Wählerauftrag

Lächerlich. So ein Kreuzchen machen, bedeutet doch gar nichts. Was weiß ich denn, was die mit meiner Zustimmung alles so drehen in ihren Hinterzimmern? Ich kann die Leute verstehen, die Basisdemokratie wollen. Aber Basisdemokratie verlangt nun mal mündige, interessierte, gebildete Bürger. Gleich drei Adjektive, die Seltenheitswert haben.
Und dann funktioniert das ja am Ende doch nicht. Die kleinen Kommunen am Rande der Zivilisation (Brandenburg, Sachsen-Anhalt) zeigen das: Ein Dorf mit dreihundert Einwohnern, jeder hat exklusiv Mitspracherecht. Das Ende vom Lied: Man sitzt den ganzen Tag in irgendwelchen Kreisen zusammen und diskutiert »das« aus. Millionen von Regeln werden aufgestellt, um niemanden zu diskriminieren. Toilettenpapier für Köchinnen dürfen die Bauern nicht verwenden und andersherum. So ein Schwachsinn. Todunglücklich sind die, weil sie dachten, sie könnten nun endlich ihre Träume von der lebendigen Kommune umsetzen. Kein Privateigentum, kein Geld, keine Unterscheidung von körperlicher und geistiger Arbeit. Alles wird in Lebenszeit bemessen. Wenn die Mutti eine halbe Stunde braucht für ein Glas Marmelade, dann ist das genau so viel Wert, wie der Sack Roggen, den der Vati in ebenjener halben Stunde vom Feld geholt hat. Von Ökonomie wollen die freilich nichts wissen. Brauchen sie auch nicht. Denn sie leben ja vom Tourismus. Irgendwelche Banker, die einen Tausender für ein Wochenende auf dem Feld zahlen und sich freuen wie die Kinder.
Aber das politische System verreckt an den gleichen Gebrechen, an denen jedes andere System, das auf der Annahme basierte, Menschen seien lieb zueinander, auch verreckt ist.

Was also tun? Mischung aus Repräsentation und Mitbestimmung? Man wählt seine Experten und trägt seine Wünsche an sie heran in der Hoffnung, sie würden sich in ihrer Expertenweisheit dafür stark machen? Willkommen in der Piratenpartei!