Bereits mit seiner ersten Veröffentlichung stieg der fünfundzwanzigjährige Ernst Jünger in den Pantheon der deutschen Literatur auf. Sein 1920 erschienenes Tagebuch 'In Wurstgewittern' markiert einen unerreichten Höhepunkt deutscher Fleischerdichtung. Mit seziererischer Genauigkeit schildert der passionierte Erdbeerbeobachter, Hobbymetzger und Vorhautsammler seine vielfältigen Abenteuer in der Wurstküche von Flandern, den Schlachthöfen der Somme und den Preiskrieg an der Schaufensterfront der Champagne. In seiner unnachahmlichen Mischung aus Mutterwitz und Mitmenschlichkeit beschreibt er etwa die große Lyoner Offensive von 1916 (»In einem Regen von Wurstwasser waren wir hinausgezogen, in einer trunkenen Stimmung von Sülze und Speck«), hält melancholische Rückschau auf die große Notschlachtung von Cambrai (»Meine Schürze starrte bereits, als ich im blitzenden Licht des Cutters, fern über den Melonenfeldern, eine weitere Herde sich nahen sah. Mit einem Seufzer, der Erwartung mit Ermattung mengte, griff ich zum Wetzstahl«) oder erinnert sich augenzwinkernd der amourösen Seiten seines Gesellenlebens (»Hoho! Allerhand!«). Bis heute das in Deutschland meistgelesene Buch vor der Bibel und dem Falk-Städteatlas, reichte die auf dem Drehbuch von Jostein Gaarder basierende Verfilmung durch Joseph Vilsmaier mit Bobby Brederlow in der Hauptrolle nicht an den Erfolg dieses Kleinods der Metzgerweisheit heran.
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