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experimentator schrieb am 24.3. 2009 um 10:51:36 Uhr über

Weiberfastnacht

Das erste Opfer war die Dienstkrawatte des Chauffeurs unserer Geschäftsführer. Während der Faschingszeit denkt in unserer Gegend kaum jemand an Weibertastnacht und schon gar nicht an die kurze Lebenserwartung einer Krawatte. Aufgebrezelt wie ein rheinisches Tanzmariechen zog eine junge Kollegin am Donnerstag in der Kantine die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Mit einer Schere bewaffnet zog sie durch die Reihen, und schnipp ab war der Schlips. Das schockte weniger den Chauffeur sondern einige fein gekleidete Herren aus der Geschäftsführung. In Panik rissen sie ihre Seidenschlipse vom Hals und ließen sie heimlich verschwinden.

Mei, ich wollte das arme Mädel nicht enttäuschen. Also lief ich schnell in mein Arbeitszimmer und band mir die Krawatte um, die ich für besondere Anlässe in meinem Schrank hatte. Wieder zurück, wurde unser Tanzmariechen nach vergeblicher Suche endlich bei mir fündig. Schnipp, ab war mein Schlips. Zum Dank umarmte ich sie fest und drückte ihr ein Bussi auf die Wange. Dabei unterschätze ihre rheinische Frohnatur, sie revanchierte sich mit einem dicken Kuss auf meinen Mund. Speziell einigen jüngeren Kollegen konnte man einen gewissen Neid ansehen, sie hätten ihre Krawatten am liebsten wieder angezogen. Zu spät! Im nächsten Jahr sollte es anders werden.

Ein Jahr verging. In hinterhältiger Weise präpariere ich mir mein Krawattl. Ich ziehe an den Kanten zwei dünne Eisendrähte hinein. Keine Schere der Welt würde hier durchkommen. Dieses Jahr gibt es zwar einen Chauffeur ohne Krawatte aber eine ganze Reihe beschlipster Kollegen. Die Tür öffnet sich, und unser Tanzmariechen tritt auf. Schnipp-schnapp, schnapp-schnipp, bussi, bussi. Sie entdeckt mich und strahlte mich schon von weitem an. Schniii..iii..- ihre Schere beißt sich die Schneiden aus.

Ich bin ein notorischer Nichttänzer, dass weiß sie längst. Sie zerrt mich an meinem Halsband hinter sich her zu einem freien Platz. In einer Vorahnung dreht irgendwer die Stimmungsmusik auf, die bislang nur leise im Hintergrund lief. Sie ist tatsächlich ein routiniertes Tanzmariechen aus einem Faschings- oder eher rheinischen Karnevalsverein. Sie zieht ihre perfekt einstudierte Show ab, bei der ich als männlicher Partner mitmachen muss. Na ja, eigentlich bin ich mehr Statist dabei. Während dessen ziehe ich heimlich die Drähte aus meinem Schlips. Zum Abschied versucht sie es noch einmal. Schnipp, ab war mein Schlips. Ungläubige Überraschung, nicht nur bei ihr. Ich freute mich unterdessen über mein wohlverdientes lecker Bützchen.



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