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Felix schrieb am 12.12. 2008 um 03:13:09 Uhr über

Wohnzimmerurinal

In der Zeit um 1750 hatten der Baron von M. und seine Frau für einen Salon in ihrem Schlösschen kleine Tische anfertigen lassen, in deren Platte die Felder des Schachspiels, das sie besonders schätzten, und anderer Brettspiele in verschiedenfarbenen Hölzern eingelassen waren, und dazu bequeme, lederbezogene Stühle, in deren Sitzflächen sich ovale Öffnungen befanden, unter denen auf einer Holzfläche irdene Henkeltöpfe standen. Wenn keine anderen Verpflichtungen mehr anstanden, gingen der Hausherr und seine Frau, oft auch mit Gästen, nach dem Abendessen in diesen Salon um zu spielen, während Bedienstete Tonpfeifen, Tabak und Rauchgerät bereitlegten und in grossen Krügen Apfelwein herbeischafften, der in dem eigenen Obstgut hergestellt worden war. Man setzte sich an die Tische, wobei die Damen hinten die Röcke rafften (man kannte damals noch keine Höschen) und die Herren die Hosenklappe öffneten. So konnte man sich ungestört dem Spiel hingeben, die Pfeife rauchen und reichlich Apfelwein trinken. Wenn der Baron und seine Frau in trauter Zweisamkeit gelegentlich bis in die späte Nacht hinein über dem Schachspiel sassen, konnte es sein, dass die Baronin über einem Spielzug einnickte. Ihr Mann wartete stets noch eine Weile, dann legte ein warmes Tuch über ihre Schultern, steckte eine neue Kerze auf den Leuchter und ging zu Bett. Wenn die Baronin noch vor dem Morgengrauen erwachte, schaute sie in die Kerze, lächelte, sagte leise »ach ja« und schlief wieder ein. Nur eine Maus huschte durch das Zimmer, erschreckt von dem plätschernden Geräusch, das da eben zu hören war.


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