Hätte der Mann nicht im Fussball Karriere gemacht, Portugals brasilianischer Trainer Luiz Felipe Scolari würde sicherlich auch als eisenharter Exerziermeister eine gute Figur machen. »Siegen um jeden Preis« – so könnte die Devise des Sohnes italienischer Einwanderer lauten, dessen gestrenge Methoden Brasilien 2002 zum fünften Titel verhalfen.
Scolaris aus Venedig stammender Vater Benjamin war in den 40er Jahren einer der besten Verteidiger in der Provinz Rio Grande do Sul, aber Sohnemann Felipão hatte seinerseits nie das Rüstzeug für eine Karriere als Aktiver auf höchstem Niveau.
Doch trotz begrenzter Technik schaffte Scolari junior immerhin zwischen 1967 und 1981 eine durchaus beachtliche Laufbahn als Zweitligaspieler bei Aymore Sao Leopoldo, Caixas, Novo Hamburgo, Juventude Caxias do Sul und CSA Maceio.
Er hatte einen unbedingten Sinn für Disziplin und kommunizierte auf dem Platz und abseits des Feldes absoluten Siegeswillen. Scolari macht dabei keinen Hehl daraus, dass er sich von der Spielphilosophie her wesentlich mehr Altmeister Helenio Herrera, dem Defensivspezialisten von Inter Mailand, verbunden fühlt, als dem typisch brasilianischen Samba- und Zauberfussball.
Und seine Spieler haben ihn offensichtlich verstanden - sehr gut sogar. Eine Betonabwehr hinten und das Angriffsduo Ronaldo/Ronaldinho vorne bildeten die Grundlage für Brasiliens fünften WM-Titel.
»Ich fordere alle Brasilianer auf, sich das Bild der Kämpfer in dieser Mannschaft voller Zärtlichkeit, Liebe und Freundschaft einzuprägen. Meine Spieler haben verstanden, dass Zweiter zu werden in Brasilien so viel bedeutet, wie Letzter zu werden«, erklärte Scolari am Abend des gewonnenen Endspiels gegen Deutschland.
Er sprach es und verabschiedete sich. Niemand darf sich irgendwelchen Illusionen hingeben: Scolari kam nicht nach Deutschland, um mit Portugal einfach nur dabei zu sein. Er will »seinen« Titel mit Leidenschaft und totaler Hingabe verteidigen.
|