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toschibar schrieb am 15.10. 2004 um 23:23:10 Uhr über

Würdelosigkeit

Heute auf dem Weg nach Hause, sah ich die dorfbekannte Trinkerin auf den Steinen einer Ausfahrtsbegrenzung sitzen. Als ich zu Hause war, fuhr ich an unserer Auffahrt vorbei und drehte noch eine Runde, ich wollte gucken, ab mit ihr alles in Ordnung war, zumindest relativ, denn ich hatte das Gefühl, sie saß dort etwas komisch. An besagter Stelle angekommen, sah ich sie zunächst nicht, sie saß dort nicht mehr, als der Winkel es erlaubte, sah ich jedoch, dass sie dort lag. Also hielt ich an und ging zu ihr. Sie lag dort in unangenehmer Kälte auf dem Betonfußboden und regte sich nicht. Auf Ansprache, ob ich lieber mal einen Krankenwagen rufen solle, reagierte sie mit unerwartet klar ausgesprochenen Worten »Ich heiß Elke*.« Ich antwortete ihr, dass das ja kein Grund sei, hier auf dem Boden zu liegen, zumal es doch eher kalt sei. Sie wollte aber wohl keinen Krankenwagen, denn Sie erwiderte ein klares »Ich heiß Elke.« »Ja, das ist richtig, aber sie können hier ja nicht liegen bleiben, Elke.« »Ich heiß Elke.« »Mhm, ich heiß Horst, Setzen Sie sich mal hin, ElkeLeider war ihre Motorik komplett abgeschaltet, so dass ich das gesamte Gewicht allein in die Vertikale bewegen musste.
Als sie saß, kam dann ein Anwohner und wir beschlossen, sie nach Hause zu transportieren, was zunächst so aussah, dass wir sie stützten, und sie versuchte, ihre Beine einigermaßen im Takt zu bewegen, was schon fast wie Gehversuche aussah. Im Verlauf nahm ich sie jedoch im Rautek-Griff und der Nachbar nahm die Beine, weil sie sich weigerte, sich weiterhin zu bewegen.
In ihrer Straße angekommen, kam uns schon ihr Mann, ein durchaus sehr sympatischer Endvierziger und Althippie mit Graubart entgegen und rief »Leg das Schwein doch da hinund deutete auf den Grünstreifen. Da war ich doch erst mal etwas perplex. Aber es sollte noch dicker kommen. Er packte mit an und trug eines ihrer Beine und sagte »Dodschlagen könnte ich das Miststück, dann ist endlich Ruhe
Wie geheißen, legten wir die Frau auf der Auffahrt ab. Durch den Transport war der Pullover so hochgerutscht, dass man ihre Brüste sah. Ihr Mann erzählte von zahllosen Arztbesuchen, Therapien, Entzügen und Versuchen, Behörden einzuschalten, die jedoch erst reagieren würden, wenn sie die Bude abfackeln würde. Sie lag weiter vollkommen regungslos und halbnackt vor uns. Die Situatiuon begann, mich zu beklemmen. Auf seine Vorträge antwortete sie, ohne sich zu bewegen, wie im Klarkoma, wieder mit deutlichsten Worten und ohne zu lallen, dass das alles nicht stimme.
Er rief ihr zu: »Wenn Du dod bist, dann haben wir alle RuheIhr »ja ja!« quittierte der hinzugekommene Sohn, ca. 12 Jahre, mit »Halt die Fresse
Wir haben sie noch auf die kalten Fliesen im Flur gelegt, dann bin ich gegangen. Ich empfand die Situation für alle Beteiligten unerträglich würdelos, ohne auch nur im Ansatz zu ahnen, ja, was eigentlich?

* Namen aller Beteiligten geändert


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