Als diese kleinen Tonbandgeräte aufkamen, hatten sie fast alle noch eine Aufnahmetaste und es gab mehr oder weniger gute Mikrophone dafür. Die ersten Walkmen waren alles andere als billig und der Besitz eines solchen Gerätes wurde, wie es bei allen Neuheiten mit noch geringem Verbreitungsgrad halt so ist, als ein gewisses Privileg angesehen. In der Druckerei, in die es mich einmal im Monat verschlug, um den Fließtext für das Programm eines Jazzvereins (Deutsch! Deutsch! Ein Verein für Freejazz, jawoll) zu setzen, staunte ich nicht schlecht, als einer der Mitarbeiter mit geradezu anbetender Geste so ein Mikrophon in den organisierten Lärm einer anlaufende Rotationsdruckmaschine hielt und dabei in rhythmische Bewegungen verfiel, den Walkman in der anderen Hand langsam mit kreisenden Bewegungen wiegend. Diesen Moment der Hingabe respektierend unterließ ich es, ihn zu fragen, was er mit der Aufnahme vorhabe (ich vermutete einen verkappten Tonkünstler) aber mein Gesichtsausdruck muß sehr fragend gewesen sein, denn eine Mitarbeiterin zupfte mich am Hemd und bedeutete mir in dem immer weiter anschwellenden Inferno der Rotation, ihr in eine ruhigere Ecke zu folgen. Dort angekommen erklärte sie mir schreiend, daß der Mitabeiter ab morgen Urlaub hätte und er allen verkündet habe, diesmal könne er endlich sein »Baby« mit an den Strand nehmen. Erst nach einigen Minuten völligen Unverständnis enstand vor meinem geistigen Auge langsam das Bild eines am Strand auf dem Badetuch liegenden Menschen, der in tiefster Seligkeit das Rauschen der Brandung von dem anschwellenden Maschinengesang in seinen Kopfhörern aufsaugen lässt...
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