Die ehemalige Schulfreunden B. verliert bei ihrer späten Erstschwangerschaft ihr Kind und zugleich mit großen Teilen ihres Reproduktionsapparates die Aussicht, je ein weiteres zu bekommen, was sie in eine tiefe seelische Krise stürzt. Der mit meiner Schwester bekannte Handelsvertreter D., Vater zweier Kinder, verunglückt auf einer Dienstfahrt und verbrennt in seinem Wagen. Nachbarin G. erleidet einem Schlaganfall, der diese einst so burschikose Mittvierzigerin zu einem dauerhaften Pflegefall macht. Vetter P. betritt eine Klinik mit Schulterbeschwerden und einem leichten Ohrensausen und wird wenige Tage darauf als unheilbarer Hirntumorpatient entlassen. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt des vergangenen Jahres, die unerwarteteren Fälle menschlichen Schicksals auflistend. Vermutlich nicht einmal eine besonders gravierende Häufung von Schrecklichkeiten, trotzdem denke ich manchmal, all diese Ereignisse summieren sich zu einer Befangenheit gegenüber den Menschen, dem Gefühl, durch ein Feld emotionaler Tretminen zu wandeln. Und wenn dann wirklich mal eine Phase käme, die einigermaßen frei von solchen Widrigkeiten wäre, es würde mir fast so scheinen, als ob in solchen Momenten das Schicksal nur seinen Revolver für den entscheidenden Fangschuß ansetzt.
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