Gut, wir hatten uns darauf geeinigt, einander nichts zu schenken, aber nachdem wir das Abendessen hinter uns gebracht hatten, und das Radio uns mit Hekatomben von puer natus est zu überziehen begann, wurde mir schon ein wenig rührselig zumute. Weihnachten, Geigengefiedel, Honigkerzen, das weckt alte Kindheitskonditionierungen, die Erinnerungen an Dutzende von kleinen und großen Überraschungen und Enttäuschungen, und für einen Moment war mir so leer zumut, als sei ich gerade von einer langen Reise in eine leergeräumte Wohnung zurückgekommen. Tapfer lächelnd prostete ich meinem Schatz über dem französischen Schaumwein zu und plante gerade, mich früher als üblich für ein kleines Heilschluchzen ins Bett zu begeben als es an der Tür klingelte. »Scheiße, wer ist das?« war meine normale Reaktion, doch mein Brummbär blieb gelassen und sagte: »Werden wir gleich sehen, mach doch mal bitte auf?« Das tat ich auch und vor der Tür stand der Weihnachtsmann. Tja. Genauso hatte ich ihn mir immer vorgestellt. Was sagt man in so einem Moment? 'Hallo, sind sie vom studentischen Aushilfsdienst?' ist wohl doch schon zu abgegriffen. Ich war einen Augenblick einfach sprachlos, dann fiel mir nichts besseres ein als: »Cooler Bart, wirklich.« Und mein Gegenüber in Prachtrot lächelte ein ungemein gewinnendes Lächeln, das seine Apfelbäckchen für einen Augenblick obstmessergleich durchschnitt und sagte nur baßbaritönend: »Der ist übrigens echt. Und der Bauch auch. Hohoho!« Die Frage, die mir auf der Zunge lag, nämlich, warum Weihnachtsmänner immer hohoho sagen, wurde von einer Unmenge Blutes, das mich inwärts durchschoß, ertränkt, die verlegene Sprachlosigkeit meinerseits überbrückte zum Glück mein inzwischen dazugetretener Herzbube mit den Worten: »Ich gehe jetzt mal eine halbe Stunde um den Block, dann komme ich zu euch. Lasst mir ein paar Pfeffernüsse übrig...«
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