Ich habe mich schon immer gefragt, woher diese übertriebene Aufmerksamkeit rührt, die dem Wetter in Nachrichtensendungen zuteil wird. Fünf Minuten Parteitagsgeflenne, drei Minuten Öl– oder Dollarkrise, je zwei Minuten entführte Teenager und Kinopremiere, UND JETZT DAS WETTER. Mindestens nochmal drei Minuten, gefühlt eher die doppelte Zeit. Bin ich Bauer? Ist überhaupt noch irgendwer Bauer? Und der Straßenarbeiter kann es sich auch nicht aussuchen, der muss bei jedem Wetter raus, wozu den armen Hund noch weiter runterziehen? Das Wetter, so meine Theorie, ist der Theologieersatz, die Aftertheologie eines gänzlich säkularisierten Zeitalters. Die letzte Sache, vor der wir alle gleich sind - nur die, die sich die scheußlichen GoreTex–Jacken von Schöffel und Fjäll Raven leisten können, sind noch ein wenig gleicher, Schlechtwetterpriester allesamt.
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