Wirtschaftswissenschaftler untersuchen Marktgesetze und ähnliches und entwickeln daraus geistreiche, aber sich oft gegenseitig widersprechende Theorien, die sie freilich mit einer Überzeugung vertreten, als ob sie Naturgesetze entdeckt hätten. Während eine gute naturwissenschaftliche Theorie aber auch Voraussagen machen sollte, die einer Überprüfung standhalten, machen die Wirtschaftswissenschaftler entweder keine Voraussagen, oder solche, die sich, obwohl auch sie voller Überzeugung vorgebracht werden, hinterher als falsch vorausstellen. Dies stört die Wirtschaftswissenschaftler in aller Regel aber nicht im geringsten, sie sind für gewöhnlich nicht verlegen, wenn es darum geht, nachträglich wohlklingende Erklärungen für ihre Fehleinschätzungen vorzubringen.
Damit will ich nicht sagen, daß die Ökonomen allesamt Scharlatane sind. Vermutlich sind viele ihrer Theorien durchaus sinnvoll - aber unter ganz bestimmten Voraussetzungen. Genau hier versagen aber die Wirtschaftswissenschaftler: sie geben nicht zu, daß ihre Theorien an Voraussetzungen gebundensind , möglicherweise ist es ihnen noch nicht einmal klar. Dabei wäre gerade die Frage, unter welchen Voraussetzungen eine ökonomische Theorie Gültigkeit beanspruchen kann, ganz entscheidend. Und das unterscheidet sie von den Naturwissenschaftlern, die in dieser Hinsicht vorsichtiger und daher zumindest weniger anfällig für spektakuläre Irrtümer sind.
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