Wunschzeit 28. 8. 2001
Es soll eine Zeit gegeben haben in der das Wünschen noch geholfen hat. Eine märchenhafte ja , mythische Zeit.
Unerreichbar. Fern.
Darin steckt die Botschaft, daß das Wünschen nicht mehr hilft
und also nutzlos und sinnlos geworden ist.
Es scheint tatsächlich so zu sein. Wünsche sind nicht aus dem Stoff gemacht aus dem der Alltag, die Realität besteht. Sie sind in ihrem hypertrophen Irrealismus scheinbar nicht Kompatibel mit unserer nüchternen, realistischen und zunehmend digitalisierten Weltsicht.
Als Kind haben mich meine Wünsche durch die Zeit getragen;
was habe ich mir nicht alles gewünscht: von Hitzefrei bis zu einem (viel spannenderen) Leben in der Steinzeit, Ruhm Heldenmut und Eis am Stiel, endloses Spielen, Schulfrei bis zum Abitur, Weltreisen, Abenteuer. Eigentlich so ziemlich alles!
Meine Wünsche sind seltenst in Erfüllung gegangen, das war zwar tragisch, aber nicht so schlimm. Ich hatte ja ständig neue Wünsche die sich würden erfüllen können.
Jetzt lebe ich in etwas das ich wunschloses Unglück nennen könnte, aber so unglücklich bin ich ja gar nicht, zum Glück. Und wunschlos bin ich ja auch nicht, nur ich traue mich nicht meine Wünsche anzusehen, sie in ihrer unrealistischen Großartigkeit bewußt werden zu lassen. Sie dürfen nicht in mir erblühen.
Und so kann ich sie weder pflücken noch können sie in mir altern und verwelken. Sie keimeln so vor sich hin und halten mich unruhig. Wie Pflanzen die durch den Asphalt der Straßen brechen wollen. Absurd, wie viel Kraft es braucht sich der irrationalen Aspekte zu erwehren. Es sind doch nur Wünsche die gesehen werden wollen.
Ich weiß nicht genau warum das Wünschen mir so schwer fällt, aber ich spüre, daß die scheinbare Wunschlosigkeit mir nicht gut tut. Es sieht so aus, als würde eine Zeit auf mich warten:
Die Zeit als das Wünschen noch geholfen hat.
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