Manche Kunden erschraken doch sehr, wenn sie auf meiner Werkbank keines der dort liegenden Teile 'ihrem' Instrument zuorden konnten - meist stapelten sich mehrere Kästen mit den Mechaniken von Querflöten, Klarinetten und Oboen übereinander und manchem Besitzer eines hölzernen Instruments gingen die Augen über, zeigte ich ihm den Glaszylinder mit den Teilen des Korpus, die wie ein medizinisches Präparat in einer speziellen Ölmischung schwammen, während die auf Hochglanz polierten Klappen in anscheinend heillosem Durcheinander sich zusammen mit einer Stange weißen Siegellacks, etlichen Polstern aus Leder (oder Goldschlägerhaut, je nach System) und einem gläseren Spiritusbrenner auf der Werkbank tummelten.
Für mich war die Werkbank lange Jahre der Ort, an dem ich die meiste Zeit des Tages zubrachte und daher war es mir schon wichtig, daß sie angenehm anzusehen sei. Das Buchenholz wurde gut eingeölt und mit der Zeit bekam die Oberfläche eine tiefbraune Farbe, die meinem Auge angenehm war. Es gab immer Kontrast durch die silbernen Klappenteile und die bunten Köpfe der Schraubendreher und anderen Werkzeuge, die kleine Bohrbank mit ihrem grünen Hammerschlaglack trug ein übriges zur Harmonie des ganzen bei. Aber, wie bei den anderen Werkzeugen auch, verließ ich mich auf sie, sie war mir eine Grundlage meiner Arbeit und mußte manche schwere Behandlung aushalten. Sie hat mich nicht im Stich gelassen, was ich ihr nicht dankte, als ich verbittert den Beruf aufgab und sie dort ließ, von wo ich fortging.
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