Der Wombat weigert sich
?Ich werde aber keine Höhle bauen.?, sagte der Wombat, dessen Eltern ihn gerade verabschieden wollten. Wenn Wombats drei Jahre alt geworden sind, verlassen sie die Höhle ihrer Eltern und gehen in die Welt hinaus. Sie suchen sich ein Weibchen und wenn sie mit ihr eine Weile durch die Welt gelaufen sind, dann bauen sie sich eine Höhle, um darin zu wohnen. So ist das immer gewesen. Der Wombat aber wollte nicht. In die Welt hinaus wollte er schon und ein Weibchen würde er dort auch gerne finden. Eine Höhle bauen aber wollte er nicht. Er litt nicht etwa unter Platzangst oder war allergisch gegen die feuchte Luft in einer Höhle. Er hatte sich in der Höhle seiner Eltern sogar sehr wohl gefühlt. Er wollte einfach keine eigene Höhle haben. ?Ich werde aber keine Höhle bauen.? sagte also der Wombat leicht trotzig. Seine Eltern waren sehr verständnisvoll und sagten in ruhigem Ton: ?Du musst keine Höhle bauen, wenn du das nicht willst.?
Also ging der Wombat in die Welt hinaus. Und er begann sie zu lieben. Er lief einfach herum und schaute sich die Welt an. Er schwamm hier mit einem Fischotter um die Wette, hielt dort ein Schwätzchen mit einem Känguruh und ging vor allem den Dingos aus dem Weg. Er freute sich an wunderschön geformten Felsen, genoss den Sonnenaufgang, und den Sonnenuntergang genoss er noch viel mehr. Eines Tages lernte er auch ein Weibchen kennen, Josephine. Ein mit ihm befreundetes Känguruh hatte sie ihm vorgestellt und er war ihm sehr dankbar dafür. Das Weibchen war nämlich ein sehr nettes Weibchen und er war sofort bis über beide Ohren in sie verliebt. Der Wombat wollte aber trotzdem seinen Prinzipien treu bleiben. Also sagte er ihr: ?Ich werde aber keine Höhle bauen.?. Das Weibchen guckte zwar etwas traurig, denn eigentlich hatte sie sich eine Höhle gewünscht, aber sie sagte dem Wombat mit sehr verständnisvoller Stimme ?Du musst keine Höhle bauen, wenn du das nicht willst.? Da war der Wombat sehr froh. Er freute sich so darüber, dass das Weibchen bei ihm bleiben wollte, obwohl er ihr keine Höhle baut, dass er ihr unbedingt etwas schenken wollte. Etwas ganz besonderes. Er ging also los und fragte sich, was er ihr schenken könnte, aber er fand nichts. Eukalyptus-Blüten fand er zu langweilig und sogar die schönste Wüstenrose war ihm nicht gut genug. Ein Kaninchen gab ihm dann einen Tipp: Möhrchen. Das Kaninchen hatte von seinem Großvater, der aus Europa kam, von dieser Frucht gehört und es musste wirklich etwas ganz besonderes sein, denn jedesmal, wenn der Großvater von Möhrchen erzählte, geriet er ins Schwärmen und wackelte heftig mit seinen Ohren vor lauter Aufregung.
Der Wombat fand diese Idee ganz hervorragend und fing sofort an zu graben, denn das Kaninchen hatte ihm gesagt, dass Möhrchen unter der Erde wachsen. Nun ist es nicht einfach, in der australischen Wüste Möhrchen aufzutreiben, denn Möhrchen wachsen nur in Europa, nicht in Australien. Der Wombat gab aber nicht auf, er wollte seinem Weibchen etwas ganz besonderes schenken und grub immer weiter, um endlich Möhrchen für sie zu finden. Nachdem er bereits einige Wochen auf der Suche war machte sich das Weibchen Sorgen im ihn, denn sie hatte den Wombat sehr lieb. Sie sah unter allen Steinen nach, ob er nicht da ist, sie guckte hinter jeden Baum und kroch sogar in das tiefste Buschwerk, um ihn zu finden. Nachdem sieh ihn auch im Busch nicht gefunden hatte wollte sie schon aufgeben. Da entdeckte sie ein kleines Loch in der Erde. Das Loch führte in die schönste Höhle, die sie je gesehen hatte, es war angenehm kühl und die Gänge waren weit verzweigt und sehr ordentlich gegraben. Voller Staunen über eine so schöne Höhle lief sie durch die Gänge. Das war genau die Höhle, die sie sich immer gewünscht hatte. Am Ende eines sehr langen Ganges stieß sie auf den Wombat. Der Wombat freute sich sehr, dass sie da war, denn sie hatten sich lange Zeit nicht gesehen. Dann aber fiel ihm ein, dass er immer noch keine Möhrchen für sie gefunden hatte und er kam sich sehr nutzlos vor.
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