In einem kleinen Cafe am Hafen saß ein Mann und trank ein Glas Wasser. Das Cafe glich eher einer Spelunke als einem feinen Kaffeehaus. Inzwischen kam er oft hier her.
Kam er mit einem der Gäste in ein interessantes Gespräch, so versuchte er bei Gelegenheit, wenn er jemandem davon mal wieder begegnete, zu fragen, ob sie ihm vielleicht dabei helfen wollten, eine Art Geschichte zu erzählen.
Dann musste er sich immer einen Anfang einfallen lassen. Er erzählte inzwischen eigentlich immer von einem Mann der ein Glas Wasser trank. Es war dazu gekommen, dass er gerne Wasser trank. Er stellte sich vor, dass es ihm beim Erzählen helfe, etwas Wasser zu trinken. Und es kam ihm auch so vor. Wenn man irgendwo wohnt, wo man das Leitungswasser nicht trinken kann, sinnierte er so vor sich hin. Nun wollte er sich wieder einen neuen Anfang zurechtzimmern. Denn mit dem letzten war es wieder nicht weitergegangen. Die Anfänge begannen sich immer stärker zu ähneln.
Die Leute mit denen er redete erzählten eigentlich kaum weiter. Sie hatten keine Lust, doch das war selten. Sie schoben es vor sich her. Sie trauten sich nicht so recht, weil sie Angst hatten, etwas Falsches oder Schlechtes zu erzählen. Sie wollten so sehr etwas besonders Gutes und Bedeutungsvolles erzählen, dass sie gar nichts erzählten, denn alles erschien ihnen zu wenig ausreichend.
Wenn es mit einer Erzählung nicht weitergegangen war, meist schon nach dem Anfang der nur aus wenigen Zeilen bestand, war es wieder wie vorher. Er wartete auf eine neue. Er wartete nicht wirklich. Er beschäftigte sich. Aber er sehnte sich auf unbestimmte Weise doch nach etwas.
Irgendwo in ihm waren ihm diese kleinen Erzählungen wichtig. Sie waren für ihn ein besonderes Vergnügen. Er freute sich innerlich unwahrscheinlich, wenn einmal jemand einige Zeilen weitererzählte. Das was erzählt wurde war eigentlich immer gut. Dennoch dachte jeder von sich selber, so etwas lieber nicht zu machen, und auch nicht zu können.
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