Des Menschen unabwendbares Los ist es, die anderen Menschen nicht wirklich zu verstehen. Um eine Brücke bauen zu können, die den trennenden Abgrund überwindet, müßten die Menschen ihre Gedanken und Gefühle teilen können, doch um ihre Gedanken und Gefühle teilen zu können, müßten sie ihre Geister miteinander verschmelzen können; dies aber ist unmöglich, und selbst wenn es einmal zwei Menschen gäbe, denen ein solches Wunderwerk gelänge, so würden sie durch diese Verschmelzung zu einem einzelnen, neuen Geist, der seinerseits wieder einsam wäre.
Nun könntet man freilich einwenden, daß doch auch Worte die Brücken bauen können, von denen ich soeben gesprochen habe. Ich aber sage: Mißtrauen gegenüber den Worten ist angebracht. Worte sind schillernd, sie funkeln wie Diamanten, und nehmen, wenn man sie dreht und wendet und von einer anderen Seite beleuchtet, immer neue Bedeutungen an. So wie des Edelsteins Glitzern das Auge in Verwirrung stürzt, so irritiert uns auch der Worte Klang; wir versuchen, der Worte Sinn zu erfassen, doch er ist nur schwer greifbar und gleitet uns durch die Hände wie ein Fisch im reißenden Strom. Worte sind nur Zeichen, die die Dinge abbilden, sie be-zeichnen, keinesfalls aber sind sie die Dinge selbst. Doch sie sind Zeichen, die nicht eindeutig sind.
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