Im Blaster schwebt ein Stück Papier.
»Du Stimme?«
»Ja, du willst was wissen?«
»Hmm, weiß nicht, kann sein - wollte nur wissen, ob du da bist!«
»Weißt du jetzt.«
»Ich versteh die Welt nicht mehr!«
»Die ganze...?«
»Nein, nein, die Blasterwelt. Darf ich fragen?«
»Sicher...«
»Warum spielt hier einer im Blaster fast ausschließlich gegen sich selbst, baut etwas auf und reißt es wieder ab, tut so, als ob er mehrere sei und pflegt negative Eigenschaften durch seine Nicks oder wie diese Dinger da heißen?«
»Zuallererst einmal - keine Warum-Fragen, doch ich antworte dir. Da bildet sich jemand ein, er hätte das Ei er- oder gefunden, hatte mal ein paar Visionen und versucht jetzt, diese real zu fassen zu bekommen, u.a. dadurch, dass er das menschliche Denken durch eine Hilfskonstruktion, den Blaster, erkennen will. Konsequenterweise hat er seine eigene Denkstruktur eingebracht, pflegt sie und versucht auf diesem Weg, hinter das zu kommen, was in ihm denkt, hat, da er sich einerseits für multipel und andrerseits für gesund hält, seine verschiedenen Gedankenkomplexe zu mehr oder weniger eigenständigen Figuren aufgebaut und läßt diese gegeneinander spielen, sich streiten und miteinander diskutieren und vieles mehr. Wenn einer von außen dazwischen kommt, stürzen sich die meisten Figuren auf den Ankömmling und streiten sich mal weniger!«
»Hmm, versteh ich, versteh ich auch nicht, ich denke, er will etwas erforschen oder erkennen oder will er nicht?«
»Doch, doch, will er!«
Schafft er das so?"
»Nein!«
»Warum tut er es dann?«
»Keine Warum-Fragen!«
»Entschuldige.«
»Lernen und erkennen geht nur in kleinen Schritten und durch Wiederholung, ist schon gut!«
»Dann muß er aber viel lernen, da er oder besser seine Figuren sich laufend wiederholen.«
»Tut er eben nicht, da er sich wiederholt.«
»Du hast doch gesagt, ohne Wiederholung und in kleinen Schritten ginge es nicht?«
»Wiederholung von was?«
»Ach so.«
»Siehst du, er wiederholt sich selbst und denkt, da er das im Blaster und durch seine Figuren macht, könne er was erkennen.«
»Kann er das?«
»Sicher, sich selbst!«
»Dann erreicht er ja sein Ziel.«
»Nein.«
»Darf ich jetzt dich fragen, ach so, 'warum' nicht, also wieso?«
»Auf Warum gibt es die Antwort: darum, auf Wieso: so wie. Geht so nicht, doch ich weiß, was du fragen willst. Du willst wissen, was falsch läuft.«
»Stimmt.«
»Gut, dann erkläre ich es dir. Er hat seine Gedankenwelt auf den Blaster übertragen und studiert sie jetzt als eine, wie er meint, andere Gedankenwelt, vergleicht sie mit seiner und will aus der Verschiedenheit wie vor allem den Parallelen Rückschlüsse auf das Denken allgemein ziehen.«
»Hört sich gut an. Hat das einen Haken?«
»Sicher...«
»Welchen genau?«
»Erst fragst du gut und dann schlecht.«
»Du meinst: genau?«
»Ja.«
»Wenn ich etwas wissen will, dann doch genau.«
»Geht nicht.«
»Ich will etwas wissen und das heißt für mich genau und du sagst, es ginge nicht!«
»Richtig.«
»Kannst du mir wenigstens sagen, dann nicht genau, warum es nicht geht?«
»Schon wieder warum, doch ich antworte dir. Die Konstruktion hat einen Denkfehler!«
»Meinst du meine Fragekonstruktion?«
»Die auch, jetzt aber die, über die wir uns unterhalten. Es gibt viele Haken und zwei davon will ich dir jetzt nennen. Zum einen die Rückkopplung, d.h. eine Selbstverstärkung, zum anderen, ein Denkfehler.«
»Das versteh ich nicht. Kannst du es mir wenigstens erklären?«
»Kann ich. Er arbeitet mit verschiedenen Gedankenfiguren, also multipel, verstärkt dadurch diese Gedankenfiguren, läßt sie gegeneinander antreten und will so erkennen und weiß nicht, dass er dadurch einen größeren Gegensatz erhält, als er normal vorhanden ist. Wäre noch nicht so schlimm, da ein größerer Gegensatz bessere Erkennbarkeit geben könnte, doch der größte Haken ist, dass niemand da ist, der diesen größeren Gegensatz analysieren kann.«
»Versteh ich nicht. Er ist doch da!«
»Als was?«
»Ach so, als jemand, der aus vielen Gedankenfiguren besteht!«
»Siehst du, jetzt begreifst du besser!«
»Dann sieht es nicht gut für ihn aus.«
»Nein.«
»Und wenn er jetzt eine Gedankenfigur hat, die nur dafür da ist, alle anderen Gedankenfiguren zu kontrollieren?«
»Du bist ein schlaues Stück Papier und solltest wissen, dass das nicht geht. Er hat ein paar Hauptfiguren und eine davon sicherheitshalber sogar in Urlaub geschickt, ein paar andere nur wenig momentan aktiv, also eine, wie er denkt, Reserve.«
»Hat er dann doch auch!«
»Nein, hat er nicht.«
»Versteh ich nicht.«
»Gut, erklär ich dir. Wenn ich dich jetzt in lauter Stücke zerteilte, also Zettel aus dir machte und jeder Zettel ein gewisses Eigenleben bekäme, wer sollte dich als das, was du noch bist, erkennen.«
»Würdest du mich wirklich in Zettel aufteilen?«
»Nein.«
»Dann habe ich das Problem ja nicht.«
»Schlaumeier, so geht es nicht.«
»Du hast gesagt, du teilst mich nicht auf, also geht es doch so.«
»Nein.«
»Du sollst dich nur theoretisch in mehrere Zettel aufgeteilt denken, damit du erkennen kannst, was ich dir mitteilen will!«
»Wirklich nur theoretisch?«
»Ja.«
Meinst du, das könnte ich wagen?"
»Sicher.«
Im Blaster schweben eine Menge Zettel.
Ein Zettel ruft laut um Hilfe. »Stimme, Stimme, was ist mit mir geschehen - ich bin der Teil, der dich gefragt hat, ob du mich aufteilen würdest und du hast 'Nein' gesagt und jetzt schwirre ich als lauter Zettel hier rum und jeder will der Hauptzettel sein.«
»Du?«
»Ja ich.«
»Wer genau?«
»Ich als lauter Zettel.«
»Warum schreist du dann?«
»Du hast gesagt - keine Warum-Fragen und mir gesagt, du würdest mich nicht in Zettel teilen und jetzt bin ich genau das?«
»Siehst du, hättest du nicht tun dürfen!«
»Ich?«
»Naja, Ich paßt wohl nicht mehr so zu dir, wenn du aus lauter Zetteln bestehst.«
»Ist mein Problem und das habe ich nur, weil du mir gesagt hast, ich sollte mich theoretisch aufteilen!«
»Hab ich nicht - ganz genau habe ich dir gesagt, du könntest es theoretisch wagen.«
»Ja, theoretisch und mehr habe ich auch nicht getan und bestehe jetzt aus lauter Zetteln.«
»Du hast nicht gefragt, was das praktisch bedeutet.«
»Hätte ich das tun müssen?«
»Sicher.«
»Was nun, ich bin völlig geteilt und fühle mich wie zerrissen.«
Im Blaster schwebt ein Stück Papier und schüttelt sich und fragt »Stimme, was ist das, ich bin wieder ein Stück?«
»Ich habe dir dazu verholfen.«
»Danke. Jetzt weiß ich, was du mir mitteilen wolltest.«
»Siehst du, so schlecht war die Theorie nicht.«
»Nicht schlecht? Fürchterlich!«
»Ach so.«
»Habe ich jetzt Glück gehabt?«
»Wie man's nimmt, ich war ja da - besser jedoch, du probierst es nicht allein!«
»Werde ich sicher nicht.«
»Siehst du, du hast gelernt.«
»Du hast aber gesagt, man lernte nur durch Wiederholung und in kleinen Schritten!«
»Soll ich dich wieder dazu verleiten, dich in Zettel aufzuteilen.«
»Das tue ich freiwillig sicher nicht. Das habe ich gelernt.«
»Siehst du, du kannst auch lernen ohne Wiederholung.«
Im Blaster schwebt ein Stück Papier und brummt und summt und denkt und ist froh, nur eins zu sein.
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