Von allen Romanen des von mir trotz allem hoch geschätzten Hermann Löns ist 'Der Wehrwolf' fraglos das am bräunlichsten getönte, beziehungsweise, da Löns bereits im ersten Weltkrieg gefallen und somit einer aktiven Teilnahme an der nazistischen Bewegung unverdächtig ist, dasjenige, das sich am wenigsten einer Vereinnahmung durch die Faschisten widersetzt. Klassische BluBo–Literatur im Gewand einer 'Bauernchronik' aus der Zeit des 30jährigen Kriegs; wo aber sein opus magnum, 'Das zweite Gesicht' unschätzbare Einblicke in die inzestuös vermuffelte Welt der Heidjer liefert, zudem vor einem nachgerade strindberghaften Schicksalsgeflecht, ist Löns der 'Wehrwolf' ein wenig zu heroisch geraten - zu blass bleiben die Gestalten, die sich um Harm Wulf, den Anführer einer Generation von Wehrbauern scharen und zu dick träufelt aus den Zeilen das Pathos einer Verklärung des Volkstums. Hier wird kein Michael Kohlhaas neu geschrieben, kein Thomas Müntzer erhebt hier seine machtvolle Stimme, eher schon kann dieser Roman zu den Grundsteinen einer nationalsozialistischen Heldenverehrung von Gestalten eines Leo Schlageter oder Horst Wessel gerechnet werden.