Zeit der Stilblüten.
Heute die Hauptstrasse entlangehend, just nach unverdient überstandenem Viertelfinale der Auswahl der Profifußballer mit deutschem Pass, musste ich mir schon ein wenig die Augen reiben, als ich aus der Entfernung eines Grüppchens von fünf oder sechs anhand ihrer Gewandung einwandfrei als Nazis identifizierbarer spindeldürrer Fahnenschwenker gewahr wurde, die torkelnd aber trotzdem recht zielstrebig eine kleine irrsinnige Siegesparade abhielten, dergestalt daß sie lautstark johlend und mit deutschem Gruß entlang der Verkehrshauptachse, und hier liegt der eigentliche Gegenstand meiner Verwunderung, des größtenteils türkisch bewohnten Viertel defilierten, und zwar ohne in irgendeiner Weise behelligt zu werden. Schon waren sie pöbelnd an mir vorbeigezogen, ich blickte ihnen nach, aber zu meiner größten Enttäuschung wurden sie anscheinend von niemandem sonst beachtet...
Meine türkischen Mitbürger, denen es, im Gegensatz zu mir selbst, sicher nicht an den physischen Vorraussetzungen gemangelt hätte, dem Übermut dieser anscheinend aus der Vorstadt angereisten Kollegen etwas zu dämpfen, schienen andere Sorgen gehabt zu haben. Wartet nur Mitbürger, wenn der Senegal gegen die Türkei gewinnt, dann werde ich mir eine Senegalesische Flagge und ein traditionelles afrikanisches Gewand zurechtschneidern, und meine eigene kleine Parade simulieren, wenn dann jemand von euch etwas sagt, dann werde ich sauer!
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