Das Thema, die Welt besser zu verlassen, als wir sie vorgefunden haben, ist schon älter. Lord Baden-Powell ruft die Pfadfinder dieser Welt dazu in den Pfadfindergesetzen (Lagerplatz besser verlassen ... )auf.
Darauf spielt mcnep wohl mit dem »Fußboden« an ...
Ich bin mir aber nicht sicher, ob das reicht.
Im Radio habe ich eben gehört, das Papst Benedikt den in Saarbrücken tagenden Katholikentag zu mehr »Glaubensfreude« aufruft, anstatt sich um soziale Dinge und die Probleme der Menschen zu kümmern.
Ich finde das brüskierend, Millionen Menschen ringen um ihren Glauben, Hundertausende in Deutschland hungern. Wie sollen diese Menschen Glaubensfreude aufbringen? Damit sie im Glauben leiden? das als Trost empfinden, das tägliche Kreuz des Hungers, der Sorgen, des Durstes tragen zu dürfen? Zur Rechtfertigung der Machtansprüchen von Benedikts, George´s, Angela`s, Toni`s und Wladimirs? Das regt mich fürchterlich auf.
Diese Menschen haben ihr tägliches Brot, brauchen sich um ihren Job (ausser zu Wahlkampfzeiten) und die Versorgung danach keine Sorgen machen.
Mit vollem Bauch lässt es sich gut andere Menschen fasten predigen, leicht berauscht vom Wein lässt es sich für andere besser Wasser predigen, mit vollem Konto kann ich gut anderen etwas wegnehmen. Diese Doppelmoral erzürnt mich fürchterlich.
Und zu allem Überfluss glauben diese Menschen – oder soll ich sie besser als Personen – bezeichnen, sie hätten die Welt besser verlassen, als sie sie vorgefunden haben. Welcher Irrglaube.
Und dann gibt es den Katholikentag, der sich mit den Menschen und ihren Sorgen beschäftigt. Der vielleicht unangenehme Forderung an die Satten Oberen stellt ... und diese Menschen werden sofort abgelenkt: Habt Glaubensfreude, was interessieren euch die Sorgen der Leute, Gott gibt Menschen mit Glaubensfreude alles ... Arbeit, Brot, Lohn, ... glaubt und ihr werdet selig.
Was sagten schon die Alten:
Wer glaubt, wird schnell selig,
wer Kartoffeln frisst, wird mehlig,
den Arsch musst du am Kacken halten,
dann kommst du auch zu den Alten.
Ich fordere daher den Papst auf, mal den Vatikan zu verlassen und sich mit den Menschen zu beschäftigen und so zu leben, wie sie.
»In den Schuhen des Fischers« richtig gelesen, könnte schon mal Hinweise geben, wie anders das ist.
Die Angela´s, Volker´s und auch den Neuen im Bunden, Kurti, könnten wir mal bitten, 6 Monate in unseren Verhältnissen zu leben. Ich übernehme gerne mal deren Job, mal 6 Monate ohne Existenzängste. Immerhin werde ICH danach vielleicht Aufsichtsratsmitglied, 200.00 € Jahreseinkommen.
Aber ich bin – Familienvater, 2 Kinder, Familieneinkommen aus der Arbeit von 2 Vollzeiterwerbstätigen: 2.400 €
- Ach du Schreck ... das geht doch nicht, Mama muss sich ja um die Kinder kümmern .... also doch nur 1400 € ... mal sehen, ob da noch Glaubensfreude aufkommt, ob da das morgendliche Gebet noch so locker über die Lippen geht, die Vesper ...
Ist schon schwierig, mächtig zu sein, und doch mit beiden Beinen im Leben zu stehen.
So, genug gefrustet ... Ich glaube an den lieben Gott, aber nicht an seine selbsternannten Stellvertreter auf Erden. Mein täglich Brot gib mir heute, und verschone mich mit den Sprüchen Deiner Stellvertreter.
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