Ein alter Mann mit langem weissen Bart wie ihn die Juden tragen, gab mir eins seiner Werke zu Lesen, es sei was besonderes, sagte er .
Das Buch ist schwarz gebunden, von weitem sieht es aus wie eine Bibel, der Verfasser: Alexis Carell.
Der Name: »Der Mensch-das unbekannte Wesen«
»Was ist denn so besonderes daran ?«, frage ich.
Nun, es geht darum, dass dieser Mann Zellen aus dem Herzmuskel eines Huhns genommen hat und 40 Jahre hat er sie jeden Tag mit Nährlösung gefüttert, bis er starb, dann hat die Zellen jemand ausversehen verhungern lassen. »Das ist erstaunlich«, sagte der alte Mann, »denn ein Huhn wird ja eigentlich nur um die 5 Jahre alt. Damit hat Carell bewiesen, dass ewiges Leben möglich ist, man müsse nur eine geeignete Methode finden, die Ablagerungsprodukte der einzelnen Organe aus dem Körper zu entfernen.«
Ich nahm das Buch und habe es wie eine heilige Schrift auf mein Zimmer getragen. Weil ichegerade noch was anderes habe zur Bettlektüre, war meine Neugierde so gross, dass ichs zuerst im Losorakel aufschlug. Ich erwischte Carell auf Seite 318, also ziemlich am Schluss.
Ich lese das mal vor: …
Wer aber gemordet, mit Selbstladepistolen und Maschinengewehren bewaffnet einen Raubüberfall begangen, wer Kinder entführt, den Armen ihre Ersparnisse abgeknöpft, die Menschen in wichtigen Dingen bewusst missleitet hat, mit dem sollte in humaner und wirtschaftlicher Weise Schluss gemacht werden: in kleinen Anstalten für schmerzlose Tötung, wo es die dazu geeigneten Gase gibt.(….) Vor einer solchen Notwendigkeit haben philosophische Dogmen und sentimentale Vorurteile zu verstummen."
Das Buch ist übersetzt von W. E. Süskind
Titel der amerikanische Ausgabe: »man-the unknown«
Druck der deutschen Verlagsanstalt Stuttgart
Ich bringe das Buch zurück und frage noch einmal:
»Meinten Sie wirklich dieses Buch, ist es das, was ich lesen soll ?«
Ja, lesen Sie es, ich habe es Zehnmal gelesen, bis ich es verstanden habe. Lesen Sie nicht Seite 318, lesen Sie die anderen Dinge !"
Na gut, ich mache, ich lese, denn der Mann mit dem weissen Bart habe ich Wertschätzung, er lacht so viel. Und er meinte, dass man manche Werke lesen muss zum Ausschlachten, nicht um sich Ideologien, die ganz offensichtlich blöde und falsch sind anzueignen, sondern um Wahrheitseinsichten zu finden, die nur hier stehen und nirgend anders aufgeschrieben sind.
Aha, okay.
Und dann, um meine Neugierde zu wecken, erfuhr ich davon, dass es Professoren bei sich immernoch im Regal stehen haben, gleich neben dem XY sowieso, Name habe ich heute schon wieder vergessen. Ich erfuhr auch, das jenes Buch heute nicht mehr gedruckt wird, man kann es nur noch auf Flomärkten kaufen.
Aber die Amerikaner haben auch eine Übersetzung ?
»Ja !«, sagte der Mann mit dem langen weissen Bart.
»Und die Franzosen, die auch ?«
»Ich weiss nicht.«
Also ehrlich gesagt habe ich nichts GUtes an dem Buch finden können und das Losorakel brachte einen grossen Anfangsschaden, aber ich werde es jetzt nehmen udn als Bettlektüre gebrauchen, oder soll ich´s auf dem Spülkasten vom Klo ablegen ? ach nein, da liegt ja schon der Luther, das geht nicht, das passt nicht zusammen, am Ende fällt einer von beiden in die Kloschüssel und sind ja nicht meine Bücher.
Also ab damit ins Bett, noch Feuer machen und dann gruseln bis Mitternachtsstunde und dann ein neuer Tag.
|