Anastasia,
nie werde ich Dir sagen, was ich dachte, als ich Dich das erste Mal sah.
Meine Gedanken kann sie eben doch nicht lesen.
Du quälst mich mit Deinen regelmäßigen Nachrichten, nachdem ich weiß, dass sie mehr denn je nicht zufällig, sondern absichtlich und von Dir sind. Pseudogemeinsamkeiten, Pseudogeheimnisse, abgehörte Verwertungen. Ich habe eine wirklich gesunde Psyche, dass ich ihn und Dich so gut verkraftet habe. So gut es eben ging, was schon schlimm genug war. Nein, ich bereue nicht meine Scheidung, denn sie war unausweichlich nach dem die Geschichte begann. Nicht geschieden wäre ich nur ohne den Anfang. Schuldig verstrickt von Anfang an bist Du. Es ist kein Wir-gegen-den–rest-der-welt, sondern es ist ein ich-allein-gegen-den-Rest, wenn ich nicht aufpasse. Es gibt wenige, die betreten schweigen, und um meiner Seele willen hoffen, dass die Besessenheit ohne einen weiteren Knall für mich ein Ende findet. Keiner versteht es, und das ist normal. Man könnte die Blicke aushalten, wenn man es anders wüsste, glaubte, fühlte. Aber Du schmerzt. Du verletzt. Es ist kein Wir, sondern nur mein wach gehaltener Wunsch danach. Hast Du ein Billig-Dauerabo? Hör auf mit Deinen Nachrichten, die mir bereits das Wochenende mit Übelkeit einleiten, um dann beim Erscheinen mich nur in irgendein unangenehmes Gefühl zu stürzen. Alles ist gelogen, bestenfalls. Nur mit Mühe kann man paranoiden Gedanken die Tür weisen. Seit Jahren weiß ich nicht wer Freund wer Feind, wenn er einen falschen Halbsatz trifft. Ich bin misstrauisch, wahrscheinlich manchmal zu Recht, oft zu Unrecht, verlasse diese Gefühle, um dann am Anfang der Woche wieder in weitere Schlaflosigkeit gestürzt zu werden. Wer sind die Handlanger, die mich überwachen, um Dir Material für diese Nachrichten zu geben?
Unterlassungsklage.
Wie viele Briefe ungeschrieben. Dieser Brief geschrieben. Und wenn ich nach meiner Befreiung in eine Depression stürze, so soll es sein. Mich schreckt nichts mehr. Wer weiß schon, was mein Gehirn alles „erlebt“ hat. Ich brauch nicht mehr weiter leben. Aber eine Depression schaff ich auch noch. Leben ist Veränderung. Draußen tönt Vergangenes. Ich will frei sein. Rhythmus. Ja, ich habe in letzter Zeit die Musik verloren. Und die Hoffnung. Wird schon wieder, das mit der Musik.
Der Moment in dem ich mich am meisten in meinem ganzen Leben gefreut habe. Als er meine Entschuldigung akzeptierte, in dem er zurück rief und mir eine weitere Chance gab. Eine, um die ich gebeten hatte, die ich so unendlich brauchte. Ich hatte gehofft, aber nicht erwartet, dass es passieren würde. Aber er rief zurück. Unwiederholbar dieses Erlebnis. Das warst nicht Du. Du hast gegeben, wann es Dir passte, mal wenn ich es brauchte. Aber es war ein großes Chaos, und vieles war nicht richtig.
Ich befreie mich von dieser unseligen Geschichte mit Dir. Höhnisch müsste ich über mich selber lachen, …als wenn wir ein mit-einander hätten. Selbst wenn ich zu Deinen Gunsten annehmen würde, dass ein Teil Deiner verschlüsselten Botschaften stimmt. So viele Jahre, und Ihr kommt nicht von einander los? Dann gehört Ihr zusammen, mehr als Euch, als Dir lieb ist. Dann ist es das, was Deinem diesem Leben anhaftet, und Du wirst kein anderes Leben mehr führen können. Du bist besetzt. Deinen Ärger hier rüber lebst Du an meinem Leben aus. Selbst meine Träume sind blockiert durch den Gedanken an „Jemanden, der doch eigentlich noch kommen wollte, und darum darf ich nicht dieses hier“ weiter träumen. Meine Wünsche.
Damals als ich Dich das erste Mal sah. Jetzt weiß ich, dass man auch auf seine Gedanken, Wünsche und Gefühle aufpassen muss. Erfüllung. Aber so grausig. Hätte ich gewusst, wie es passiert, hätte ich mir ein heißes Eisen in die Gehirnregion gestoßen, aus der dieser Gedanke kam. Gelöscht.
Aber …… ich habe bekommen, was ich dachte.
Grüner Nebel, erstickender Schlamm, dunkles Dickicht, ich befreie mich, und werde alle Konsequenzen tragen, auch die vermeintliche haltlose Trostlosigkeit. Denn die gehört dazu, dahinter wird Licht kommen. Licht in mir und aus mir. Phoenix aus der Asche. Aus der verbrannten Erde, die die Vergangenheit in mir angerichtet hat.
Du redest mir ein Du seihest Zukunft. Ich habe zu sehr daran geglaubt. Das wird mich jetzt einiges kosten.
Ich zerschlage Dich,
Du täuschender Geist,
Lillemor
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