Im Raum nebenan wird Führers Geburtstag gefeiert. Die Marschmusik dringt durch die Wände und schleicht sich in mein Zimmer. Alte Lieder der Luftwaffe beleben den Nachmittag, der heiss ist, ansonsten aber rundherum wundervoll. Mein liebenswerter Nachbar, der keineswegs Deutscher oder so was ist, eher ein leicht verwirrter Birmane, beugt sich mit dem Kopf über den Balkon, der unmittelbar neben meinem liegt, und lädt mich freundlich zu seiner Party ein. Wie er selbst sagt, ist das Glück der Nachbarn lästig, wenn man nicht selbst daran teilhat. Ich lasse mich von seinen Argumenten überzeugen und gehe mit der verständlichen Neugier eines Menschen, der noch nie an einer Geburtstagsfeier für Hitler teilgenommen hat, auf den Hausflur um zaghaft an seiner Wohnungstüre zu schellen. Mein birmanischer Freund hat da drin zwei Orientalenpärchen untergebracht sowie seine Frau, eine Nordamerikanerin, der die Röte ins Gesicht gestiegen ist, woran der Champagner und die guten alten ruhmreichen Siege der Deutschen schuld sind. An den Wänden hängen selbstverständlich schmucke Hakenkreuze und Flaggen, neben dem Bett dient eine mit kitschigen Abbildungen illustrierte Ausgabe von »Mein Kampf« als Bibel.
|