Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich vor Gericht stand. Die Anklage lautete auf Vergewaltigung und Mord. Das ist eine für Frauen sehr ungewöhnliche Anklage, mit der auch der Staatsanwalt sein Problem hat. Muss er doch das Gericht überzeugen, dass eine recht zierliche, alte Frau wie ich den sportlichen Biologiestudenten Rainer Fuchs vorsätzlich totgevögelt hat. Das Gericht kennt nur einen kleinen Bruchteil der Geschichte, weshalb ich zumindest eine realistische Chance auf Haftverschonung habe. Das würde mir die Möglichkeit geben, dieses Zeitalter sofort zu verlassen.
Eine verheerende Panne hat mich in diese Situation geführt. Eigentlich hätte Rainer Fuchs an Herzversagen durch extreme Überanstrengung sterben sollen. Gerade als ich die letzten Spuren beseitigt hatte, stand seine Freundin in voller Polizeiuniform mit ihrer Dienstwaffe im Anschlag vor mir. Genau dieser Frau hatten wir die Schuld in die Schuhe schieben wollen. Schuld ist zu viel gesagt. Sie hätte die Ursache für den plötzlichen Tod des Studenten sein sollen.
Ich bin eine der Zeitreisenden, deren Aufgabe es ist, Menschen zu liquidieren, die den Untergang der gesamten Menschheit herbeiführen würden. Durch Veränderung unserer Erbanlagen und durch intensives Training wurden wir zu gnadenlosen Kampfmaschinen hergerichtet. Es gibt praktisch keinen Menschen auf der Welt, der unseren Körperkräften und unserer Geschicklichkeit gewachsen ist.
Meistens gehen unsere Aktionen unbemerkt über die Bühne. Nur in wenigen Fällen gab es einiges Aufsehen. Beispiele dafür sind der Mord an G. J. Caesar im alten Rom und J. F. Kennedy.
Caesar war kurz davor, die Herrschaft über die gesamte bekannte Welt zu übernehmen. Dadurch hätten sich die aggressiven Gene der Römer noch weiter verbreitet, und die Menschheit hätte nicht die geringste Überlebenschance gehabt. Hätte und würde sind nicht ganz realistisch. Bevor wir eingegriffen haben, war dieser Zustand bereits eingetreten. Ursprünglich sollte Caesar bei einem seiner epileptischen Anfälle sterben, die er letztlich unserer gewissenhaften Vorbereitung zu verdanken hatte. Die eher zivile Verschwörung gegen Caesar kam uns dazwischen, und mir blieb nichts anderes übrig, ihm während des allgemeinen Tumults den finalen Dolchstoß zu geben. Die Verschwörer waren dazu viel zu schwach und überhaupt nicht trainiert.
Kennedy hatte den Atomkrieg mit der Sowjetunion bereits angezettelt. Wir mussten uns also einen geeigneten Zeitpunkt davor aussuchen. Ursprünglich sollte sein Tod während einer seiner Liebesabendteuer eintreten. Deshalb war auch ich eine seiner Affären, die bei ihm ein- und ausgegangen sind. Das ist missglückt, und wir mussten den direkten Weg wählen. Wir hatten insgesamt drei Schützen an der Dealey Plaza mit vernetzten Gewehren postiert. Lee Oswald war nur einer von ihnen. Die Schüsse sollten gleichzeitig abgefeuert werden und wie einer wirken. Die beiden anderen Schützen mit ihren futuristischen Waffen konnte ich rechtzeitig verschwinden lassen. Von Oswald konnte ich gerade noch die wirkliche Tatwaffe beseitigen. Ihn selbst musste ich leider zwei Tage später liquidieren.
Tja, und jetzt hatten wir es mit Rainer Fuchs zu tun. Sein Schicksal war es, der Menschheit das ewige Leben zu ermöglichen. Das führte zu einer extremen Bevölkerungsexplosion und letztlich zum Untergang großer Teile der Menschheit. Fuchs kannte mich schon einige Wochen, und er war ganz geil auf unsere Schäferstündchen. Systematisch erhöhte ich die Belastung seines Organismus dabei. Er ging von Mal zu Mal immer weiter über seine Leistungsgrenze hinaus. Ich brauchte nur noch mit einem Medikament nachzuhelfen, um seinen Kollaps herbeizuführen. Gerade als ich die Spuren des Medikaments aus seinem Körper entfernt hatte, tauchte die Polizistin auf. Ursprünglich hätte man ihr den tödlichen Stress anlasten sollen.
Die Journalisten machten sich über das Gerichtsverfahren mehr als lustig. Weil ich stets ernst und kooperativ war, hatte man mir eine Pressekonferenz erlaubt. Unter Polizeigewahrsam betrat ich das Gebäude mit dem Konferenzraum, kam aber im Konferenzraum nie an.
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