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prediger schrieb am 21.12. 2006 um 11:19:06 Uhr über

Weltwirtschaftskrise

Als Weltwirtschaftskrise bezeichnet man den 1929 einsetzenden schweren volkswirtschaftlichen Einbruch in allen Industrienationen, der sich u. a. in Unternehmenszusammenbrüchen, massiver Arbeitslosigkeit und Deflation äußerte. Die Gleichzeitigkeit der Krisenerscheinungen wurde gefördert durch die gewachsene Verzahnung der Einzelwirtschaften und Finanzströme (Kapitalmobilität), während viele heute selbstverständliche marktregulierende Elemente noch fehlten. Die Weltwirtschaftskrise beendete die so genannten „Goldenen zwanziger Jahre“.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Übersicht
2 Ursachen
3 Produktion
4 Arbeitsmarktsituation
5 Bankenkrise
6 Außenhandel
7 Maßnahmen zur Überwindung und Auswirkungen in Deutschland
8 Literatur
9 Weblinks



Übersicht [Bearbeiten]Ein zuerst nur leichter Rückgang des Wachstums der weltweit führenden US-amerikanischen Volkswirtschaft ließ den spekulativ überbewerteten Aktienmarkt der USA im Oktober 1929 (Schwarzer Donnerstag) zusammenbrechen. Dies führte zu einer Umkehr der Finanzströme. Gelder, die in den Jahren davor in andere Volkswirtschaften investiert worden waren, wurden überstürzt abgezogen. In vielen europäischen Staaten (aber auch in anderen Staaten der Welt) löste dieser Kreditabzug schwerste wirtschaftliche Krisenerscheinungen aus. In der Kette der Ereignisse kam es unter anderem zu Massenarbeitslosigkeit und einem massiven Rückgang des Welthandels durch protektionistische Maßnahmen.

In den einzelnen Staaten wurde unterschiedlich auf die Herausforderung reagiert: Ausgehend von den skandinavischen Ländern, insbesondere Schweden, begannen die funktionierenden Demokratien mit dem Übergang zum Wohlfahrtsstaat in das Marktgeschehen einzugreifen. Zaghafte Reformansätze des US-Präsidenten Hoover wurden ab 1933 als New Deal von seinem Nachfolger Franklin D. Roosevelt verstärkt, so auch durch wachstumsfördernde öffentliche Investitionen, finanziert durch vermehrte Schuldenaufnahme (Deficit spending) (Zu weiteren politischen und kulturellen Auswirkungen der Krise in den USA siehe Große Depression.) Viele Staaten wie Großbritannien koppelten ihre Währungen vom Golddevisenstandard ab und konnten so wenigstens ihre Währungsreserven erhalten. Das Deutsche Reich unter Reichskanzler Heinrich Brüning versuchte dagegen durch Stärkung seiner Währung, einhergehend mit rapidem Sozialabbau, aus der Krise zu kommen. Dies trug zu einer Radikalisierung der Politik bei, die den Aufstieg des Nationalsozialismus begünstigte.

Als Folge der Weltwirtschaftskrise fand ein Paradigmenwechsel in der Volkswirtschaftslehre statt. Die bisher geltende klassische Wirtschaftstheorie wurde weitgehend vom Keynesianismus abgelöst. Dieser forderte stärkere staatliche Eingriffe und stellte die Nachfrage in den Vordergrund. Diese Änderung der Wirtschaftspolitik wurde in den Folgejahrzehnten jedoch teilweise rückgängig gemacht.


Ursachen [Bearbeiten]Die Weltwirtschaftskrise kann auf mehrere Ursachen zurückgeführt werden. Die Krise ging von einem weltweiten Preisverfall auf den Agrar- und Rohstoffmärkten aus. Im Ersten Weltkrieg hatten die USA, Südamerika und auch einige Kolonien ihre Produktion stark ausgeweitet, um die gewachsene Nachfrage der europäischen Staaten, die als Produzenten kriegsbedingt weitgehend ausfielen, zu befriedigen. Als Europa seine Produktion nach 1918 dann wieder aufnahm, kam es zu einem Überangebot, das zu deutlich fallenden Preisen führte.

Der Börsenkrach an der New Yorker Börse vom Oktober 1929 hatte eine ähnliche Wirkung: Die Börse hatte in den Monaten zuvor eine nie zuvor erlebte Hausse gesehen, weshalb viele Bürger kurzfristige Kredite aufgenommen hatten, um am Boom teilzuhaben. Als die Kurse dann zu fallen begannen, konnten sie ihre Kredite nicht mehr halten und mussten verkaufen, was die Kurse weiter drückte. Das Ergebnis war ein mehrtägiger Kurssturz von bis zu 90%. Der Kurssturz vom 24. Oktober 1929 wird deswegen auch als Schwarzer Donnerstag bezeichnet und gilt als Anfang der Weltwirtschaftskrise. Durch den extremen Kursverfall wurden Milliarden Dollar, von denen die Amerikaner geglaubt hatten, sie besäßen sie (in Wirklichkeit war das nur Spekulationsgeld) auf einen Schlag vernichtet. Dies führte zu einem deutlichen Rückgang der Investitionen, zu sinkendem Konsum und zu sinkenden Preisen, mit einem Wort: zur Deflation. Milton Friedman wies einige Jahrzehnte später nach, dass die Länge und Stärke der Krise von den Notenbanken der USA beeinflusst wurde. Deren katastrophale Geldpolitik hatte zu einem Rückgang der Geldmenge um über 30% geführt, wodurch Massenarbeitslosigkeit und Deflation erst ausgelöst wurden.

Betrachtet man die Entwicklung der deutschen Aktienkurse etwas genauer, so erkennt man, dass sich, nach einem relativ steten Anstieg vom Dezember 1925 bis zum April 1927, bereits ein klarer Abwärtstrend entwickelt hatte. Diese Abwärtsentwicklung begründete sich auf einen Rückgang von staatlichen und privaten Investitionen besonders in den Jahren 1927/1928, der auf einen kleineren Börsenkrach an der Berliner Börse im Mai 1927 gefolgt war. Deswegen wird der amerikanische Börsenkrach von den meisten Forschern auch nicht als Auslöser für die Wirtschaftskrise in Deutschland angesehen, denn er beschleunigte die Entwicklung nur.

In Deutschland spielten vielmehr die folgenden Gründe eine tragende Rolle: Die Hyperinflation von 1922/1923 hatte in großem Umfang private Vermögenswerte vernichtet und das Vertrauen in den Staat nachhaltig untergraben. Reichskanzler Heinrich Brüning fühlte sich deshalb einem strikt deflationären Kurs verpflichtet. Fallende Güterpreise erhöhten aber die Reallöhne und führten zu Massenentlassungen. Dies verminderte den privaten Konsum und in Folge auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen, so dass die sinkende Nachfrage weitere Preissenkungen hervorrief. Die Auslastung der industriellen Produktionskapazität fiel von ungefähr 73 % in den nächsten drei Jahren kontinuierlich auf ca. 45 %, also auf die Hälfte der allgemein als optimal eingeschätzten Auslastung von 90 %.

Da es sich um eine weltweit auftretende Krise handelte, war es nicht möglich, durch den Export überschüssiger Waren einen Ausgleich zur rückläufigen inländischen Nachfrage zu schaffen, wie Reichskanzler Heinrich Brüning es vorgehabt hatte: Durch Lohnsenkungen und Senkung der Lohnstückkosten wollte er den deutschen Export ausweiten, damit die Krise überwinden und den Reparationsgläubigern gleichzeitig beweisen, dass Deutschland nur auf diesemfür die Empfängerländer sehr unangenehmen - Wege zahlen könne. Dieser Plan ging indes nicht auf, denn Zollerhöhungen, Handelsbeschränkungen und bald auch Abwertungen der Währungen zum Schutz der heimischen Wirtschaft standen überall auf der Tagesordnung. Man bezeichnet diese Politik als Beggar-thy-neighbour-Politik (zu deutsch etwa: Bring deinen Nächsten an den Bettelstab wie dich selbst), weil das eigene Wirtschaftswachstum auf Kosten anderer Länder (vor allem der Nachbarländer) erzeugt wird. Der Welthandel insgesamt schrumpfte stark, daher konnte die deutsche Wirtschaft (trotz eines gewissen Exportüberschusses) nicht genügend Waren im Ausland absetzen, um die Überkapazitäten in der Produktion abzubauen.

Brüning hielt dennoch an seiner Deflationspolitik fest, die aber die Krise deutlich verschlimmerte. Die oft gehörte These, er habe diese Politik absichtlich betrieben, um Deutschland von seinen Reparationsverpflichtungen zu befreien, wird neuerdings mit gewichtigen Gründen angezweifelt.


Produktion [Bearbeiten]Da die Börsenkurse nicht die wirtschaftliche Entwicklung wiedergeben, sondern aus spekulativen Gründen oft entgegengesetzte Trends zeigen, ist es wichtig, sich die Entwicklung der industriellen Produktion genauer anzusehen. Im Vergleich zeigt sich, dass die Börsenkurse in den USA trotz einer Stagnation in der wirtschaftlichen Entwicklung bis Mitte 1928 ganz extrem angestiegen waren. In Deutschland dagegen war 1929 bereits ein Schrumpfen der Wirtschaft von 2% zu verzeichnen. Also war die Wirtschaftskrise auch in der Produktion nicht der Auslöser für den Abwärtstrend, denn diese Entwicklung hatte gleichfalls vorher eingesetzt. Die Wirtschaftskrise hatte in Deutschland nicht nur früher begonnen als in den USA, sondern hatte auch nicht so starke Auswirkungen auf die Produktion gehabt. Bereits 1928 spitzte sich der Widerspruch zwischen der Ausdehnung der Produktionskapazität und der verringerten Nachfrage zu. Bis Mitte 1929 kann man nur von einer Stagnation der Produktion sprechen, die aber mit einer steigenden Arbeitslosigkeit einherging. Die Industrieproduktion halbierte sich bis 1932 und die Aktien verloren sogar zwei Drittel ihres Wertes. Mitte 1931 wirkte sich der Zusammenbruch der Banken auf große Industriekonzerne aus, die durch die Schließung der Banken an Kreditaufnahme und Neuinvestitionen gehindert wurden. Im internationalen Vergleich ist unschwer zu erkennen, dass es in jedem Land einen anderen Kursverlauf gab, was darauf schließen lässt, dass zwar überall ein Abwärtstrend erfolgte, Ausmaß, Anfangszeitpunkt und Ende der Krise aber sehr unterschiedlich waren. Diese Unterschiede hatten mehrere Ursachen. Allein schon die Stärke des Gegensatzes zwischen übermäßigem Angebot und der verringerten Nachfrage in den einzelnen Ländern spielte hier eine Rolle, ebenso die Frage, wie exportabhängig die inländische Produktion war. In Ländern, in denen viele Arbeitskräfte in der Landwirtschaft arbeiteten und wenn diese auch nur wenig exportorientiert waren, wirkte sich die Krise weniger stark aus. In Deutschland betrug der Anteil der im primären Wirtschaftssektor Beschäftigten dagegen nur 30 %. Zu Beginn der Krise erfolgte in der Agrarproduktion auch anfangs kein Abwärtstrend. Im Gegenteil, ab 1931 wurde die Produktion von Nahrungsmitteln sogar ausgeweitet, um einen Ausgleich zu den Einkommensverlusten, die durch Preisrückstände entstanden waren, zu schaffen.


Arbeitsmarktsituation [Bearbeiten]Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland schien sich bis 1930 nicht von den Jahren zuvor zu unterscheiden. Die Zahl der Arbeitslosen lag 1927 unter 5%; Ende September 1929 gab es 1,4 Mio. Arbeitslose, im Februar 1930 waren es 3,5 Mio., was auf jahreszeitliche Schwankungen zurückgeführt wurde. Als diese Zahl wider Erwarten im Frühjahr 1930 nicht zurückging, hofften Reichsregierung und die Reichsbank noch lange auf eine Selbstheilung der Wirtschaft, obwohl die Arbeitslosenzahl schon Ende des Jahres mit 5 Mio. Arbeitslosen im weltweiten Vergleich auf höchstem Niveau stand. Erst als sich der geringe Rückgang Mitte 1931 nicht fortsetzte, wurde man sich der extremen Entwicklung der Krise vollends bewusst. Zu dieser Zeit lief Brünings Sparprogramm bereits auf vollen Touren. Die öffentlichen Gehälter wurden um 25% vermindert und die Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe wurden brutal gekürzt. Im Februar 1932 erreichte die Krise auf dem Arbeitsmarkt ihren Höhepunkt: Es standen 6.120.000 Arbeitslose, also 16,3% der Gesamtbevölkerung, nur 12 Mio. Beschäftigten gegenüber. Zu den Arbeitslosen könnte man auch noch die große Masse der schlecht bezahlten Kurzarbeiter und Angestellten zählen, aber auch die kurz vor dem Ruin stehenden Kleinunternehmer.

Die Auswirkungen in den USA waren besonders für die Farmer katastrophal. Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte fielen von 1929 bis 1933 um fünfzig Prozent, wodurch zehntausende Farmer ihre Hypotheken nicht mehr bedienen konnten und ihr Land verloren. In der gleichen Zeit stieg die landwirtschaftliche Produktion um sechs Prozent. Die Steigerung erklärt sich durch die Umstellung der Landwirtschaft auf Pachtverträge und mechanisierte Bearbeitung grösserer Einheiten durch die neuen Investoren, später auch durch die künstliche Bewässerung durch den New Deal, wodurch die Dust Bowl, die sprichwörtliche Staubschüssel des Mittleren Westens, ihren Namen verlor. Die verzweifelten Landarbeiter flüchteten in den Westen, wo sie unter menschenunwürdigen Zuständen ein Auskommen suchten. Ein eindrucksvolles Dokument über die Agrarkrise in den USA ist der Roman Früchte des Zorns von John Steinbeck, der selbst einen solchen Flüchtlingszug begleitete.

Ganz anders die Situation in Japan. Die japanische Volkswirtschaft stieg von 1929 bis 1933 um sechs Prozent, obwohl auch Japan um 1930 eine ernste Rezession hatte, die aber rasch bewältigt wurde. Arbeitslosigkeit und soziale Verwerfungen wie in den USA und Deutschland traten in Japan nicht ein. Die Gründe hierfür lagen vermutlich in der staatlich gelenkten Marktwirtschaft und in der Rüstungskonjunktur, die mit der Mandschureikrise 1931 einsetzte.


Bankenkrise [Bearbeiten]Die deutsche Bankenkrise kennzeichnete den Beginn des zweiten Teils der Wirtschaftskrise, den Beginn der „Hyperdeflation“. Sie hatte zwei Ursachen. Durch gegenseitige Konkurrenz, durch feindliche Übernahmen kleinerer Banken und aufgrund spekulativer Wertpapier- und Warengeschäfte hatten die großen Banken 1925 wieder das Geschäftsvolumen von 1914 erlangt. Sie waren zwar auf Expansion ausgerichtet, aber durch Eigenkapital und liquide Mittel schlecht dafür gerüstet. Hätten sie ihr Eigenkapital mit geringeren Dividendenzahlungen aufgestockt und wären weitere Aktien herausgegeben worden, wäre die Differenz beider Größen zu der Summe der Kreditoren bei weitem nicht so groß geworden. Hinzu kam die Instabilität des internationalen Kreditmarktes. Als wichtigstes Kennzeichen hierfür muss man den einseitigen Geld- und Kapitalstrom nennen. Von 1925 bis 1929 sind ausländische Kredite von insgesamt 21 Mrd. Reichsmark (RM) nach Deutschland geflossen, denen in gleichem Zeitraum nur 7,7 Mrd. RM deutsche Anlagen im Ausland gegenüberstanden. Ein Großteil der aufgenommenen Kredite war obendrein kurzfristiger Natur, das heißt, sie mussten binnen drei Monaten zurückgezahlt werden. Bis 1929 wurden sie aber regelmäßig verlängert; ja die Banken liehen diese kurzfristigen Gelder mitunter mit langen Laufzeiten aus. Somit war die Situation der Banken bereits vor der Weltwirtschaftskrise kritisch: Sollten die ausländischen Gläubiger ihr Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der Banken verlieren und die kurzfristigen Kredite einmal nicht verlängern, drohten sofort ein empfindlicher Devisenmangel bis hin zur Illiquidität. Im Ausland führte die Krise ebenfalls zur Verknappung der Liquidität der Banken. Im November 1930 gerieten die Banken in den USA und in Frankreich, wo sich die Wirtschaftskrise ansonsten noch gar nicht bemerkbar gemacht hatte, in eine Krise und zogen große Summen kurzfristiger Gelder aus Deutschland ab. Hier erfasste die Krise zunächst hauptsächlich kleinere Banken, so dass das Ausmaß zunächst nicht so transparent war.

Im Frühjahr 1931 geriet nun die Österreichische Creditanstalt in Schwierigkeiten, die sich bei der Übernahme der Bodenkreditanstalt übernommen hatte. Zeitgenossen vermuteten, dahinter stünde die französische Regierung, die so den Plan einer deutsch-österreichischen Zollunion hätte torpedieren wollen. Obwohl solche Manipulationen tatsächlich in der französischen Regierung diskutiert wurden, konnte nicht nachgewiesen werden, dass sie für den Krach der Creditanstalt verantwortlich waren.

Man befürchtete nun, dass diese Entwicklung auf Deutschland übergreifen würde. In dieser gefährlichen Lage erklärte Reichskanzler Brüning selbst im Juni 1931 aus innenpolitischen Gründener hoffte nämlich auf die Unterstützung der Rechten und der Rechtsradikalen im Reichstag für ein neues Paket von Sparmaßnahmendie Reparationen öffentlich für »unerträglich«. Das schien auf eine bevorstehende Zahlungsunfähigkeit des Reiches zu deuten und untergrub das Vertrauen der ausländischen Kreditgeber nachhaltig. Devisen im Wert von mehreren Milliarden RM wurden abgezogen, und nachdem im Juli 1931 eine der Berliner Großbanken illiquide geworden war, kam auch noch ein massenhafter Ansturm der Bevölkerung auf die Banken hinzu. Diese mussten am 13. Juli 1931 ihre Zahlungen einstellen. Die Kreditorenbeträge sanken im Juni/Juli um 21,4%. Um die Bankenkrise zu überwinden, wurden die Banken für mehrere Tage geschlossen und der Kontrolle der Regierung unterstellt. Auch die Börse blieb monatelang geschlossenKredite und Neuinvestitionen waren so monatelang unmöglich. Zudem war einen Monat zuvor das Hoover-Moratorium, das zur Wiederherstellung des Vertrauens alle politischen Schulden für ein Jahr stornierte, psychologisch verpufft, weil französische Vorbehalte wochenlange, schwierigste Verhandlungen nötig gemacht hatten. Da Reichsbankpräsident Hans Luther den Abfluss von Devisen ins Ausland mit allen Mitteln stoppen wollte, erhöhte er den Diskontsatz auf 15% und bewirkte dadurch eine extreme inländische Kreditverteuerung und -verknappung. Der Banknotenumlauf betrug 1929 noch 5 Mrd. RM, aber durch Luthers Maßnahmen verringerte er sich um 30% auf 3,5 Mrd. RM im Jahre 1932.


Außenhandel [Bearbeiten]Während des Ersten Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren ging der Außenhandel erheblich zurück. Die Hyperinflation von 1923 hatte zwar den Wiederaufschwung der deutschen Industrie erleichtert, doch auch zu massiven Fehlinvestitionen geführt. Zwar erreichte die deutsche Industrieproduktion schon 1926 wieder ihren Vorkriegsstand, doch der Import überstieg bereits 1925 den Importwert des Vorkriegsjahres: Deutschland hatte bis 1930 eine passive Handelsbilanz. Während der Weltwirtschaftskrise sanken die Importe.


Maßnahmen zur Überwindung und Auswirkungen in Deutschland [Bearbeiten]Die Krise schien die deutsche Wirtschaft zunächst nicht direkt zu beeinträchtigen, und die Auslandskredite der Länder ebenso wie die der Privatwirtschaft blieben bis September 1930 im Land. Am 14. September 1930 wurde die NSDAP bei den Reichstagswahlen zweitstärkste Partei und sofort wuchsen die Kreditabzüge in schwindelerregende Höhen, denn im Ausland war man von der politischen Entwicklung beunruhigt.

Aber nicht nur wegen des Wahlerfolges der NSDAP wurde ausländisches Kapital abgezogen; es sollte auch die Liquidität in den betreffenden Ländern erhöhen. Die Reichsregierung betrachtete die Wirtschaftskrise als ein Ungleichgewicht des Staatshaushaltes. Das Defizit betrug Ende 1929 1,5 Mrd. RM. Die Reichsbank unternahm erst etwas, als die Deckung der Goldreserven- und Devisenreserven des Geldumlaufs durch den Transfer der gekündigten Auslandskredite unter die gesetzlich festgelegte 40%-Grenze fielen (siehe Golddevisenstandard), doch die Erhöhungen des Leitzinses verschärften die Krise noch. Gleichfalls krisenverschärfend wirkten die Maßnahmen, die Reichskanzler Heinrich Brüning ergriff.

Brüning hatte immer versucht, der Bevölkerung die Ursachen der Wirtschaftskrise und sein Konzept zur Abhilfe klarzumachen. Er erklärte, dass die getroffenen Regierungsentscheidungen zu einer Wiedergenesung der deutschen Wirtschaft führen würden, aber nur, wenn die Bevölkerung die sich daraus ergebenen Härten mit Geduld ertrüge. Er hoffte, seine Deflationspolitik würde den Export wiederbeleben und so genügend Devisenreserven für die Reparationszahlungen erwirtschaften. Außerdem wollte er so mehr Arbeitsplätze in der Industrie schaffen. Mit Hilfe von Notverordnungen versuchte er die öffentlichen Ausgaben und vor allem den Staatsetat den sinkenden Preisen und fallenden Steuereinnahmen anzupassen – ein Rennen, das er nicht gewinnen konnte, weil seine Maßnahmen dazu beitrugen, dass Preise und Steuereinnahmen immer weiter sanken.

Auf Grund der im Rückblick offenkundigen Verfehltheit von Brünings Deflationspolitik vermutete die ältere Forschung, es sei sein primäres Ziel gewesen, durch absichtliche Verschärfung der Krise die Alliierten davon zu überzeugen, dass die Reparationsforderungen einfach nicht erfüllbar waren. Zudem würde die Einstellung der Zahlungen die radikalen politischen Kräfte schwächen. Weil er den Zusammenhang zwischen Reparationen und Deflationspolitik aber fast ausschließlich in öffentlichen Reden, nicht aber in internen Besprechungen äußert, glauben neuere Forschungen dagegen, dass er ehrlich davon überzeugt war, zu seiner Politik keine Alternative zu haben.

Brüning steckte in einer Zwickmühle: Er musste den Reparationsgläubigern Deutschlands ehrlichen Willen nachweisen, den Young-Plan zu erfüllen, machte sich aber eben dadurch für die politische Rechte angreifbar, auf deren innenpolitische Unterstützung er gleichwohl hoffte. So strengte er die Zollunion mit Österreich an, die aber, wie bereits erwähnt, wegen Frankreichs Widerstand den Zusammenbruch des Bankensystems einleitete.

Ob es realisierbare Alternativen zu Brünings Deflationspolitik und zur sparsamen Haushaltsführung gab, die die Krise nur verschärften, ist in der historischen Forschung sehr umstritten. Denkbar wären a) eine Abkopplung der Reichsmark vom Golddevisenstandard gewesen, b) eine Kreditausweitung oder c) eine Erhöhung der Geldmenge z.B. durch Notenbankkredite. Gegen alle drei Optionen habe es, wie der Münchner Wirtschaftshistoriker Knut Borchardt nachzuweisen versuchte, wichtige Argumente gegeben: Auf Grund der (zum Teil durch eigene Schuld verschlimmerten) Vertrauenskrise hätten der Reichsregierung keine Kreditmöglichkeiten offengestanden - die beinahe chronische Krise der Staatsfinanzen drohte wiederholt in eine akute Zahlungsunfähigkeit der öffentlichen Hand umzuschlagen, der unabsehbare soziale, politische und außenwirtschaftliche Folgen gehabt hätte; eine Abkehr vom Golddevisenstandard sei völkerrechtlich durch den Young-Plan ausgeschlossen gewesen und hätte die traumatischen Erinnerungen an die Inflation von 1923 wachgerufen. Dieselben Argumente hätten auch gegen einen Ausgleich des defizitären Haushalts mit Hilfe der Notenpresse gesprochen. Die Kreditausweitung, die unter Brünings Nachfolgern eingeleitet wurde und die Hjalmar Schacht, Reichsbankpräsident von 1933 bis 1939, dann massiv betrieb, war jedenfalls nur durch die ganz erheblichen Verschleierungsmechanismen der Mefo-Wechsel möglich aber letztendlich in den ersten Jahren wirtschaftspolitisch erfolgreich.


Literatur [Bearbeiten]Balderston, Theodore, The Origins and Course of the German Economic Crisis, November 1923 – May 1932, Berlin 1993
Blaich, Fritz: »Der Schwarze Freitag, Inflation und Wirtschaftskrise« Reihe: Deutsche Geschichte der neuesten Zeit, dtv, München 1990 ISBN 3-423-04515-9
Edward W. Bennett: Germany and the Diplomacy of the Financial Crisis 1931, Cambridge, Mass. 1932
Borchhardt, Knut: Wachstum, Krisen, Handlungsspielräume der Wirtschaftspolitik, Göttingen 1982.
Born, Karl Erich: Die deutsche Bankenkrise, München 1967.
Eichengreen, Barry: Golden Fetters. The Gold Standard and the Great Depression 1919 – 1939, New York 1992.
Heyde, Philipp: Das Ende der Reparationen. Deutschland, Frankreich und der Young-Plan, Paderborn 1998.
James, Harold: Deutschland in der Weltwirtschaftskrise 1924 – 1936, Stuttgart 1988.
James, Harold: Der Rückfall. Die neue Weltwirtschaftskrise, München 2003
Kindleberger, Charles P.: Die Weltwirtschaftskrise 19291939, München 1973.
Meister, Rainer: Die große Depression: Zwangslagen und Handlungsspielräume der Wirtschafts- und Finanzpolitik in Deutschland 1929-1932, Regensburg 1991, ISBN 3-924956-74-X
Holtfrerich, Carl-Ludwig: Alternativen zu Brünings Wirtschaftspolitik in der Weltwirtschaftskrise,In: Historische Zeitschrift 235 (1982). S. 605-631.
Rothbard, Murray N.: America's Great Depression; ISBN 0-945466-05-6



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