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Ace schrieb am 18.9. 2012 um 23:30:26 Uhr über

Wolle

Wolle. Ein ganzes Regal voll. Angorawolle. Rote Wolle. Filzwolle. Sockenwolle. Hanfwolle. Cashmerewolle. In allen Farben. Wie ein einziger großer Regenbogen. Ich reiße das Regal um. Die ganzen Knäuel kullern über den Boden. Er steht neben mir. Sieht mich an. Nimmt mir das Regal aus der Hand. Stellt es wieder richtig hin.

Er sieht auf die Wolle hinab. Schiebt sie zusammen. Ich lehne an der Wand und schaue ihm zu. Ich bin müde. Ich bin traurig. Ich weiss nicht mehr was ich sagen soll.

Auf einmal steht er vor mir. Ich kann seinen Duft riechen. Meine Knie werden weich. Mir ist heiß und kalt. Ich schau ihm in die Augen. Tief. Funkelnd. Braune Teiche. Umrahmt von langen Wimpern. Ich seh seinen Mund. Breit und lächelnd. Er ist so nah und doch so weit weg. Dann zieht er mich an sich. Mein Kopf an seiner Brust. Der Wollpullover an meiner Wange. Es kratzt leicht, ist aber gleichzeitig warm und vertraut. So nah waren wir uns noch nie. Ich spüre seinen Atem auf meinem Haar.

Unerwartet sagt er meinen Namen. Ganz leise. Ganz rau. Ich schaue hoch. Versinke wieder in seinen Augenen. Ich brauche nicht auf seinen Mund zu gucken. Ich sehe seine Augen trotzdem lächeln. Dann berühren sich unsere Lippen. So lange gehofft. So lange gebangt. Jetzt ist es trotzdem so unerwartet. So neu und aufregend. Und trotzdem vertraut.

Er zieht mich fester an sich. Ich bin völlig von ihm umhüllt. Ich spüre nur ihn. Alles ist egal. Alle Sorgen. Alle Streitereien. Alle Schmerzen. Nur seine Lippen. Nur seine Haut. Seine Haare. Meine Hände wandern über seinen Körper. Ziehe aus. Werde ausgezogen. Jetzt sind es nur noch wir beide. Er zieht mich noch einmal fest an sich. Nur noch Haut auf Haut. Mir wird heiß. Es durchfährt mich wie ein Blitz. Ich möchte noch mehr von ihm spüren. Ich presse mich an ihn. Berühre sanft mit meiner Zunge seine Lippe. Sein Mund öffnet sich. Ich spüre seine Zunge in meinem Mund. Erst vorsichtig. Dann fordernd. Ich will mehr. Ich muss keuchen. Dieses Gefühl. Dieses Kribbeln. Die Wärme. Alles strömt in meinen Bauch. Ein warmer Knoten. Ein Ziehen. Ein Pulsieren.

Er zieht mich auf die Wolle und ich lasse mich fallen. Ergebe mich dem Strom und denke nicht mehr nach.


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