...dann gibt es nämlich Steuererhöhungen, die den Leuten in die Tasche greifen, damit der Sozialstaat, den alle so lieben, weil das Soziale immer das Soziale für mich und nie für die anderen ist, ein paar Cent in die Kasse kriegt, was aber wiederum alle verabscheuen, weil die Steuern den sozialen Genuss ja wieder annullieren, und weil dann endlich mal der alte Feind, die Konzernbosse, unser aller Freund ist, der die Steuern nämlich auch verabscheut, und ein grosser allgemeiner von der Grossindustrie geleiteter Protestchor anhebt und Fischerchorförmige Ausmasse annimmt, nachdem sie schon so lange mit kleinen giftigen Wohlstandsuntergangsliedchen alles so erfolgreich auf ihre Seite gebracht hat. Und dann endlich marschieren alle vereint, Volk und Kapital Hand in Hand, an das Ufer des christlichen Anstands und der liberalen Wirtschaftskompetenz, wo man sie mit offenen Armen empfängt und der strenge richtende Blick der Manager die Verkündigung der völligen Steuerfreiheit ganz sanft erwirkt, und wo grosse Demagogen aus den Reihen der Aktiengesellschaften erwachsen, die das Land an der rechten Seite lobpreisen, »sehet, dort liegt der Wohlstand, der Umsatz und das Wachstum, dort ist die schnelle Mark, unsere geschätzten heiligen Aktionäre, die ihr immer ersehnt habt«, und sie werden das Volk mit einer grossen Hoffnung schütteln, und zu allem Überfluss wird es auch noch mit Steuersenkungen geschlagen werden und mit einem Sozialgenuss ohne Ende, dass es ganz benommen ist von Glück und Schunkeln in Reih und Glied. Und im Dunkeln arbeiten die Geldpumpen, das Leihgeschäft, das Geschick der Finanzmarktunterhändler, was ja doch ein ganz kluger und gewiefter, ja völlig normaler international üblicher finanzpolitischer Prozess ist, dem das hässliche Wort Verschuldung doch überhaupt nicht gerecht werden könnte. Und so gänzlich im Taumel des Glücks zieht Deutschland gar Seite an Seite mit den großen und unbesiegbaren Anführern in den Krieg und die Analysten der Staatskassen reiben sich vielleicht die Hände in Erwartung einer erquickenden Kriegsbeute und einer herz- und aktienindexerwärmenden Euphorie. Deutschland, wie dumm war es doch, auf halbem Weg nach rechts stehen zu bleiben, wo doch die halben Sachen nie etwas taugen.
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