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Arlene Machiavelli schrieb am 11.7. 2005 um 02:05:29 Uhr über

Wokämenwirdennhinwenn

Gelobpreist sei der Bundeswahn, äh, nein, die Bundesbahn natürlich, welche sich dortens entlang schiebt, wo dereinst polnische Gleisbautrupps das Kruppstahl für das bei Feind wie Freund gefürchtete Eisenbahngeschütz »Dora« verlegten. Achthundert fetteste Millimeter Rummsbumms, das muss man sich mal vorstellen!! Mein lieber Herr Gesangsverein oder auch schlappplappbimmbamm, falls sich noch jemand an das »Spielhaus« mit Casimir und Plappa dem Psychoschaf entsinnen kann. Wer jemals in einem IC gesessen hat, wird nachempfinden können wie froh man ist, dass die Fensterplatzraucherabteilreservierung offenbar registriert worden ist. Dem stand in meinem konkreten Falle allerdings die für mich persönlich phobienbehaftete und für meine Person nahezu unerträglichen Platzierung ENTGEGEN der Fahrtrichtung diametral gegenüber. Zudem fanden sich gegenübersitzend einige teenagerartige Trolle ein, wahrscheinlich aus Leipzsch, die es sich aufgrund eines offenbar in Vollzug befindenden kabbalistischen Rituals zur Aufgabe gemacht hatten, den gesamten Waggon mit unlöblicher Hartfelsenmusik, pardon: diabolischer Rockmusik zu beschallen, derer unsägliche auditive Exemplare beispielsweise in den wahrlich jederzeit unpassenden »Linkin' Park«, »Limp Bizkit« oder gar »Lagwaggon« zu finden sind. Dass all diese Sektierer mit »L« anfangen, welcher der 12. Buchstabe des Alphabets ist, hinterlasse ich als Hinweis für alle mit parajudäischem Katechismus vertrauten Eingeweihten.
Bäh, sagt meine Person da still, stellt den fatalerweise Spiritousen entbehrenden Rucksack auf den Nachbarsitz und versucht, die vorüberfliegende Landschaft ohne kotzen zu müssen mit den glückverklärten Augen eines Mannes aufzunehmen, der vorangestellt in der glücklichen Position gewesen ist, in der heimatlichen Sommerresidenz den Shit aufzurauchen. Das musikalische Massaker ist derweil nahezu unerträglich geworden, zwischendurch ließ das Eisenross Kuhbläken wie Braunscheig und Hannover hinter sich, wobei gerade das letztere Erinnerungen der ambivalenten Art hervorruft, ist dies doch in den scheinbar Ewigkeiten zurückliegenden 1990er Jahren regelmäßige Umstiegsstation in die Weltmetropole Poggenhagen gewesen, wo sich im Wäldchen hinter der Klutenscheuer der von Wegelagerern und irregeleiteten Pazifisten heimgesuchte morastige Weg zur ehedemen Kaserne durchs ostpfählische Urgehölz geschlängelt hat und sich wahrscheinlich noch immer hin schlängelt. Wie dem auch sei, ich erblicke endlich Licht am Tunnel dieser ermüdenden Reise als aus dem sicherlich nicht selbst erarbeiteten, sondern von Papi gesponserten Laptop, der ja ursächliches Medium der meine Ohren gar grausig marternden arhythmischen Geräusche gewesen ist, die süßen und jedes ästhetisch bewusste Herz zu Diamantstaub zerspringen lassenden Klänge des Herrn Dré erschallen. Ich lasse mich fallen und tanke reine spirituelle Zen-Energie ... und was macht der Spast, dem offenbar die Verfügungsgewalt über die garantiert bei Kazaa gezogenen Songs gegeben gewesen ist? Er stellt es aus und fängt wieder vorne bei den hühnerschreckenden »Linkin' Park« an!! Es war ein Kreuz, am liebsten hätte ich sie mit der Johnny-Cash-Biographie geschlagen, welche ich des unsinnigen Lesens halber mit ins Gefährt nahm. Da auch meine arkanen Versuche, die äußerst attraktive weibliche Begleitung der leipziger Trolle durch intensives Anstarren unsterblich in mich verliebt zu machen durch deren die Volksgesundheit sicherlich nicht fördernden Austauschs von Speichel mit dem offenbaren alpha-Männchen alsbald Makulatur werden lassen, starre ich weiter Camel rauchend aus dem Fenster, wobei interessant ist, dass mein Abbild im Glas zunehmend dem von Lord Palpatine aus Star Wars immer ähnlicher wirrt, äh, wird. Jedenfalls ist eine Reise mit der Bahn so eine Sache, das kann wohl festgehalten werden. Es ist ähnlich wie bei einigen schwächeren Kantaten von Johann Sebastian Bach, wo am Anfang gleich großes Bromborium ist, die orgelnden Chorale dröhnen, aber dann auch alsbald das Pulver verschossen ist und man sich auf vier Stunden tüdelüüd einstellen kann. Mit dem zweiten Weltkrieg war es ja ganz ähnlich. Überhaupt sollten Kriege endlich als Kunstrichtung ähnlich dem Ballett, der Steinmetzerei oder von mir aus auch Architektur begriffen werden.


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