SPIEGEL: Warum fließen dem WWF zusätzlich zum üppigen Spendenaufkommen Millionen Euro an Steuergeldern zu - etwa durch das Entwicklungshilfeministerium?
Huismann: Weil die Regierungen froh sind, dass ihnen eine transnationale, mächtige Organisation quasi hoheitliche Aufgaben abnimmt, wie die Entwicklung von Ökosiegeln, die den Handel mit Waren wie Holz, Palmöl oder Fisch den grünen Schein geben, damit das kritische Bewusstsein der Konsumenten eingeschläfert werden kann.
Der WWF organisiert internationale Konferenzen, nimmt den Regierungen Verantwortung ab und redet auch bei der Ausweisung von wirtschaftlichen Nutzflächen in den letzten verbliebenen Naturräumen der Erde oft ein entscheidendes Wort mit. Sie haben einen engen Kontakt zur Weltbank, ihr Einfluss in der internationalen Politik ist beängstigend groß, und er ist nicht demokratisch legitimiert.
SPIEGEL: Gibt es im WWF kritische Stimmen?
Huismann: Intern ja, das weiß ich. Einige WWF-Manager sprachen mich nach dem »Schwarzbuch WWF« an, für die war das ein Schock, und es wurde intern mehr über Glaubwürdigkeitsdefizite debattiert. Manche Kooperationen des WWF werden heute innerhalb des WWF kritischer diskutiert. Aber einen Kurswechsel kann ich nicht erkennen.
NGOs wie SurvivalInternational machen schon seit Jahren darauf aufmerksam, dass vom WWF geförderte Wildhütereinheiten Gewalt gegen Indigene verüben. Meist streitet der WWF seine Beteiligung oder Mitverantwortung ab. Wenn der WWF nun ernsthaft aufklären will, dann darf er das nicht nach eigenem Gusto tun; es müsste eine wirklich unabhängige Kommission ran, um diese Menschenrechtsverbrechen aufzuklären.
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