und Peter konnte nun endlich schlafen. Es war nicht unbedingt angenehm hier, aber gut genug.
Den nächsten Tag sah er sich in Augsburg um. Neben der alten Stadt interessierte ihn natürlich vor allem das Haus des Zensoren Hohlbauer. Es hatte eine Terrasse mit großen Fenstern und offensichtlich auch einen Kellereingang. Peter sah den alten Mann alleine in dem Haus herum laufen und beschloss, ganz schnell vorzugehen. Rasch holte er sein Schrotgewehr aus dem Auto, versteckte es unter seinem Trenchcoat und ging dann zum Eingang des Hauses. Auch eine weitere der goldenen Thrash Metal Klassiker-CDs hatte er mit genommen. Er klingelte an der Tür und wartete. Schon bald wurde ihm auf gemacht und Werther Hohlbauer, der Zensor aus Fernsehsendungen und Zeitungsartikeln, stand persönlich an der Tür. »Guten Tag, Diabolus-Kurierdienst hier! Ich habe hier ein Paket für Herrn Hohlbauer. Sind Sie das?« »Ja«, antwortete der Alte durch den Türspalt. »Mein Paket ist etwas groß, können sie vielleicht auf machen?« »Na klar!« Als er die Türkette entfernte, schubste Peter ihn zurück, holte seine Schrotflinte hervor und hielt sie ihm unter die Nase. »Schnauze, sonst knallt's!«, drohte Peter dem Mann. Der fragte ängstlich: »Wollen Sie mein Geld?« Doch Peter nahm ihm sofort diese Vermutung: »Ich will, dass Sie mich und alle anderen Leute in Ruhe lassen, dass sie die Menschen alle Filme, Computerspiele, Musikprodukte, Internetseiten und Literatur sehen lassen, die sie interessieren, und dass Sie aufhören, ihnen das aufzudrücken, was Sie als gute Sitten bezeichnen!« »Oh je, da sieht man mal, was dabei heraus kommt, wenn schon die Kinder fern sehen«, sagte der Mann entgeistert. »Ich will fern sehen, was ich will, und zwar ohne Schnitte«, bekräftigte Peter und forderte Hohlbauer dann auf, sich lang auf den Boden zu legen. Weil der ohne Probleme gehorchte, fesselte er ihn mit einem Band und machte sich dann daran, das Haus zu durchsuchen. Er fand die normalen Räume, Schlaf- und Esszimmer, Küche und Klo, dann begann er, im Keller zu suchen. Überall befanden sich religiöse Symbole und Bücher, doch ein Teil der Literatur deutete auf eine Neigung zu autoritären Staatsdoktrinen hin. Schnell stieß er auf einen interessanten Raum, den Hobbykeller, in dem sich aller Hand Werkzeuge befanden. Peter dachte darüber nach, wie er den Schraubstock, die Bandsäge und all die anderen schönen Sachen am besten gebrauchen konnte, um Hohlbauer die jahrelange Gängelung mit Zensur und Verboten heim zu zahlen. Er ging wieder nach oben, packte den gefesselten Werther Hohlbauer an den Schultern und zerrte ihn in den Hobbykeller. Dort entdeckte er auch schnell ein Gerät, auf dem er seine mit gebrachte CD abspielen konnte. Als er Hohlbauer mit sich schleppte, dachte er an all dessen Fernsehinterviews, in denen er Panik verbreitete, Menschen würden Filme nachahmen, und schon das Fernsehen an sich verderbe die Jugend. Genau mit dieser Hetze stützte er Politiker, Medien und Exekutivbehörden, die seine persönliche Freiheit zum Konsumieren beliebiger Medien auf so schlimme Weise angriffen. Hierfür sollte er gleich seine Quittung bekommen und außerdem ein für alle Male an weiterer Hetze gehindert werden.
Peter legte ihn in dem Hobbykeller auf die Werkbank. Die Werkstatt war sehr gut ausgestattet: Eine Bandsäge stand direkt neben der Bank, diverse Handsägen, Messer und Hobel hingen an einer nahen Wand. Auch verschiedene elektrische Werkzeugmaschinen gab es in dem Raum. Ein massiver Schraubstock war direkt an der Werkbank befestigt. Doch Peter nahm zunächst ein paar dicke Bindfäden und fesselte den Mann an der Werkbank. »Hören Sie auf damit, oder wollen Sie wegen ein paar Horrorfilmen und Spielen ins Gefängnis?«, versuchte der alte Knacker Peter umzustimmen. Dann merkte er, dass dies nicht ging, und so versuchte er es auf die harte Tour: »Sehen Sie doch ein, dass Ihre Aktionen völlig nutzlos sind! Die nächsten Verbotsgesetze sind schon auf dem Weg, und dann ist endlich Schluss mit dem ganzen Dreck!« »Ach nee, und der liebe Gott persönlich kommt also und bringt die Gesetze durch! So was kann doch jeder erzählen! Und ich sage jetzt: Ab nächste Woche werden alle Medienzensoren per Schnellgericht abgeurteilt und lebenslänglich eingesperrt!« Doch Hohlbauer behauptete weiter: »Die Maßnahmen sind alle schon eingeleitet. Ich habe, zusammen mit anderen, einflussreichen Persönlichkeiten, alles mit Herrn Speckschwein persönlich abgesprochen. In einer Woche beginnt er eine Rundreise durch die politischen Kreise des Landes und wird dabei ein neues Sittenstrafrecht bewerben, dass um ein Vielfaches rigider gegen unsittliche Umtriebe und Mediendarstellungen vorgeht, als alles, was es in Nachkriegs-Deutschland je gab. Und sehen Sie, die politische Stimmung hier im Lande ist sehr dafür. Früher nannte man das gesundes Volksempfinden. Und ob so ein paar Randfiguren wie Sie da etwas gegen haben, interessiert niemanden etwas. Entweder, Ihr spurt, oder Ihr müsst die Konsequenzen spüren! Die Gesellschaft bestimmt, was läuft, und ihr gehört nicht dazu, denn ihr seid nicht gesellschaftsfähig!« »Sie werden da aber bestimmt nicht mehr mit machen!«, warf Peter gegenüber dem Mediendozenten ein. »Ach so, ich verstehe«, fuhr der fort, »Sie sind also auch der, der in der Prüfstelle dieses Gemetzel angerichtet hat!« Peters Mund umspielte ein Grinsen, das dem Herrn Hohlbauer sofort klar werden ließ, mit wem er es zu tun hatte. »Sie sind also dieser verdammte, blutrünstige Terrorist, der ordentliche Mitarbeiter des Staates nötigt, ihrer Tätigkeit nicht mehr nach zu gehen, und der dabei auch noch tötet!« Sein Gesicht wurde nun von Angst erfüllt, und der Anblick der Werkzeuge in seinem Hobbykeller verstärkte dieses Angstgefühl nur noch.
Doch zunächst ging Peter zu dem kleinen CD-Spieler und legte seine Scheibe ein, um sich in Stimmung für die Erledigung seiner Arbeit zu bringen. Er drehte den Apparat laut, und nach ein paar Sekunden begann heftiges Gitarrenschrubben, erst leise, dann lauter. Dann folgte ein endlos langer, hoher Schrei des Sängers Tom Araya, begleitet vom tiefen Trommelstakkato des damaligen Slayer-Drummers Dave Lombardo. Als der Schrei aufgehört hatte, wurde in dem Stück zu hartem und schnellem Gitarrenkrach von den Gräueln des KZ-Arztes Josef Mengele gesungen. Peter ließ sich von dem Text inspirieren, nahm ein Schnitzmesser und begann, damit den Arm des Mannes zu sezieren.
»Surgery, with no anaesthesia, feel the knife pierce you intensely«
tönte es aus der kleinen Anlage. Peter schnitt erst die Haut entlang des Unterarmes an, wobei der Zensurpropagandist ein leichtes »Aah!« hören ließ und dann zischend die Luft einsaugte. Mit einem zweiten Schnitt tauchte Peter nun tiefer in den Muskel ein, wobei Hohlbauer laut schrie. Das Geschrei nervte Peter, und so nahm er ein kleines Stück Holz und befestigte es mit einem Faden in seinem Mund, worauf er nur noch Jammern hervor brachte. Mit einem dritten Schnitt nun kam Peter endlich auf den Knochen durch, der weißlich im tiefsten Bereich der Wunde schimmerte. Darüber befand sich das rote, blutüberströmte Muskelfleisch. Der Alte hatte schon etwas viel gelbliches Fett angesammelt, und alles wirkte nicht mehr ganz frisch. Dennoch erregte es Peter, in das Innere eines Menschen zu sehen, der sich wie kein anderer für Schikanen gegen ihn und andere Horrorfans eingesetzt hatte. Bei ihm selbst war es ein quälendes Gefühl der Hilflosigkeit und Erniedrigung, wenn Staat und Zensoren seine Gruselkultur unterdrückten, jetzt gab er Hohlbauer und Konsorten dieses quälende Gefühl als körperliche Grausamkeit zurück. Peter schnitt jetzt einmal quer durch den Armmuskel, worauf der Mann sich aufbäumen wollte und an seinen Fesseln zerrte. Der Song ging mittlerweile auf sein Ende zu, eine endlose Serie schriller Gitarrensolos führte aus der Schilderung der abartigen Menschenversuche heraus. Peter zog jetzt dem Alten auf einem Stück Arm die faltige und fleckige Haut ab und betrachtete die von Adern und gelbem Altersfett überzogene Fleischmasse, die darunter verborgen war. Ersticktes Schreien und Zucken waren seine Reaktionen. Ultraschnelles Bassdrumming und Gitarrenschrubben beendete den Song, dazu gab es das letzte Textstück: »Infamous Butcher - Angel of Death .... Angel of Death!«
Die Bandsäge am Rande der Werkbank war Peters nächstes Objekt der Begierde. Ihr frisches, metallenes Sägeband schimmerte in der Beleuchtung des Raumes. Der Anblick der spitzen Zacken löste bei Peter warme Gefühle aus. Er entfesselte einen Arm des Zensurfanatikers, fesselte den anderen am Körper und schubste den Kerl dann nach vorne in Richtung des Gerätes. Er startete die Maschine und ärgerte sich, dass sie das nun laufende Stück »Piece by Piece« fast übertönte. Schnell hüpfte er zu dem CD-Spieler und stellte ihn lauter. Der Song passte erstklassig zu seinem jetzt folgenden Tun:
"You have no choice of life or death,
my face you will not see
I'll rip your flesh 'till there's no breath
Dismembered destiny"
Peter führte die Hand des Mannes gegen dessen Widerstand zur Säge und drückte das Gelenk gegen das laufende Sägeband. Ein paar Mal sprang es ab und hinterließ nur blutige Kratzer. Dann endlich schnitt es in die Hand und hatte schnell den Knorpel des Handgelenks erreicht. Das Endlosband der Säge änderte nun seine Farbe von metallischem Silberblau zu frischem, leuchtendem Rot. Jetzt sägte die Säge aber etwas schief, weil der Mann doch sehr an seinem Arm rüttelte. Etwas oberhalb des Ringfingers kam sie wieder heraus und ließ das Stück Hand mit kleinem und Ringfinger auf den Boden fallen. Blut spritzte aus der verstümmelten Hand und befleckte das ganze Gerät rot. Jetzt konnte Peter hervorragend den Daumen gegen das Band drücken, der recht schnell durchsägt wurde. Zu den erstickten Schreien Werther Hohlbauers hüpfte der abgetrennte Finger über die Arbeitsfläche der Säge. Der Song aus der Anlage lief weiter:
"Modulistic terror,
a vast sadistic feast.
The only way to exit
is going piece by piece.
Bones and blood lie on the ground,
Rotten limbs lie dead
Decapitated bodies found
On my wall, your head!"
Jetzt nahm Peter den ganzen Arm in die Hände und hielt den Unterarm, oberhalb vom Handgelenk, an die Säge. Die grub sich durch das Muskelfleisch und ließ Blut und Fleischfetzen auf die Arbeitsfläche spritzen. Dann war der Knochen erreicht, und der Klang der Maschine wurde lauter und aggressiver, als sie sich durch das härtere Material arbeitete. Ein großer Schwall Blut kam heraus, als die Adern durchtrennt wurden. Als Peter den Knochen durchsägt hatte, fiel auf einmal die Hand zur Seite und wurde nur noch von einem Band aus Haut und Fettsträhnen gehalten. Ein paar Mal versuchte Peter, auch dieses Hautstück zu zersägen, dann gab er es auf und hackte die Hand mit einem nahe an der Werkzeugwand hängendem Beil ab. Ein Blutstrahl schoss pulsierend aus dem Armstumpf und spritzte über die Werkbank und die an den Wänden hängenden Werkzeuge. Jetzt zog er ihm, zum Ausklang des Songs, auch die Schuhe und Socken aus und fesselte seine verbliebenen Glieder. Dann schob er das Bein auf die Bandsäge und begann, es an der Wade durch zu sägen. Der alte Zensurfanatiker wand sich vor Schmerz und versuchte, das Geschehen zu verhindern. Doch alles Zappeln half nichts, die Zacken des Sägebandes schnitten senkrecht durch sein Bein. Jetzt war es schon viel mehr Fleisch, das durchtrennt werden musste, und größere Massen an Fleisch- und Blutbrei liefen über die Abdeckschalen und die Arbeitsfläche der Bandsäge. Im Knochen wurde die Säge deutlich langsamer, bis sich sogar zwei Mal das Endlosband verkantete und das Gerät mit einem tiefen Summen stehen blieb. Das Durchtrennen der Adern erbrachte eine riesige Blutfontäne, die mehrere Meter weit spritzte und die gesamte Ecke der Werkstatt verschmutzte. Dazu lief ein schneller Krachsong aus der Anlage, der alle möglichen, scheußlichen Todesarten aufzählte:
"Strangulation, mutilation, cancer of the brain,
limb dissection, amputation, from a mind deranged.
Asphyxiation, suffocation, gasping for air.
Explain to me the feeling after sitting in the chair!
Ripping apart
severing flesh
gouging eyes
tearing limb from limb."
Endlich war Peter mit dem einen Bein fertig, den abgetrennten Fuß warf er achtlos in eine in der Werkstatt herum stehende Mülltonne. Jetzt konnte der Unterdrücker schon mal nicht mehr weg laufen! Jetzt entschied sich Peter für ein kleines Feuerchen, und um dies zu entfachen, eignete sich wohl am besten die riesige, prunkvoll verzierte Bibel aus dem Wohnzimmer Hohlbauers. Schnell rannte Peter die Treppe hinauf und griff das Buch aus dem Regal, dann kam er sofort zurück. Er nahm ein leeres Fass aus Blech, drehte es mit dem Boden nach oben und legte darauf Holzstücke und heraus gerissene Seiten der Bibel. »Dafür kommst du in die Hölle!«, ließ Hohlbauer vernehmen, aber Peter machte sich nichts daraus. Er ging zur Musikanlage, ließ das aktuelle Stück noch mal beginnen, und zündete dann den Haufen mit seinem Feuerzeug an. In weniger als zwei Minuten prasselte ein hübsches Feuerlein auf dem Fass neben der Werkbank. Und während das Musikstück ein Brandopfer während einer schwarzen Messe schilderte, hielt er Hohlbauers anderes Bein über diesen knisternden Haufen aus brennendem Holz und Papier. Die Haut färbte sich erst rot und schlug dann Blasen, während Zensor Hohlbauer wieder wie wild zappelte und erstickt schrie. Die Blasen der Haut färbten sich zuerst dunkelrot, dann braun, und schließlich verkohlten sie. Die ganze Haut in diesem Bereich begann, sich ab zu pellen.
Peter sah sich noch etwas im Raum um. Über der Eingangstür befand sich ein großes, hölzernes Kreuz, dessen Anblick Peter doch etwas störte. Während dessen schaltete die CD auf das nächste Stück um, das ganz zu diesem Anblick passte:
"You go to church, you kiss the cross
you will be saved at any cost
you have your own reality:
Christianity.
You spend your life just kissing ass
A trait that's grown as time has passed"
Meine Güte! Diese christliche Heuchelei! Über zweitausend Jahre wurde nun die Menschheit terrorisiert, oder entmündigt und verdummt, von Machthabern, die sich dieser Ideologie bedienten! Peter betrachtete das christliche Symbol mit Gedanken des Hasses. Er nahm es rasch herunter und zog die kleine Holzschraube, die eine Öse am Kopfende des Kreuzes hielt, heraus. Rasch drehte er sie am anderen Ende wieder herein und hängte das Kreuz nun mit dem Kopf nach unten wieder auf. Hohlbauer sah zu und schüttelte leicht den Kopf. Seine verstümmelten Gliedmaßen schmerzten höllisch. Als Mann mit Medienpräsenz hatte er sich an Beschimpfungen, Morddrohungen und auch mal eine eingeworfene Fensterscheibe gewöhnt. Mit solch einer Racheaktion hatte er aber in seinem Leben nicht gerechnet! Immer hatte er gedacht, die Menschen in Deutschland seien brav und autoritätshörig, würden sich fast alles gefallen lassen und nie zu solchen Mitteln greifen.
Gerade wollte Peter zurück gehen, als er über die Schnur des CD-Players stolperte und den Stecker heraus riss. Die Stille schockierte ihn, unterbrach sie doch seine mit Musik untermalte Metzelorgie. »Kleine Sünden bestraft Gott sofort!«, rief ihm da mit unterdrückter Stimme Werther Hohlbauer zu. Trotz seines Knebels konnte er sich noch immer verständlich machen und auch der Schmerz war für ihn jetzt kontrollierbar. Erstaunt ging Peter auf den auf der Werkbank liegenden Mann zu. »Glauben Sie das wirklich, mit Gott und den ganzen Sachen?«, fragte er ihn. »Ja, Gott, unser Herr Jesus Christus, der ist es, für den wir hier sind.«, antwortete der Mann. »Und der verlangt sexuelle Enthaltung und Zensurgesetze? Vielleicht noch Kreuzzüge und Ketzerverfolgung?« fragte darauf hin wieder Peter. Der alte Mann schien nun einen längeren Vortrag vorzubereiten, denn er saugte zischend die Luft ein und versuchte, seinen Schmerz unter Kontrolle zu bekommen. »Gott hat als seine Stellvertreterin die Kirche geschaffen. Und um Gottes Willen zu erfüllen, muss die Kirche als Organisation bestehen und mächtig sein. Siehst du, bei den alten Israeliten war vorgeschrieben, dass zum Beispiel Homosexuelle und widerspenstige Kinder gesteinigt werden sollten. So steht es in den Gesetzbüchern des alten Testaments. Und im dreizehnten Kapitel des Römerbriefs, im neuen Testament, wirst du die Anordnung finden, dass man jede Obrigkeit als von Gott gegeben hinnehmen soll. Verstehst du den Sinn dieser Regeln, selbst in der vollen Härte, wie sie nicht immer angewandt wird?« »Nein«, antwortete Peter, »und ich weiß vor allem nicht, was das mit dem Willen eines Gottes zu tun haben soll!«. »Die Kirche muss sich der Macht an dienen, um selbst Macht auszuüben! Indem sie sich gesellschaftliche Normen zu eigen macht, und selbst auf deren Einhaltung pocht, kommt sie an die Macht heran. Und diese Macht lässt sich nur halten, wenn der Machthaber seine Untergebenen unter gemeinsame Normen und Vorgaben zwingt. Deshalb fordern ja auch so viele nicht christliche Politiker strengere Sittengesetze. Was wäre denn, wenn sich die liberalen Haltungen weiter so durchsetzen würden und jeder macht, was er will? Immer weniger wären noch gläubig, kaum einer würde mehr die Kirche als Gottes Institution auf Erden anerkennen und ihre Autorität respektieren. Und dann würde Gottes Wille nicht mehr zählen. Du siehst also, entscheidend ist nicht an erster Stelle das Erschaffen einer besseren Welt nach Gottes Geboten, sondern vor allem der Gewinn und Erhalt von Macht für die Kirche. Dem muss sich der Einzelne eben unterordnen und auf ausschweifendes Sexualleben, Horror- und Pornoschund oder auch nur eine zweite Ehe nach einer Scheidung verzichten. Und sieh mal, Gott ist doch nicht der gute Vater, der nur gibt und jeden tun lässt, was er will. Lies mal im alten Testament, wie er mit Ungläubigen, Götzenanbetern, Abweichlern oder auch nur jenen umgegangen ist, die seinem auserwählten Volk im Wege standen! Er hat selbst oder durch seine Stellvertreter zerstört, getötet und ganze Völker auslöschen lassen! Und Gottes Wort, wie es für Moses und Joshua galt, gilt auch für die christliche Kirche und ihre weltlichen Helfer, zur Zeit der Aposteln, im Mittelalter, bei der Eroberung der neuen Welt und heute. Und ich denke, dass dies demnächst wieder viel ernster genommen wird, nach all den Jahrzehnten der Verlotterung.«
»Also kaum etwas anderes als normale weltliche Machtausübung, wie sie Macciavelli und Konsorten propagiert haben!«, antwortete Peter. »Macciavelli hat doch nur die Mechanismen der Macht niedergeschrieben, nach denen sie schon seit eh und je funktionierte. Die Kirche hat nach diesen Mechanismen funktioniert, der Staat, das Militärwesen, alles, bis in die kleinsten Machtstrukturen der Gesellschaft. Selbst ein Familienvater muss nach diesen Grundsätzen handeln, wenn er respektiert sein und sich durchsetzen will.« Peter dachte daran, wie er gegen seine Eltern gekämpft hat, um sich seine Freiheiten zu nehmen, abends fern sehen, ausgehen, sich Horrorfilme besorgen und ansehen. Und letztendlich war es ihm auch gelungen, die Macht, die seiner Freiheit entgegen stand, großteils zu brechen. »Töricht ist nur, wer diese Grundsätze der Macht öffentlich propagiert«, fuhr Hohlbauer fort, »denn mit dem Reden von einer besseren Welt und ethischen Idealen und all dem Blabla kann man die Menschen viel besser für seine Macht gewinnen.« »Und welche Rolle spielt Gott bei dem Ganzen?«, fragte Peter noch. Hohlbauer antwortete sofort: »Gott ist der oberste König, dem wir dienen, er übt seine Befehlsgewalt über Papst und Kirchenobere aus, und wir sind seine Diener und Soldaten. Andere dienen anderen Herrschern - Göttern, weltlichen Herrschern, oder einfach dem eigenen Vorteil. Und die sind unsere Konkurrenten. Wie auch jene, die gar keinem Herrscher dienen wollen und nur einen ungehorsamen und ungläubigen Haufen bilden, der den Mächtigen und ihren Anhängern schadet.« »Und woher das Wissen, dass es diesen Gott überhaupt gibt und dass er genau das will, was die Kirchenleute tun?«, kam die nächste Frage von Peter. »Das ist Glaube, das Vertrauen in die eigenen Oberen und das Fundament einer christlichen Erziehung.«, erklärte der alte Mann seinen Gottesglauben dem jungen Rebellen.
Der hatte bislang recht ruhig zugehört, wurde aber nun richtig sauer: »So ist es also, wegen eines schnöden Machtapparats, der möglichst viele Menschen unter Kontrolle halten will, wird mir also die Freiheit und der Spaß am Leben genommen! Aber ich werde zurück schlagen, und Sie werden bestimmt keinen Schaden mehr anrichten!«, schrie er Hohlbauer an. Der antwortete mit erschöpfter, aber zufriedener Stimme: »Du kannst mit mir machen, was du willst, du wirst nichts mehr ändern. Die neuen Gesetze sind auf dem Weg, Speckschwein und viele andere, mächtige Leute unterstützen sie! Was bist du denn schon, einer gegen die mächtigsten Kreise der Gesellschaft? Willst du dich mit dem Speckschwein messen, oder ihn am Ende sogar aus dem Weg räumen?«, entgegnete Hohlbauer mit einem höhnischen Lächeln auf den Lippen. »Sie können ja Gedanken lesen!«, antwortete Peter grinsend. »Junge, du bist größenwahnsinnig!«, antwortete Werther Hohlbauer. »Aber erst mal werde ich Sie für Ihre Angriffe auf meine Freiheit bestrafen, und das, was Sie erlebt haben, war gerade erst der Anfang!«, kündigte Peter seinem gefangenen Zensor an. »Wenn nur jeder Zehnte sich für seine Freiheit einsetzen und nur ein paar Tyrannen und Zensoren umlegen würde, dann wäre ein solches autoritäres Terrorsystem niemals möglich«, dachte er sich. Dann steckte er den Stecker des CD-Spielers wieder in die Steckdose und klickte die CD bis zum zuletzt gespielten Stück vor. Wieder tönte der antichristliche Text aus den Lautsprechern und er setzte sein Tötungswerk fort.
Peter nahm den sezierten, aber noch nicht ganz verstümmelten Arm und legte ihn zwischen die Backen des Schraubstocks auf der Werkbank. Dann nahm er den Hebel und drehte den Schraubstock langsam zu. Dazu lief das nächste Stück auf der CD, »Criminally Insane«, an:
"Night will come and I will follow
for my victims, no tomorrow..."
Peter drehte jetzt den Schraubstock fester zu, und der Alte begann wieder zu stöhnen. Die Backen drückten sich in das Gelenk seiner verbliebenen Hand. Vom Handgelenk über die Handfläche bis zu den Fingeransätzen war jetzt alles eingespannt. Das Stück auf der CD lief weiter:
"Branded in pain
marked criminally insane
locked away and kept restrained.
Disapprobation, but what have I done
I have yet only just begun
to take your fucking lives!"
Jetzt musste Peter den Hebel des Schraubstocks am äußersten Ende anfassen und kräftig drücken, um das Gerät noch weiter zusammen zu drücken. Als nächstes Musikstück folgte das schnelle und harte »Reborn«, das von einer Hexe handelte. Sofort erinnerte sich Peter, wie den angeblichen Hexen Daumenschrauben und andere Folterinstrumente angelegt wurden und man sie, die sie meist entweder gar nichts getan oder lediglich alte Weisheiten angewandt hatten, grausam gequält hatte. Und das alles initiiert von der Kirche und dem gesellschaftlichen Establishment, das sich an diesen Frauen bereichern und an ihrem grausamen Tod ergötzen wollte. Diese Qualen sollte jetzt auch der Möchtegern-Inquisitor Hohlbauer spüren!
Der Schraubstock musste jetzt richtig fest angezogen werden. Nur mit erheblicher Kraft konnte Peter den Hebel weiter drehen, wobei der alte Zensor vor Schmerz zu schreien begann. Noch ein Stück drehte er, und ein Knacken war aus dem Handgelenk zu hören. Die Backen des Schraubstocks drückten sich in das Gelenk und zerquetschten es, Hohlbauer schrie laut auf. Peter knebelte ihn nun wieder, bevor er den Schraubstock weiter zu drehte. Das Gelenk war zersplittert, und als Peter den Hebel nunmehr etwas leichter drehte, pressten sich die Splitter gegen die Haut und drückten sich daran ab. Dann erreichten die metallenen Backen die Handfläche, und der Hebel war wieder schwerer zu drehen. Nur noch gut anderthalb Zentimeter Raum war jetzt zwischen den beiden Backen geblieben. Peter drehte weiter, und die Splitter des Handgelenks bohrten sich durch die Haut, so dass sie aus der zerquetschten Hand heraus schauten. Auch am Fingeransatz knackten jetzt die Knochen und Gelenke. Mit gewaltigem Kraftaufwand drehte Peter den Schraubstock immer weiter zu; der Alte zappelte und schrie erstickt. Unter Knacken und Knirschen wurde nun die ganze Hand in der Mitte zerquetscht. Sie dehnte sich in ihrer Breite aus, auch Blut wurde nun immer mehr sichtbar. Nur noch ein paar Haut- und Fettlappen hingen noch im Schraubstock fest. Peter zog ihn weiter an, bis er sich auch mit äußerstem Kraftaufwand nicht mehr bewegen ließ. Die Backen waren jetzt fest zusammen gefügt, das Letzte von der Hand, was jetzt noch da zwischen war, konnte nur noch den Bruchteil eines Millimeters dick sein.
»Geschafft!«, sagte Peter, während sich der alte Mann röchelnd wand. Er nahm wieder den Hebel und drehte ihn nun ganz leicht und schnell in die andere Richtung, so dass die Metallbacken auseinander gingen. Nur ein paar undefinierbare Gewebereste waren noch an deren Innenseite zu erkennen, wohl kaum dicker als eine Briefmarke. Aus dem CD-Player tönte jetzt der Song »Epidemic«. Die zerstörte Hand fiel aus der Spannvorrichtung, und das aufgequollene Fleisch sah richtig Ekel erregend aus. Ein paar Hautfetzen hielten sie noch zusammen. Schnelle und jaulende Gitarrenleads untermalten die Szene mit einer passenden Klangkulisse. Jetzt ging das Gerät über zu dem eher langsamen Song »Postmortem«. Zeit für Peter, sich aus einem Schrank eine Bohrmaschine zu holen und einen schönen Zwölf-Millimeter-Bohrer einzuspannen. Schnell stellte er das CD-Gerät lauter, damit die Maschine nicht wieder seine Musik übertönte. Peter steckte das Kabel der Bohrmaschine in die Steckdose, ging zu Werther Hohlbauer und ließ die Maschine mit einem Knopfdruck anlaufen.
Laut dröhnte der Apparat auf. Peter führte ihn zuerst zum Bauch des Mannes und bohrte in die Bauchdecke. Weil der Bohrer hier auf keinen festen Widerstand stieß, sank er zunächst ohne Wirkung ein. Doch dann riss er zunächst ein Stück vom Hemd Hohlbauers ab, anschließend seine Haut von der Bauchdecke. Der Mann schrie auf, als ein mehrere Zentimeter großes Stück Haut von seinem Bauch gerissen wurde und sich um den Bohrer wickelte, wo es weitere Hautpartien mit sich riss. Die CD war mittlerweile im schnelleren Teil von »Postmortem« angekommen:
"Come and die with me forever,
Share insanity!
Do you wanna die?!?
The waves of blood are rushing near
pounding at the walls of lies
turning off my sanity
reaching back into my mind.
Non-rising body from the grave
showing new reality.
What I am, what I want
I'm only after death!"
Jetzt zerfetzte der Bohrer auch sein Fleisch. Peter drückte die Maschine in den Körper des Mannes, bis der Bohrer ganz darin versenkt war. Kein leichtes Unterfangen, denn in das Bauchgewebe und die darunter liegenden Gedärme drang der Bohrer nur schwer ein, vielmehr riss er komplette Gewebefetzen heraus und drehte sie im Körperinneren herum. Der Zensor schrie und zappelte. Peter zog die Maschine wieder heraus und stellte sie ab. Um den Bohrer hatten sich allerlei Fleischfetzen, Haut- und Fettstücke, sowie Gedärmeteile gewickelt. Peter fummelte sie los, dann löste er Hohlbauer kurz seinen Knebel und stopfte sie ihm in den Mund: »Friss es!«.
Von der CD war leises Regengeräusch zu hören, zusammen mit rhythmischen Schlagzeugeinsätzen. Als die berühmten Gitarrenriffs des Songs »Raining Blood« einsetzten, führte Peter die Bohrmaschine zum Kopf Hohlbauers, drückte den Knopf und bohrte direkt in den Schädel. Er musste sich auf den Mann auf der Werkbank knien, um den Bohrer überhaupt ansetzen zu können. Nach den ersten Millimetern, bei denen ein Stück Kopfhaut abgerissen wurde, hatte der Bohrer endlich wieder festen Widerstand und bohrte sich langsam durch den Schädel. Um das Bohrloch bildete sich ein breiähnlicher Rand aus Blut und Knochenmehl, in dem sich der Bohrer immer tiefer drehte. Der Mann zappelte, und es kostete Peter Mühe, ihn auf der Werkbank zu fixieren, während aus der Anlage der aggressive Bombastsound des Stückes tönte. Dann endlich war der Schädel durchstoßen, und der Bohrer sank tief ins Gehirn. Peter dachte, dass Hohlbauer jetzt tot sein müsse, aber da hatte er sich getäuscht. Der Alte begann wieder zu zappeln! Peter zog die Maschine wieder heraus. In den Windungen des Bohrers klebte graue Hirnmasse mit ein wenig Blut, die jetzt teilweise heraus tropfte. Also noch mal! Jetzt setzte Peter den Bohrer genau auf der anderen Seite des Kopfes an, während zu der Sitzung der Song ablief:
"Pierced from below, souls of my treacherous past
betrayed by many, now ornaments dripping above..."
Recht schnell hatte er auch hier durch gebohrt. Wieder sank der Bohrer in das Gehirn, und als Hohlbauer genau in diesem Moment zu zappeln begann, drehte er sich unter der Schädeldecke in allen Richtungen, als solle er das Gehirn komplett durch rühren. Doch Hohlbauer hörte nicht auf zu zappeln! Da erinnerte sich Peter an die Szene aus dem Film »Hannibal«, wo ein Mann unter Drogen Teile seines eigenen Gehirns heraus geschnitten und zu essen bekam und dennoch nicht sofort starb. Seine Bohrlöcher waren beide nicht in die Mitte gegangen, sondern hatten eher Randbereiche des Gehirns zerstört. Also der letzte Versuch, ab durch die Mitte! Genau in der Stirnmitte setzte Peter die Maschine an und bohrte senkrecht nach unten, damit er genau das Zentrum des Gehirns treffen würde. Aus den Boxen tönten harte, kurze Gitarrenriffs, als er es endlich geschafft hatte. Der Bohrer sank bis zum Bohrfutter auf die Stirn, und das Zentralgehirn des Zensors wurde wie in einer Moulinex zerrührt. Peter wackelte mit der Bohrmaschine hin und her und machte kreisende Bewegungen, um auch wirklich alles zu erwischen. Dazu dröhnte von der CD das Ende des Stückes:
"Raining blood
from a lacerated sky
bleeding it's horror
creating my structure
Now I shall reign in blood!"
Werther Hohlbauer machte keine Bewegung mehr. Er, der so viele in ihrer Freiheit beschneiden wollte, von Comic- und Musikfans, bis hin zu Computerspiel-Freaks, hatte sein Leben ausgehaucht! Und Peter war keinen Tag zu früh gekommen, denn der Mann wollte seine puritanischen Moralvorstellungen wirklich zum Staatsgesetz machen und hätte beinahe Erfolg gehabt. Welchen Schaden hätte er noch in den verbleibenden Jahren seines Lebens anrichten können, wenn Peter ihn nicht gestoppt hätte? Die ganzen Qualen durch die Erniedrigung der Zensur und durch die entgangene Lebensfreude durch Verbot normabweichender Medien hatte Hohlbauer voll zurück bekommen!
Der CD-Spieler ließ jetzt den Krach und die jaulenden Gitarrensounds am Ende des Albums durch die Werkstatt schallen. Peter wollte mit Hohlbauer ganz sicher gehen, nahm noch ein Mal das Beil und schlug ihm mit ein paar Hieben den Kopf ab. Eine Blutfontäne pulsierte aus dem Körper und bespritzte die ganze Umgebung der Werkbank rot. Auch auf dem Boden sammelte sich eine große, rote Pfütze. Für Peter war es nun Zeit zu gehen. Er nahm seine CD aus dem Spieler, putzte sich mit Taschentüchern die Hände ab und ging aus dem Hobbykeller nach oben. Sein Werk hier war getan, doch jetzt musste er sich um sein vorerst letztes Ziel kümmern, was wohl seine wichtigste Aufgabe war. Sollte er hierbei scheitern, würden die um ein Vielfaches verschärften Zensurgesetze, von denen Hohlbauer gesprochen hatte, durchgesetzt und auch noch die letzten Reste von Freiheit in Deutschland zerstört. Da spürte er wieder das Stechen im Bauch, das nun immer öfter spürbar wurde, obwohl er regelmäßig seine Schmerzmittel nahm. Der Tumor in seinem Bauch wuchs Tag für Tag, und schon bald würde er gar nichts mehr unternehmen können.
Wahrscheinlich würden sie hier nach DNS-Proben suchen und sie mit jenen aus der Prüfstelle vergleichen. Es würde nicht lange dauern, bis sie darauf kämen, dass es ein und der selbe Täter war, der die Wächter von Zucht und Ordnung nieder metzelte. Aber seine Identität kannten sie noch nicht, und er war auch noch nicht erkennungsdienstlich erfasst, so dass Vergleiche noch zu keiner Identifizierung führen konnten. Größere Sorgen machte ihm da der Typ, der in der Prüfstelle unter der Plastiktüte überlebt hatte. Der konnte nähere Angaben zu seinen Motiven und zu seinem Aussehen machen. Doch das Risiko musste Peter eingehen, denn er hatte sich jetzt voll auf seine kommende Aufgabe zu konzentrieren. Zügig, aber ruhig verließ er das Haus Hohlbauers und ging zu seinem Wagen, um wieder in sein Quartier zu fahren.
Kapitel 5: Kampf der Macht!
Am Abend überlegte er, wie er am besten an Gunnar Speckschwein heran kommen könnte. Er wusste von dem Vortrag, den er vor dem ultrakonservativen Verein halten wollte, und dank Werther Hohlbauer wusste er auch von den neuen Zensurgesetzen, für die er dort und später auch an anderen Orten werben wollte. Das Beste war, wenn er sich Zugang zu der Halle verschaffte, in der Speckschwein sprach. Sollte er einen Bombenanschlag durchführen, aus dem Hinterhalt schießen oder ihn direkt auf kürzeste Distanz konfrontieren und dabei wahrscheinlich selbst drauf gehen? Er schaltete die Abendnachrichten ein und horchte nach Neuigkeiten zu seinen Aktionen. Dort wurde erstmals spekuliert, ob das Blutbad in der Prüfstelle vielleicht etwas mit dem Verschwinden des nordrhein-westfälischen Regierungsbeamten Pissoff zu tun hatte. Die Polizei hatte immer noch keine Hinweise auf seinen Verbleib; es schien lediglich klar zu sein, dass er zwar mit seinem Auto angekommen, aber nicht in seine Wohnung gelangt war. Der Mann, der das Massaker in der Prüfstelle überlebt hatte, wurde als noch nicht vernehmungsfähig bezeichnet. Peter schenkte dem keinen rechten Glauben, denn die Polizei verbreitete solche Meldungen gerne, um die Täter in Sicherheit zu wiegen. Peter machte sich Sorgen wegen Hohlbauer. Es war nicht zu verbergen, dass er in seinem Haus abgeschlachtet wurde, ganz anders als bei Pissoff, von dessen Verbleib nach wie vor keiner wusste. Aber so lange sie keine konkreten Hinweise auf ihn hatten, war er nicht in Gefahr. Und es sah so aus, als würde seine Aktion gegen Speckschwein die letzte werden. Das beste würde sein, wenn er in das Veranstaltungslokal ginge, in dem Speckschwein seinen Vortrag hielt, und dort alle Verhältnisse ausspähte.
Am nächsten Tag fuhr er nach München und tat einfach so, als suche er ein geeignetes Lokal für eine große Silberhochzeit. Dabei ging er gezielt zu dem Lokal, das im Internet als Ort für den Vortrag in dieser sittenfanatischen Gesellschaft angegeben war. Es war eine größere Kneipe, die im Sommer draußen einen Biergarten hatte; innen war der große Saal, der mehrere hundert Menschen fasste. Andere, geeignete Räume gab es nicht, und so konnte sich Peter in aller Ruhe nach dem großen Saal erkundigen. Der hatte eine gehobene Bühne und auch ein Rednerpult, an dem die Vortragenden ihre Anliegen zum Besten geben konnten. »Vielleicht könnte man das Rednerpult etwas zur Seite rücken«, fragte Peter vorsichtig den Wirt. »Nicht ganz einfach, man muss es abschrauben und die Kabel neu verlegen.« Somit wusste Peter schon einmal, dass das Rednerpult verschoben werden konnte. Alles, was die Einrichtung betraf, notierte er sich auf einem Notizblock. Dann suchte er vorsichtig mit den Augen den Raum nach anderen Stellen ab, wo er Bomben platzieren oder selbst hervor stürmen konnte. Rein pro forma fragte er auch noch nach dem Preis für einen Abend und schrieb ihn sich auf. Mit einem freundlichen »Danke« verabschiedete er sich von dem Wirt. Gerne hätte er noch hier ein bayerisches Maß oder ein Weizenbier getrunken, aber er musste fahren, und wegen so einer Schlampigkeit wollte er nicht seine ganze Aktion aufs Spiel setzen. Er überflog mit den Augen den Veranstaltungsplan der Kneipe und notierte dabei die Versammlung der Kaninchenzüchtervereine, die zwei Tage vor der Veranstaltung mit Speckschwein statt finden sollte. Er würde sich einfach in einem Kaninchenzüchterverein als neues Mitglied anbieten, um an der Veranstaltung teil nehmen zu können und dort weitere Vorbereitungen zu treffen.
In seinem Quartier machte er sich weitere Aufzeichnungen und Pläne, außerdem begann er, das Pulver aus seinen Knallern heraus zu holen, um daraus später eine oder mehrere Bomben zu basteln. Die Kappen musste er mit kleinen Löchern durchbohren, um die Drähte für die Zündung hindurch zu führen. Doch einen Bohrer hatte er nicht, und deswegen musste er sich für den nächsten Tag einen Besuch im Baumarkt einplanen. Jetzt wurde es für ihn etwas riskant, denn das Zimmermädchen der Unterkunft durfte die Sprengkörper und die Bauteile auf keinen Fall finden. Also beschloss Peter, die Teile in Tüten zu packen und während seiner Abwesenheit in seinem Auto zu verstauen. Das Risiko einer intensiven Kontrolle war so gering, dass er das Material einfach unter die Sitze packen konnte.
Einen Tag später hatte er nichts Größeres zu tun und beschloss deshalb am Abend zuvor, sich das Konzentrationslager in Dachau anzusehen. Es war nur einen knappen Kilometer von seinem Quartier entfernt, und so konnte er bei dem, in den Nachrichten angesagten, guten Wetter, ohne weiteres dort hin laufen. Peter legte sich zu Bett und schlief bald ein. In der Nacht träumte er von einem großen Drachen mit dem Kopf von Gunnar Speckschwein, der das ganze Land bedrohte. Er selbst war ein einsamer Held mit Ritterrüstung und Schwert, der dem Ungetüm entgegen treten wollte. In einem Dorf schließlich hörte er die Menschen plötzlich in Panik rufen: »Der Drache kommt!«, worauf sie alle weg rannten. Da erschien auch schon der Drache über den Hausdächern, mit einem langen Hals, wie ein Brontosaurus. Das Gesicht blickte genau ihn an, und dann kam auch der fette Leib herüber. Peter wollte sein magisches Schwert ziehen, doch es war, als sei es mit Klebstoff in der Scheide festgeklebt und bewegte sich nur ganz zäh und langsam. Der Drache neigte seinen Kopf herunter und holte in wenigen Metern Entfernung tief Luft. Peter wusste, dass das Monster gleich einen Feuerstrahl speien und das Dorf und ihn verbrennen würde. Er riss an seinem Schwert, doch es blieb kleben. Der Drache blies, und Peter sah nur noch Feuer um sich. Schweißgebadet wachte er auf, mitten in der dunklen Nacht, und spürte wieder den Schmerz des Krebsgeschwürs in seinem Bauch. Der Mond war als kleine Sichel draußen zu erkennen. Es dauerte eine Weile, bis er wieder einschlief, um erst am nächsten Morgen wieder zu erwachen.
Nachdem er am nächsten Morgen geduscht, sich angezogen und gefrühstückt hatte, packte er seine Basteleien in Tüten und nahm sie mit nach unten zum Auto. Der Wagen war von Raureif bedeckt, der in der Morgendämmerung blau-weiß schimmerte. Peter öffnete nur den Kofferraum, packte die Sachen hinein und ging dann zu Fuß weiter. Als er die KZ-Gedenkstätte erreichte, war es schon hell, und er konnte die Mauern und Wachtürme, inmitten städtischer Wohnanlagen, erkennen. Eine Öffnung in der Mauer führte von der Hauptstraße auf das Gelände. Vorne waren noch Häftlingsbaracken, weiter hinten waren nur noch ihre Konturen auf dem Boden. Peter ging herum und folgte später auch einer der Führungen für Touristengruppen. Dabei wurde ihm klar: Anders, als er bisher gehört und gelesen hatte, anders als etwa Treblinka oder Auschwitz, war Dachau in der Hauptsache kein auf bloßes Töten ausgerichtetes Vernichtungslager, sondern ein Terrorlager zur Einschüchterung der Bevölkerung und zum Brechen politisch missliebiger Menschen. Ein Lager, wie es sie in autoritären und totalitären Staaten, vielleicht sogar in den so genannten demokratischen Ländern, zu Hunderten gab, und deren Grausamkeit, als das Ergebnis gesellschaftlicher Machtausübung und Normzwanges in Extremstform, man nicht vergessen konnte. Ein Großteil des Geländes wurde von Gedenkstätten und den Ausstellungsräumen eingenommen. Die Häftlinge waren zum Großteil Kommunisten, Kirchenleute, Kriegsgefangene und so genannte Asoziale, aber relativ wenige, die wegen der NS-Rassenpolitik hier waren. Peter schauderte. Würden, wenn es so weiter ginge, bald auch Menschen in Lager wie dieses gesperrt, weil sie sich Pornos ansahen, Horrorfilme konsumierten oder ganz allgemein sich nicht den Gesellschaftsnormen anpassten? Noch erschien das undenkbar, aber noch vor ein paar Jahren wären auch die jetzt bestehenden Medienzensurgesetze undenkbar gewesen. Und die Frau in der Prüfstelle hatte ihren Wunsch ja schon klar geäußert.
Peter beschäftigte sich mit den Menschen, die in diesem Lager gelebt und gewirkt hatten und teilweise auch gestorben waren. Kirchenleute etwa, die sich als einige der wenigen dem System entgegen gestellt hatten, und Zeugen Jehovas. Apparatsangehörige wie der SS-Arzt Siegmund Rascher, der hier die selbe Art von Menschenversuchen durchgeführt hatte wie der »Angel of Death«, Josef Mengele, in Auschwitz. Besonders faszinierte ihn die Tat von Georg Elser, der versucht hatte, Hitler mit einer Bombe im Münchner Bürgerbräukeller zu töten. Zu diesem Zweck hatte er eine Säule ausgehöhlt, um darin den Sprengsatz zu deponieren. Und: Elser war weitgehend alleine. Er war zwar Mitglied kommunistischer Organisationen, hatte aber in Motivation und Durchführung weitestgehend selbstständig gehandelt. Und das in einer Perfektion, dass die SS glaubte, er habe dies als Agent der Alliierten getan. Dieser historische Anschlag, der nur durch einen Zufall fehl schlug, gab Peter neuen Mut, denn er war der Beweis, dass man auch als Einzelner gegen die schlimmsten Systeme eine Chance hatte. Man musste nur entschlossen sein und sein Wissen richtig einsetzen! Die Frage, ob man denn die ihm verhassten Zensoren nun mit der NS-Regierung vergleichen könne, interessierte Peter nicht wirklich, genau so wenig war er ein Anhänger des Kommunismus, wie Elser. Für ihn waren sie alle Unterdrücker und Beschneidende der persönlichen Freiheit. Das war es, was für ihn zählte! Und sein Plan war, am Rednerpult des Saales eine Bombe zu befestigen, die, mit Funk gezündet, Speckschwein auch dann töten würde, wenn er zu früh oder zu spät käme. Er ging langsam aus dem Lager heraus und beobachtete dabei die Schulklassen und Touristengruppen. Die Schüler lärmten und lachten und zeigten zu meist gar nicht die Betroffenheit, welche die Lehrer von ihnen erwarteten. Amerikanische Touristen diskutierten in breitem American English darüber, wie schrecklich doch das Ganze sei, während die Japaner eher still und aufmerksam durch die Anlage gingen und dabei Fotos machten. Dazu schien die Sonne aus einem stahlblauen Himmel, und frostige Kälte schnitt in die Hände und Gesichter der Anwesenden.
Schon bald hatte Peter wieder sein Quartier erreicht. Das Zimmermädchen hatte seine Arbeit getan, und so konnte Peter in aller Ruhe weiter basteln. Er schlachtete Foto-Blitzwürfel aus, um aus der Magnesiumwolle elektrische Zünder zu bauen. Das Bohren der Löcher war jetzt recht einfach. Es mussten also nur noch die Funkgeräte montiert werden. Ein paar trockene Tests ergaben, dass sie problemlos funktionierten. Er zog sich in ein Waldgebiet zurück, um dort die Zünder zu testen. Die bereiteten ihm einige Sorgen, denn sie funktionierten nicht zuverlässig. Peter musste eine ganze Weile basteln, um sie einigermaßen funktionstüchtig zu bekommen. Dann kümmerte er sich um den Zugang zum Kaninchenzüchterverein. Es war ganz einfach, er besorgte sich einfach ein Buch über Kaninchen und gab sich als neuer Tierfreund aus. Auf dem ersten Treffen wurde er ganz freundlich empfangen und bekam auch gleich den Hinweis auf die große Veranstaltung, die zwei Tage vor dem Speckschwein-Auftritt in der gleichen Halle statt finden sollte.
Es dauerte nicht lange, bis der Tag des Kaninchenzüchter-Treffens da war. Peter zeigte sich an den Tieren interessiert, die in großer Zahl ausgestellt wurden, spähte aber schon nach Möglichkeiten, seine tödlichen Apparaturen anzubringen. Er sah nach, wo er sich hinter Vorhängen und abgestellten Saalmöbeln verstecken könnte, bis die Veranstaltung vorbei wäre. Ein Mal beobachtete und belauschte er aus einem Versteck heraus drei Mitglieder seines Kaninchenvereins, die ihm zuvor recht freundlich und wohlwollend erschienen waren. Jetzt hörte er sie über ihn tratschen, dass er, »dieser Neue, dieser Möhrig«, doch der letzte Idiot sei, total bescheuert und absolut nichtswürdig. Tolle Freunde! Schade, dass er nicht auch die noch in die Luft sprengen konnte! Dann, nach mehreren Stunden und einer Preisverleihung, leerte sich der Saal, und Peter suchte sein zuvor ausgewähltes Versteck auf. Weil es sehr spät war, erledigten die Saalbediensteten nur noch die allernotwendigsten Arbeiten, bevor sie das Licht aus schalteten.
Jetzt, nur im Schein der Notbeleuchtung, konnte Peter das Rednerpult sehen. Er schlich dort hin und begann seine Arbeit. Er hatte mit dem Rohr eine Art Schrotschussanlage gebaut, in dem er es hinten mit Schwarzpulver und vorne mit Nägeln und Muttern gefüllt, sowie hinten eine Kappe drauf gesetzt hatte. Vorne war auch eine Kappe drauf, aber die hatte Peter durch diagonales Bearbeiten mit einer Eisensäge deutlich geschwächt. Batterie und Funkempfänger waren direkt daran geklebt. Jetzt musste er das Ganze nur noch fest einbauen und tarnen. Ein paar Metallbügel und Holzschrauben taten schnell das Notwendige zur Befestigung. Schwieriger war es mit der Tarnung, weil Peter die Maße des Pultes nicht kannte. Deshalb schnitt er rasch aus dicker Pappe Stücke aus, die genau in das Ablagefach des Pultes passten. Dann nahm er noch etwas Spachtelmasse und strich damit über die künstlichen Wände im Pult. Zu letzt klebte er noch etwas Holzfurnier darüber, so dass alles wie das Originalholz des Pultes aussah. So würde die Manipulation wohl kaum auffallen! Peter machte den Platz am Pult wieder sauber und verließ den Saal durch ein Fenster.
Noch zwei Tage waren es bis zum entscheidenden Moment. Peters Spannung wuchs ins Unermessliche. Gleichzeitig nahmen seine Krebsschmerzen noch weiter zu. Sollte jemand seine Bombe finden, wäre das ganze Unternehmen gescheitert. Also überlegte er, wie er selbst in den Saal kommen und Speckschwein notfalls eigenhändig erledigen konnte. Seine Schrotflinte war dafür am besten, aber wohl nicht so ganz einfach in den Saal zu bekommen. Basteln konnte er jetzt nicht mehr, alles musste funktionieren. In der Nacht träumte er wieder von dem Drachen mit dem Gesicht Gunnar Speckschweins. Dieses Mal hatte er das ganze Dorf vor sich und spie Feuer darauf, wobei er einige Dächer gleich weg blies. Peter hatte wieder sein Schwert fest in der Scheide kleben und konnte nichts machen. Dann kam der letzte Tag vor dem Einsatz, an dem Peter auf der faulen Haut lag und auf neue Geschehnisse wartete. Er war ruhig und fast euphorisch, denn der nächste Tag sollte ihm die Erfüllung eines großen Lebensziels bringen. Doch dann war da wieder der stechende Schmerz in seinem Bauch, von dem Tumor, der jetzt sicher nicht mehr weit vom Durchbruch entfernt war. Nur wegen diesem Krebsgeschwür hatte Peter dieses Lebensziel angenommen, durch es würde er es zu mehr bringen als all die anderen, die nur ihren langweiligen Alltag fristeten! Wieder sah er die Nachrichten, und diesmal berichteten sie von neuen Hinweisen zum Täter, der die Mitarbeiter der Prüfstelle getötet und den Zensur-Professor Hohlbauer umgebracht hatte. Dass beides von dem selben begangen wurde, hatten zuvor schon DNS-Proben ergeben. »Der Mitarbeiter der Prüfstelle, dem der Täter eine Plastiktüte über den Kopf zog, wurde heute morgen von der Polizei vernommen. Die Polizei hofft, mit seinen Hinweisen den Täter schnell zu fassen. Offensichtlich handelt es sich um einen Jugendlichen oder jungen Mann, der sich an der Gesellschaft für die Beschränkung jugend- und sittengefährdender Medieninhalte rächen will.« Glücklicherweise hatte Peter in dem Büro seine Krankheit nicht erwähnt, denn wenn die Polizei das erfahren hätte, wäre es ein Leichtes für sie gewesen, Peter heraus zu finden.
Er dachte an Gunnar Speckschwein und überlegte, was für einen Menschen er da töten würde. Müsste er vielleicht ein schlechtes Gewissen haben, weil er einen gut meinenden Menschen nur wegen dessen falschen und überharten Aktionen umbrachte? Über etliche Jahre hatte er seine Politik in den Medien verfolgt, sich auch historische Aufnahmen aus den 90er-Jahren angesehen. Der Mann war machtgierig und wollte die Macht mit allen schmutzigen Mitteln erreichen, was er in Bayern auch schon weitgehend geschafft hatte. Sein Zensurfanatismus war nichts anderes, als der Versuch, mit dem Ruf nach spießbürgerlicher Zucht und Ordnung zu punkten und die Spießer hinter sich zu bringen. Seine besondere Spezialität war es, zum Stimmengewinn bei den Spießern auf ausgegrenzte Minderheiten der Gesellschaft einzuschlagen. Das waren mal die Fans von normabweichenden Medien und Jugendszenen, früher drohte er Anhängern der Rechtspartei »Republikaner«, die mit seiner konkurrierte, mit Jobverlust und Zerstörung ihrer Existenz und führte das in einigen Fällen auch durch. Und andere Male hetzte er gegen Ausländer und forderte die Orientierung des öffentlichen Lebens an den hiesigen Spießernormen. Es waren also keine bestimmten Inhalte oder politisch-weltanschaulichen Zielsetzungen, die ihn zu seinem unterdrückerischen Handeln veranlassten, sondern ausschließlich der Wille zur Macht, und das völlig skrupellos. Nicht der geringste Grund, bei seiner Tötung ein schlechtes Gewissen zu haben. Viel mehr konnte Peter diesen Akt als gute Tat auf seinem Konto verbuchen. Gewiss, es gab viel zu viele solcher Menschen, und gerade in den höchsten Etagen von Politik und Wirtschaft schienen sie sich zu sammeln. Doch Peter hatte auch das feste Ziel, die geplanten, neuen Zensurgesetze mit allen Mitteln zu verhindern, und dazu war die Liquidierung Speckschweins unbedingt erforderlich. Außerdem fraß der Krebs immer mehr an ihm, und er würde wahrscheinlich schon in ein paar Tagen keine Aktionen mehr durchführen können. Peter entschloss sich, um den Politiker auch mit Sicherheit ausschalten zu können, mit seiner abgesägten Schrotflinte in die Veranstaltungshalle zu gehen. Das war gewiss ein Risiko, aber er musste es eingehen. Er konnte nicht wissen, ob seine Bombe noch in dem Pult sein und ob sie auch funktionieren würde. Er würde wahrscheinlich hin stürmen und den Mann erschießen; ob sie ihn dann fassten, konnte ihm egal sein.
Dann legte Peter sich in dem kargen Zimmer schlafen. Dieses Mal träumte er wieder von dem Drachen mit dem Gesicht Speckschweins. Das Dorf war verwüstet und in einen Haufen qualmender Ruinen verwandelt, zwischen denen hier und da noch Flammen loderten. Peter sah das Monster über sich und versuchte wieder erfolglos, sein Schwert zu ziehen. Da stoppte er die Versuche, das Schwert aus seiner Scheide zu ziehen und suchte in der Umgebung nach irgend etwas, was er auf den Drachen werfen konnte. Ungezielt griff er in einen Haufen von Steinen und verkohlten Balken und hatte dann einen wohl geformten Griff in der Hand. Er zog daran und hatte ein Beil in der Hand, dessen Klinge frisch und scharf glänzte. Der Drache sah in an und machte sich bereit, seine Flammen auf ihn zu speien. In seiner Verzweiflung nahm Peter das Beil und schleuderte es auf den Drachen. Es traf in dessen Brust. Peter hatte nicht erwartet, dass dies etwas bewirkte, doch der Drache brüllte und bäumte sich auf. Dann gab es eine Serie von Explosionen, wie bei einem Feuerwerk, und der Drache löste sich darin auf. Die Knallserie ging weiter, und das Monster explodierte in Leuchtkugeln aller bunten Farben, einem prächtigen Feuerwerk. Den Rest der Nacht schlief Peter ruhig und geruhsam.
Am nächsten Morgen wachte er auf und bereitete sich auf seine letzte, große Aktion vor. Es war schon relativ spät, und so sprang er schnell unter die Dusche und zog sich an. Der Tumor tat wieder weh, so dass er sich nur noch unter Schmerzen bewegen konnte. Die Veranstaltung sollte um 14 Uhr statt finden, Speckschwein würde voraussichtlich eine bis anderthalb Stunden später auftreten. Er hätte es versuchen können, vorher das Gewehr in den Saal zu bringen und dort zu deponieren; dies barg aber ein Entdeckungsrisiko. Und so musste er es schaffen, mit der Waffe just in time in den Saal zu gelangen. Er würde es erst dann versuchen, wenn Speckschwein bereits am Rednerpult stand, denn dann konnte er immer noch schnell den Auslöseknopf des Funkgeräts für seine Bombe drücken. Er zog wieder seinen schwarzen Trenchcoat an, dieses Mal aber dazu eine Krawatte und ein weißes Hemd. Dann, nach endlos erscheinenden Stunden, machte er sich auf dem Weg zum Veranstaltungsort. Im Auto legte er wieder die CD ein, deren Musik ihn bei den ersten Gedanken zu seinen Aktionen begleitet hatte. Sie begann mit Regen- und Sirenengeräuschen, dann kam der erste Song, der von einem Soldaten am Abend vor seiner letzten Schlacht handelte. Das Szenario, das mit seinem Tod durch das Schwert endete, wurde von dem tiefen Gitarrensound und der grunzenden Stimme des Sängers wirkungsvoll in Szene gesetzt. Als Peter die Autobahn von Dachau nach München erreichte, kam das zweite Stück, »Nachtgeburt«, das zu schnellem Krach Abschlacht- und Metzelszenen schilderte:
"Zieh mir die Haut in Streifen vom Leib
koste vom rohen Fleisch, wenn du magst!
Berühre mich ganz tief in mir drinnen,
lass mein Blut über deine Brüste rinnen.
Stich mir den Stahl in beide Augen
denn nur so kannst das Licht mir rauben."
Auf der Autobahn begleitete ihn danach weiter das langsame und tragische Stück »Scharlachrotes Kleid«, eine Liebes- und Rachegeschichte, die effektvoll in Szene gesetzt wurde. Dann endlich hatte die CD den vierten Song erreicht, die »Krebskolonie«. Erregt lauschte Peter den ultraschnell vorgetragenen Schilderungen von Seuche und körperlichem Zerfall:
"An vielen Stellen platzt mein Körper entzwei
durch faulendes Fleisch sehe ich die eigenen Knochen.
Wenigstens nimmt der Virus einem die Schmerzen
und schaltet dein Gehirn fast gänzlich aus.
Gestern zwang mich der Hunger von den Toten zu essen
Der Geschmack war zwar bitter, aber sonst o.k.
Die Augen des Leichnams blickten mich dabei an,
dann fraß ich auch sie, und ihre Anklage verschwand."
Peter ließ sich von dem Song mitreißen und war schon wieder in Gefahr, sich nicht ausreichend auf den Verkehr zu konzentrieren. Neben ihm hupte ein anderes Auto. Dann hörte er wieder, jetzt etwas vorsichtiger, auf die Musik:
"Ein schmieriges Grau läuft aus meinem Auge
Der Gestank schreit himmelweit,
wenn ich an den Wunden sauge."
Dann kam die Schilderung, wie der Todkranke mit einer Waffe unter den wenigen verbliebenen Gesunden Amok lief und ein Blutbad anrichtete. Am meisten rissen ihn die Textpassagen mit, in denen der Sänger die Verzweiflung des Todkranken darstellte:
"Kraft durch Krebs...
Krebs macht frei!"
Dann stach ihn auf ein Mal der Schmerz im Bauch; er zuckte zusammen und konnte nur mit Mühe den Wagen unter Kontrolle halten. Endlich näherte er sich der Abfahrt, die zum Veranstaltungsort führte. Jetzt machte er den CD-Spieler aus, denn er wollte nicht aus mangelnder Konzentration einen Unfall riskieren, so kurz vor dem Ziel.
Nach ein paar Minuten hatte er endlich sein Ziel erreicht. Vor dem Lokal standen schon viele Autos, darunter auch viele große und teure Modelle. Peter ging zunächst ohne Waffe hinein und beobachtete die Szenerie. Es gab sehr strenge Sicherheitskontrollen; alle Besucher wurden am Eingang zum Saal mit Metalldetektoren abgetastet. Schwarz gekleidete Muskelprotze stellten den Sicherheitsdienst, dessen Leute überall postiert waren . Bei vielen piepten die Geräte, weil Schmuckstücke und Münzen sie auslösten. Peter fragte unbedarft ein paar der Besucher, ob er so einfach hinein könne. »Eigentlich geht das nur nach Anmeldung«, war die Antwort, »aber fragen Sie einfach noch mal bei unserem Veranstaltungsleiter! Der sitzt da vorne am Tisch neben dem Eingang.« In der Tat war dort ein Tisch mit Broschüren aufgebaut, die der »Verein für abendländische Ethik« anbot. »Guten Tag, ich habe in der Zeitung von Ihrer Veranstaltung gelesen und interessiere mich dafür. Könnte ich noch rein kommen?« Der Mann, offenbar von Peters feinem Aussehen beeindruckt, antwortete: »Schön, dass Sie sich für uns interessieren! Ich komme gleich mit, dann können Sie auch rein. Ich brauche nur Ihren Ausweis.« Dann drückte er Peter einige Broschüren in die Hand und begleitete ihn zum Eingang. Peter kam zu den Gorillas, die ihn mit ihren Geräten abtasteten. Als sie an seinen Funksender kamen, schlugen die Apparate Alarm. Peter nahm das Gerät aus seiner Tasche und sagte: »Ich brauche das, ich bin Kundenbetreuer einer Softwarefirma und habe Notdienst. Die Kunden können mich damit anfunken, und dann muss ich los.« Er ärgerte sich, dass er nicht einfach einen Zünder genommen hatte, der mit SMS gezündet wurde, dann hätte er einfach nur sein Handy mitnehmen können, das er ohne Probleme hinein bekommen hätte. Doch die Sicherheitsleute machten keine weiteren Probleme und ließen ihn mit dem Gerät passieren. Ein paar Meter weiter hatte schon der Veranstaltungsleiter dem Mann am Registriertisch Bescheid gesagt. Der saß da und hakte die Namen der Ankömmlinge in der Liste der angemeldeten Besucher ab. Von Hand hatte er dort den Namen Peter Möhrig nachgetragen. Nun bekam auch Peter ein Anhängeschildchen aus Plastik, mit dem Namen des Vereins und seinem Namen. Er setzte sich auf einen der freien Plätze, die an langen Tischen entlang hin zur Rednerbühne angeordnet waren.
Er beobachtete die Leute im Saal. Viele gehörten schon der älteren Generation an, aber es gab auch eine Reihe Jüngere und Leute mittleren Alters. Vor allem die Jüngeren waren vielfach konservativ mit Anzügen und Krawatten gekleidet, die übrigen waren in schlichte, langweilige Pullover und einfarbige Hosen gehüllt. Die Frauen hatten zum Großteil Kleider und Kostüme an, lange Röcke und Spitzenblusen prägten das Bild. Es waren erstaunlich viele Frauen hier, mehr, als Peter am Anfang erwartet hatte. Um Punkt vierzehn Uhr begann die Veranstaltung. Der Vorsitzende des Verein trat ans Mikrofon und begrüßte die Anwesenden: »Ich möchte Sie alle, die Sie sich hier zum Erhalt und zur Pflege unserer abendländischen Kultur zusammen gefunden haben, herzlich willkommen heißen.« Es folgte eine Auflistung der Aktivitäten des letzten Jahres. Aktionen gegen Abtreibung, aber auch gegen freien Verkauf von Verhütungsmitteln, gegen Homosexualität und gegen legalen Sex außerhalb der Ehe. Wichtig war ihnen die Lobbyarbeit, mit der sie Einfluss auf das politische Handeln nehmen konnten. Es waren mehrere lokale Unternehmer anwesend, die den Verein mit Geld unterstützten. Dafür hatten sie über den Verein beste Verbindungen in die Politik und konnten so viel bessere und größere Aufträge einstreichen und Förderungen ergattern. Auch die Kirche war mit Prominenz vertreten. Zu den ganzen Einflussnehmern gesellten sich die zahlreichen biederen Familienväter und Hausmütterchen, die Witwen fortgeschrittenen Alters und die Rentner. Ein paar junge Leute mit besonders spießigem Outfit erhofften sich hier scheinbar Schübe für ihre Karriere. Peter sah in seiner Kleidung einem der letzteren zum Verwechseln ähnlich. Ein Haufen, der nur nach Macht trachtete und dabei die Freiheit jener zerstörte, die in so einem System nicht mitmachen wollten. Ein katholischer Theologe referierte über die Notwendigkeit, dass die Menschen nach den Geboten Gottes und seiner weltlichen Stellvertretung, der Kirche, handeln mussten. Dies musste seiner Ansicht nach auch in die Politik getragen und in Gesetzform fest gelegt werden. Er sprach auch die Angriffe auf die Zensurbehörde und den Mord an Werther Hohlbauer an, die er als böswillige Angriffe auf die Zivilisation brandmarkte und als Anlass für die Forderung nach strengeren Medienzensurgesetzen nahm. Dann wurden lang und breit Personalangelegenheiten des Vereins besprochen. Ein Frauenchor sang dazwischen Lieder. Peter folgte der Veranstaltung mit einer Mischung aus Langeweile und Abscheu. Das, was diese Leute wollten, war noch schlimmer als ein Horrorfilm oder ein Computer-Metzelspiel, und vor allem, es war Realität, Dies war nicht seine Welt, aber es war eine Realität, die seine schöne, blutige Welt auf dem Bildschirm zu zerstören drohte.
Dann endlich kündigte der Redner des Vereins als Spitzengast den Politiker Gunnar Speckschwein an, als einen, der sich unermüdlich für die Ziele auch dieses Vereins einsetzte und der an diesem Tag hier etwas ganz Besonderes verkünden wolle. Es werde noch rund fünf Minuten dauern, bis er ankäme. Die anwesenden Journalisten begannen, ihre Kameras in Position zu bringen; auf und vor der Bühne marschierten Polizei und Sicherheitsdienst auf, das Rednerpult und die Dekoration wurden noch ein Mal leicht zurecht gerückt, während der Frauenchor weitere Lieder sang. Jetzt stand Peter auf und ging in Richtung Ausgang. Eine große Anzahl Menschen nutzte die Pause, um zur Toilette zu gehen. Auch Peter verließ den Saal, doch um aus seinem Wagen die abgesägte Schrotflinte zu holen! Er ging aus dem Lokal zum Auto, sah sich kurz um, ob ihn auch keiner beobachtete, und holte die Waffe unter dem Sitz hervor, um sie in seinem Trenchcoat verschwinden zu lassen. Er machte sich Sorgen, ob man ihn von den Bildern aus dem Fernsehen erkennen könne, aber dieses Mal hatte er ja keinen Schlapphut und keine Sonnenbrille.
Als er wieder an den Saal kam, merkte er, dass die Sicherheitsleute nur noch nach den Plastikkarten sahen, aber nicht mehr die Metalldetektoren einsetzten. Dafür war jetzt überall im Saal Polizei; die Beamten standen an den Rändern und auf der Bühne, und an dem Hintereingang, wo der Politiker herein kommen sollte, standen sogar welche mit Schäferhunden, die keine Maulkörbe an hatten. Die meisten Leute hatten sich schon wieder gesetzt, als Peter zu seinem Platz ging und auch sich selbst hin setzte. Dann ging wieder der Vereinsvorsitzende ans Pult und kündigte den Auftritt Speckschweins an. Der grauhaarige Politiker kam durch den Hinterausgang und ging auf die Bühne, auf das Pult zu. Beifall brandete im Publikum auf; eine Anzahl Menschen erhob sich von ihren Plätzen zu stehenden Ovationen. Dann begann Speckschwein seine Rede. Nach den allgemeinen Begrüßungsformeln kam er recht schnell zur Sache:
»Wir alle sehen, wie in diesem Land in den letzten Jahrzehnten die Sitten verfallen sind. Und es ist unser aller Aufgabe, als Vertreter der christlich abendländischen Kultur, diesem Verfall entgegen zu wirken und ihn möglichst wieder rückgängig zu machen! Man kann ja eine gewisse Toleranz üben, aber es ist in letzter Zeit viel zu leicht möglich, sich von der Gesellschaft abzusondern und von allen gemeinsamen Normen zu verabschieden. Eine Gesellschaft braucht einen gemeinsamen Nenner ethischer und moralischer Normen, an den sich jeder zu halten hat. Und eine Gesellschaft hat das Recht, ihre Grundwerte zu verteidigen gegen Tendenzen, die den das Zusammenleben möglich machenden Konsens untergraben. Immer noch bietet unsere Medienlandschaft eine große Zahl von Abnormitäten, die verirrte Subjekte anziehen und zu einer ungesunden und antisozialen Entwicklung veranlassen. Pornographie aller Art, Extremistenpropaganda und Gewaltschund zersetzen die Gesellschaft. Vereinzelung und fehlende soziale Kontrolle erleichtern den Zugang zu abartigen Angeboten und die Identifikation mit ihnen, weil keiner mehr da ist, der die Notbremse zieht, in dem er sagt: \x{201A}Entweder passt du dich an oder es gibt schlimme Konsequenzen für dich!' Wir haben in den letzten Wochen wieder Verbrechen erlebt, die uns zeigen, wo dies hin führt. Zwei bestialische Morde an Menschen, die sich für eine funktionsfähige Gesellschaft einsetzten, indem sie Jugendliche vor unsittlichen und abartigen Inhalten schützen wollten, dazu ein noch nicht geklärter Vermisstenfall, das Verschwinden des werten Regierungsbeamten Jörg Pissoff in Nordrhein-Westfalen, möglicher Weise durch den selben Täter. Und die ganzen Jahre vorher schon haben Täter, die sich nicht in die Gesellschaft einfügten, für Angst und Terror gesorgt.«
Peter erkannte, dass es jetzt an der Zeit für ihn war, zu handeln. Wenn Speckschwein seine neuen Zensurabsichten schilderte und publik machte, wären sie bekannt, und andere würden sie nach seinem Tod weiter führen. Zitternd wanderte sein Finger in die Jackentasche des Trenchcoats, in der sich der Sender der Funksteuerung befand. Ein Knopfdruck sollte, falls alles funktionierte, dem Konformitätsterror ein Ende bereiten. Die Rede Speckschweins rief Zorn in ihm hervor, richtete sie sich doch direkt gegen ihn und seines Gleichen. Und Speckschwein sollte ihn noch mehr provozieren!
»In jeder Gesellschaft gibt es Verlierer«, fuhr der Politiker fort, »und es ist unbedingt notwendig, dass diese sich mit ihrem Schicksal abfinden. Leider hat sich in den letzten Jahren ein äußerst schädlicher Trend eingestellt: Angefangen mit dem Schulmassaker von Littleton über den Amoklauf von Erfurt und mehrere ähnliche Taten hielten sich die Versager nicht mehr an die Regeln, sondern versuchten, der Gesellschaft als Rache größtmöglichen Schaden zuzufügen.«
Peter freute sich über diese Tatsache und sah in Speckschwein immer mehr den zu vernichtenden Gegner, der die Außenseiter Deutschlands zur Hinnahme der ihnen von der Gesellschaft aufgedrückten Übel zwingen wollte. Dann spürte er auf ein Mal wieder den Krebsschmerz in seinem Bauch, der nun trotz der Schmerzmittel immer unerträglicher geworden war.
»Sie missachteten weltliche wie moralische Gesetze, in dem sie andere Menschen verletzten und sogar ermordeten. Kein gläubiger Christ kann so etwas tun, weil es in der Bibel heißt: \x{201A}Du sollst nicht töten'.«
Verdammter Heuchler! Wie viele Menschenleben hatte wohl schon seine skrupellose Politik und Machtgier gefordert? Peter führte seinen Finger zum Druckknopf des Funkgeräts, bereit, ihn hinein zu drücken und dem Zensurpolitiker ein für alle Mal den Garaus zu machen.
»Doch die Abartigkeiten und die Mordgeschichten der Medien führen die Menschen auf diesen gefährlichen Weg. Meine Damen und Herren, bisher haben wir uns immer sehr für einen strengen Jugendschutz in den Medien stark gemacht. Aber letztlich war es uns allen klar, dass wir allgemein die guten Sitten und den gesellschaftlichen Moralkonsens schützen müssen, um uns, die Gesellschaft selbst, vor schädlichen Elementen an den Rändern zu schützen! Alle bisherigen Gesetze führen die notwendigen Maßnahmen eher halbherzig unter dem Vorwand des Jugendschutzes durch.«
Jetzt oder nie! Peter dachte ein letztes Mal daran, ob sein Apparat funktionieren würde, ob er sich überhaupt noch in dem Rednerpult befand, oder ob sie ihn schon längst entdeckt hatten. Er begann, den Knopf hinein zu drücken. Erst, wenn er ganz tief durch gedrückt war, würde die Explosion zünden, damit es keine versehentliche Fehlzündung geben konnte. Der Finger sank immer tiefer in den Sender, während Peter genau in das Gesicht des grauhaarigen Mannes blickte, der mit seiner Rede fort fuhr:
»Es wurde lange darüber nachgedacht, ob man nicht entschlossener...«
RUMMS !!! Ein gewaltiger Knall ertönte, ein Blitz zuckte auf und das Rednerpult wurde völlig zerfetzt. Die Menschen im Saal schrieen auf und begannen, in Panik durcheinander zu rennen. Wie in Zeitlupe sah Peter die Holzstücke des Pultes durch die Luft wirbeln, und jetzt auch den Körper Gunnar Speckschweins, der offensichtlich von der Explosion und den Schrapnellen in der Bombe zerfetzt worden war. Der hell gelbe Vorhang hinter dem Pult wurde rot besprenkelt. Peter sah, wie Gewebefetzen dagegen klatschten und sich die Aufschläge als Wellen auf der Vorhangfläche ausbreiteten. Jetzt klatschte der Oberleib Speckschweins gegen den Vorhang und hinterließ einen großen, roten Blutfleck, außerdem wurden die frei gelegten Gedärme sichtbar. Rote Blutbahnen flossen von den Flecken herab; ein Fleischbrocken rutschte zunächst langsam, eine rote Spur hinterlassend, herunter und fiel dann klatschend auf die Bühnenbretter. Noch hatte keiner Verdacht gegen Peter geschöpft, und so rannte er nach vorne, als wolle er helfen. Aber natürlich wollte er sicher gehen, dass Speckschwein auch wirklich tot war. Die Polizisten und Sicherheitsleute liefen durcheinander, und ein paar standen um den Körper des Politikers herum, um ihm nach Möglichkeit zu helfen. Der Frauenchor war ohnehin schon vor dem Auftritt Speckschweins von der Bühne gegangen. Peter betrat die Bühne, wo auch schon der geschockte Vereinsleiter zwischen den Sicherheitskräften stand. Endlich konnte er einen Blick auf Speckschwein erhaschen. Die Bombe hatte ihm auf der linken Seite Bauch und Hüfte völlig zerfetzt. Das Rückgrat lag frei und war arg in Mitleidenschaft gezogen, jedenfalls konnte Peter Absplitterungen an den Wirbeln und frei liegendes Rückenmark erkennen. Die rechte Seite seines Bauches war noch teilweise intakt, aber überall waren die Gedärme heraus gequollen, der andere Teil der Eingeweide lag auf der Bühne, rot verschmiert und glibberig, verteilt. Die Beine lagen, vom Körper teilweise gelöst, fast genau im 45-Grad-Winkel zum Rumpf, flach auf dem Boden, wo sie noch etwas zuckten. Peter erkannte, wie Speckschwein noch seinen Mund bewegte und etwas zu sagen versuchte. Er war also noch nicht tot!
Da kam auf ein Mal einer der Polizeihunde an und schnappte sich ein dickes Stück Gedärm, das auf dem Boden, ein paar Meter von Speckschwein entfernt, lag. Noch bevor sein Hundeführer reagieren konnte, lief er mit dem Eingeweidestück weg. Erst da rief ihm der Hundeführer das Kommando zu: »Aus!« Doch der sonst so gehorsame Hund dachte nicht daran, seine Beute herzugeben! Er biss ein paar Mal zu und rannte, das Ende des Darmes über den Boden schleifend, durch den Saal, der Hundeführer hinterher. Jetzt bemerkten auch die anderen beiden Polizeihunde, was es da Interessantes gab, und stürzten sich auf den Ersten. Schnell kam es zu einer Balgerei um das Innereienteil, alle wollten es gerne haben. Die Hundeführer kamen alle hinzu und schrieen durcheinander »Aus! Aus!«, doch die Hunde interessierte das gar nicht. Nach einigen Sekunden hatten sie ihre Vierbeiner am Halsband gepackt und voneinander weg gezerrt. Den Darm zurück zu bekommen war schwieriger, dazu bedurfte es schon eines kräftigen Schlages in den Nacken. Doch dann gab der Schäferhund auf, und der Polizist brachte das Teil zum mittlerweile herbei geeilten Notarzt.
Peter hatte die Szenerie mit Verwunderung gesehen, sie hatte ihn aber vom Wichtigsten abgelenkt, nämlich sicher zu stellen, dass der Zensor wirklich drauf gehen würde. Der schien noch zu leben, und die Anwesenheit des Notarztes gab ihm eine, wenn auch geringe, Überlebenschance. Peter fühlte, dass dies seine letzte Tat war, er hatte keine konkreten Pläne mehr. Und für mehr würde auch seine gesundheitliche Kondition nicht mehr reichen. Also wollte er endgültig sicher stellen, dass Speckschwein dies nicht überlebte. Er ging zu ihm hin, und ehe die Polizisten reagieren konnten, hatte er die Schrotflinte auf die Stirn des Mannes gesetzt und abgedrückt. Der Kopf explodierte wie ein Ei in der Mikrowelle; Blut und Gehirnmasse spritzten heraus, über den Boden und auf die Kleidung des Notarztes. Im nächsten Moment peitschten mehrere Schüsse und trafen Peters Körper. Er wurde gepackt, nach hinten gerissen und dann vorne zu Boden gedrückt; durch den Polizeigriff wurde sein Arm schmerzhaft ausgekugelt. Dann schoben und zerrten sie ihn zu einem Polizeiwagen. Dort angekommen, schlug ihm noch ein Polizist mit dem Gummiknüppel in den Bauch. Jetzt wurde sein Schmerz im Bauch so gewaltig, als habe man ihn aufgeschlitzt, und nach wenigen Sekunden wurde er bewusstlos.
Als er wieder zu sich kam, war er auf einer Bahre in der Notaufnahme des Krankenhauses; Polizisten standen in einiger Entfernung herum. Sein Bauch schmerzte höllisch; er fühlte, dass sein Krebsgeschwür offenbar geplatzt war und den Darm geöffnet hatte. Die Ärzte sahen zunächst nach den Schusswunden, aber keine von denen schien wirklich tödlich zu sein. Während der Prozedur konnte Peter im Hintergrund ein Radio plärren hören, in dem auch Nachrichten kamen: »Politiker Speckschwein bei Anschlag getötet, Attentäter schwer verletzt... Wahrscheinlich Zusammenhang zu Anschlägen auf Prüfstelle und Medienwissenschaftler Hohlbauer...«. Seine Mission war erfüllt! Er hatte geschafft, was Tausende nicht geschafft hatten, die viel schlauer und einflussreicher waren als er. Der Zensurbetrieb in Deutschland hatte einen schweren Schlag erlitten, und die neuen Zensurpläne, die Speckschwein als Speerspitze propagieren wollte, waren vom Tisch. Ein letztes Lächeln umspielte seine Lippen. Dann verlor er wieder das Bewusstsein - endgültig.
In den nächsten Tagen kam alles heraus. Der schrullige Außenseiter und Horrorfan Peter Möhrig hatte sich nach Bekannt werden seiner Krankheit einen Racheplan für die Zensoren zusammen geschmiedet und durchgeführt. Die Prüfstelle war für die nächste Zeit funktionsunfähig, der als Einpeitscher von Zensurmaßnahmen gefürchtete Jörg Pissoff als Schweinefutter geendet. Von den neuen Zensurplänen, die Hohlbauer und Speckschwein im Schilde geführt hatten, war nie wieder die Rede. Zwar war die Empörung über die Tötungen groß, und es gab auch jetzt die Reaktionen von Politikern und Medienleuten, man müsse jetzt erst recht zensieren, aber es gab keinen mehr, der das mit der nötigen Energie durchsetzte. Peters Aufzeichnungen, die er noch vorher im Internet verbreitet hatte, wurden vielfach weiter verbreitet und erreichten Kultstatus. Und etwas weiteres geschah: Auf die Polizeidienststelle, wo die Verstöße gegen die Zensurgesetze verfolgt wurden, wurde ein Brandanschlag verübt, die Ermittlungsarbeit von vielen Monaten zu Nichte gemacht. Auch gab es zahlreiche Morddrohungen gegen Leute, die sich weiter für Zensurmaßnahmen einsetzten, und das mit hinreichender Ernsthaftigkeit. Außerdem wurden einigen Scheiben eingeworfen und Autoreifen zerstochen. Zensoren in Deutschland würde also künftig Widerstand erwarten!
Laut schrillte der Wecker, und Peter Möhrig fand sich in seinem weichen Bett zu Hause. Sein Bauch tat ihm weh, und die Uhr zeigte schon eine fortgeschrittene Zeit an. Er hatte doch um Neun den Termin zur Untersuchung im Krankenhaus, wegen seinem Bauch! Was war das? Hatte er das alles nur geträumt? Oder war er im Jenseits und erlebte sein ganzes Leben ein erneutes Mal? Auf jeden Fall musste er sich beeilen, in die Dusche springen und dann los zum Krankenhaus! Zackig sprang er aus dem Bett und rannte in die Dusche...
© 2004 Erik Hart
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