Nietzsche und Wagner. Eine allererstaunlichste Männerfreundschaft, vier Jahre gepflegter und angetaner Umgang, aber dann muss Nietzsche natürlich zu den Proben nach Bayreuth kommen, und es gibt bis zum Lebensende nur noch Haß einen ganz fürchterlich produktiven Hass, und wenn man nur einen Schrieb von Nietzsche lesen will, dann doch bitte »Der Fall Wagner« oder »Nietzsche contra Wagner«, denn was man da lesen kann, das ist ja eine Freude, halt, die Müdigkeit diktiert mir die Klarheit des Gedankens, nie wieder will ich hier, noch anderswo unklar, sinnlos nebenordnend, apodiktisch schreiben, auch die Rechtschreibung wird ab sofort beachtet! Was also Nietzsche und Wagner betrifft: Hier eröffnet sich dem Leser die Herrlichkeit des Wortes, kein überdunkles Raunen von blonden Bestien und dem starken Leben, Zeitkritik und Kulturpessimismus genesen, bzw. kommen zu sich bei Nietzsche nämlich schlecht im allgemeinen und abstrakten, also in der Geschichte oder in der Lehre vom Sein, sondern am ehesten am Deutschen Wesen, bzw. natürlich an der Gegnerschaft zu diesem:
»Wie? Wäre es wirklich die erste Tugend eines Vortrags, wie es die Vortragskünstler der Musik jetzt zu glauben scheinen, unter allen Umständen ein Hautrelief zu erreichen, das nicht mehr zu überbieten ist? Ist dies zum Beispiel, auf Mozart angewendet nicht die eigentliche Sünde wider den Geist Mozarts, den heiteren, schwärmerischen, zärtlichen, verliebten Geist Mozarts, der zum Glück kein Deutscher war, und dessen Ernst ein gütiger goldener Ernst ist und nicht der Ernst eines deutschen Biedermanns (...) Das Zeitalter der nationalen Kriege, des ultramontanen Martyriums, dieser ganze Zwischenakts-Charakter, der den Zuständen Europas jetzt eignet, mag in der tat einer solchen Kunst wie der Wagners, zu einer plötzlichen Glorie verhelfen, ohne ihr damit Zukunft zu verbürgen. Die Deutschen selber haben keine Zukunft.«
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