Winfrid hatte aus der Not eine Tugend machen können. Jede neue Bekanntschaft, der er seinen Vornamen anzugeben in die Lage versetzt wurde, bekam eine je nach Anlass sorgfältig komponierte Auswahl seiner Histörchen präsentiert, die sich zunächst um die Namensgebung rankten. Eine Zeitlang versuchte er es mit der Version, daß seine Eltern sich mit dem fehlenden »e« von einem Winfried in der Familie distanzieren wollten, der zur Nazi-Zeit stellvertretender Kommandant eines KZs gewesen sein sollte. Auf diese Weise dann doch auf ewig zur Bewältigung der familieneigenen NS-Vergangenheit verurteilt worden zu sein, vermochte viele unangepasste Verhaltensweisen von Winfrid zu erklären und tolerabel zu machen, ja eröffnete so manchen Weg zum ausserehelichen Geschlechtsverkehr, bis die Wikipedia diesem Treiben Winfrids mit seiner lückenlosen Aufzählung sämtlicher Kommandanten sämtlicher Konzentrationslager zu sämtlichen Nazi-Zeiten ein Ende setzte. Da verfiel Winfrid sodann auf seine Abstammung aus dem vertriebenen Judentum des Baltikums, die jedoch sowohl von den deutschen Behörden, als auch vom Zentralrat der Juden in Deutschland nicht anerkannt worden sei, seine Familie durch die Prozeßkosten verarmt sei, weswegen auch Winfrids Studium der Sinologie niemals von Erfolg gekrönt sein konnte. Doch diese Geschichte, das mußte Winfrid alsbald erkennen, war von ihrer Beischlaftauglichkeit her gesehen nicht annähernd imstande, die Erfolge von dem KZ-Onkel auch nur annähernd zu erreichen.
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