Man sollte nur Bücher bewerten, die man auch gelesen hat. In diesem speziellen Fall ist es einem erwachsenen Menschen aber nicht zuzumuten, 224 Seiten lang durch das Seelenleben der Autorin (besser bekannt als Tattoo-Betty) zu waten. Hier greift die Genfer Konvention, die Folter und unmenschliche Behandlung strikt verbietet.
Daher ist es erlaubt, das literarische Schaffen von Betsy W. (irrtümlicherweise auch als »Lady Viktoria« bekannt) auf der Basis einer 18seitigen Leseprobe zu bewerten, die uns tiefe Einblicke in die Persönlichkeit und die stilistischen Fähigkeiten der Autorin gewährt. Eindeutig stellt sie klar, dass sie KEINE luxusverliebte, publicitygeile Karrieretussi ist, die sich im Lotterbett eines farblosen Langeweilers zum Pseudo-Promi hochgeschlafen hat. Wem dieser absolut abwegige Verdacht gekommen sein sollte, der wird hier schnell eines besseren belehrt, denn: »Nein so ticke ich nicht.«
Dass Betty auch sonst nicht ganz richtig tickt und sich womöglich viel zu wichtig nimmt, soll hier aber nicht behauptet werden - wegen drohender Unterlassungsklagen. Dass sie in peinlicher Weise mit pseudo-hippem Jugendjargon jongliert (»Beuteschema«), darf aber schon gesagt werden, ohne dass juristische Schritte der Autorin (bzw. Co-Autorin) Wulff zu befürchten sind.
Im Rahmen einer gigantischen PR-Offensive hat unser Großburgwedler Durchschnittsmädel deutlich gemacht, dass es sich bei ihr um eine »ziemlich normale Frau« handelt, der Publicitysucht zuwider ist. Vor diesem Hintergrund bleibt der Shitstorm, der über sie hereingebrochen ist, unverständlich. Trost finden kann Betsy (die übrigens NIE als »Lady Viktoria« gearbeitet hat, um dies ein für allemal klarzustellen) eventuell in den starken Armen ihres Verflossenen Tom, dem Rettungsschwimmer mit dem strammen Body (»Ich war ziemlich schnell schwerstverliebt«). Oder zusammen mit Carsten und Vroni auf der Finca. Oder beim Sortieren der Bankauszüge. Wird »Ehrensold« eigentlich monatlich oder jährlich überwiesen?
Und was sagt der Gatte zu alldem? Er fragt sich vermutlich: »Wie kann sich eine junge Frau in einen Mann wie Christian Wulff verlieben?« Ja, wie nur?
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