Eine Villa muß alt sein - antik sozusagen, aus dem vorvorigen Jahrhundert. Es muß riesig hohe Räume geben und gigantische Treppenhäuser voller Gemälde und Skulpturen und von oben dräut ein Kristall-Kronleuchter - ein »Lüster«. Es gibt mindestens ein Buntglasfenster, daß Szenen aus dem Mittelalter oder den Befreiungskriegen darstellt und einen Wintergarten voller abartig-exotischer Pflanzen mit irrsinnig langen lateinischen Namen. Drumherum muß es einen englischen Park von Stadteilgröße geben und da drumherum einen Stakettenzaun. Weißer Kies bedeckt die Wege zum Pförtnerhaus und zur Garage, wo ein Rolls Royce Silver Shadow, ein 350 SLC Bj 73 locken und ein Porsche Panamera zum Einkaufen bereitsteht. Auch eine Bilbiothek muß es geben mit Inkunabeln, Serifen und Ligaturen und einer altmodischen Kartei in hölzernen Karteikästen und einen aus terrakottaroten Ziegeln gemauerten Weinkeller, dessen jüngste Bouteillen unter dem Pontifikat von Johannes XXIII. eingelagert wurden. Von der Terrasse führen ein paar Stufen hinunter zu einem quadratischen Pool mit Wasserspielen an zwei Seiten und gesäumt ist dieser Pool von einer Pergola, die mit Wein bewachsen ist und da dahinter hat es Rotbuchen und Kastanienbäume, in deren Schatten schon mal Bismarck gesessen hatte, als er eine Depesche abzeichnete, die heute noch in jedem Geschichtsbuch steht und wenn der Tag des Neumonds auf einen Freitag fällt, erscheint bei der Statue der Aphrodite eine weiße Frau zur Geisterstunde. So muß Villa sein - sonst macht es keinen Spaß !
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