...
»So«, begann ich zu fragen, während ich ihn einen neuen Cognac eingoss, »wie haben Sie sich denn die Zukunft der Union vorgestellt?«
Er sah mich grinsend an, antwortete nicht, bevor er das Glas in Händen hielt. »Unkonventionell«.
Seine aristokratische, straffe Erscheinung und sein eisiges Schweigen kränkten mich.
Er sah mich an und bemerkte wohl, dass ich mehr erwartete.
»Nun«, begann er, »der derzeitige Weg der Bürokratisierung ist nicht gangbar. Soweit stimmen wir ja überein. Das bedeutet aber nicht, dass nicht eine Zusammenarbeit auf gewissen Ebenen vorstellbar ist. Es gibt entsprechende Modelle. Mir schwebt dabei eine Art 'Personalunion' vor«. Er sah mich irritiert. »Das Modell, von dem Sie da reden, ist bereits gescheitert. Österreich-Ungarn...«, erlaubte ich mir eine Widerrede.
Mein Gast, der längst mein Herr geworden war, sah mich streng an. Langsam begann er zu antworten, »ja, an was gescheitert?«. Ohne auf meine Antwort zu warten trank er weiter.
»Das dürfte Ihnen bekannt sein«, murmelte ich. Er antwortete ebenfalls leise, »Österreich-Ungarn ist am Nationalismus zu Grunde gegangen. Ein Schicksal, das unserer derzeitigen Union auch drohen könnte. Doch in der Tat scheint es mir eine bessere Lösung zu sein, einen Monarchen als Kaiser zu implementieren als einen Bundesstaat zu gründen. Einen Monarchen als Staatsoberhaupt, ohne formelle Rechte, und viele Regierungen unter ihn. Jedes kleine Königreich mit eigenen Gesetzen, eigenen Parlamenten. Mit Ministerverantwortlichkeit, so dass diese angeklagt und des Amtes enthoben werden können«. »Wozu den ein Monarch?«, donnerte es aus mir heraus.
»Als Bindeglied, als lebendiges Abbild der Einheit. Das gemeinsame Staatsoberhaupt«. Er hüstelt und trank noch etwas nach. Ich nippte an meinen Tonic Water. »Es gibt in der Tat«, führte er weiter aus und merkte, dass er mich mit dieser Wendung nur verunsicherte und wütend machte, »kaum eine Personalunion in der Geschichte, in denen die einzelnen Herrschaftsgebiete Krieg miteinander führten. Wo das der Fall ist, ist es häufig eine Mobilisierung im Rahmen eines Bürgerkrieges wie die bishop wars im alten Schottland oder die Habsburger in Italien. Aber das kommt für die heutige Zeit natürlich nicht mehr in Frage«.
Ich musste über die Kühnheit dieser Gedanken lachen. Ich glaube, das hat ihn tatsächlich ein wenig provoziert. Ich beschloss daher, noch eine Frage nachzugehen: »Und wer soll der König oder 'Kaiser' in dieser tollen Personalunion sein? Etwa Ihr?«
»Das ist ein bisher unbehandeltes Problem«, begann er augenblicklich zu antworten, »aber selbstverständlich ist dies bereits erwogen worden. Es wird eine Wahlmonarchie. Der Kaiser wird also gewählt«.
Jetzt brach ich in homerischen Gelächter aus. Die Macht war gebrochen. »...und nach 4 Jahren wird er neu gewählt, richtig? Damit beschreiben Sie nichts anderes als das Amt eines US-Präsidenten«, feuerte ich ihn entgegen.
»Nein! Der Präsident steht einer Regierung von Ministern, in dem Fall eigentlich Sekretären des Staates, vor. Der von mir geplante Monarch wäre nur das Staatsoberhaupt, hätte aber keine exekutiven Befugnisse. Er unterschreibt die Gesetzte, Eröffnet die Parlamente und Beruft die Regierungschefs, oder überlässt das einen lokalen Vertreter, aber er bestimmt nicht die Regierungspolitik«, sagte er kleinlaut.
|