Abgesehen davon, dass sie wirklich zum Schönsten gehören, was die Gattung Orchesterlied im 20. Jahrhundert hervorgebracht hat (oh, die Schwarzkopf!), liebe ich an den vier letzten Liedern von Richard Strauss auch, dass es mir bei ihnen, anders als bei manch anderem Schwanengesang, etwa jenen von Heinrich Schütz oder Franz Schubert (wo sie auch noch posthum so betitelt wurden) möglich ist, ihn fast gänzlich ohne jene sentimentalische Erschütterung zu hören, die für mich sonst mit solchen letzten Werken einhergeht - wenn ich etwa die letzte Zeile müdegeschriebenen ArnoSchmidt in seiner fragmentarischen 'Julia' lese: »anders gefragt: Ist Fleiß für Menschen (und Tiere) eine Lebens=Notwendigkeit?«) würgt es mich stets trauersam im Zirbel - dazu kommt auch die Tatsache, dass Strauss ja keine gänzlich unbekrittelbare Gestalt der Zeitgeschichte war, was man vor der Grandiosität seines Werkes ohnehin mal zu den Akten legen sollte, eine Führerode hat er jedenfalls nie vertont, vielleicht ein paar Hände zuviel geschüttelt die zwölf Jahre lang, und, nicht zuletzt, bleibt der Trost, dass es nicht wirklich seine letzten Lieder waren: Danach kamen noch die 'Malven' und die sind auf das antisentimentalischste unspektakulär. Man sollte immer auch an das empfindsame Publikum denken, deshalb sei jedem Künstler von Größe angeraten, mit einem Schnörkel, nicht mit einem Prankenhieb zu enden. Das Nachspiel unter Stöhnen abzuschließen, hat schon manche Nacht gekostet.
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