Marika Rökk ist tot! Der Tod der singenden, springenden Paprika wurde heute in der Tagesschau bekannt gegeben. Ein wenig macht mich das traurig, hat sie doch meine Kindheit begleitet. Nein, ich bin nicht im 'Bombensturm' gezeugt worden, doch unsere Fernsehzeitung, welche im hinteren Teil gehäuft war mit unseriös wirkenden Kleinanzeigen für Röntgenbrillen und Versteifungscremes, trug auch stets das Bild einer faltenfreien Marika Rökk daher, die zwar die Blüte ihrer Jahre längst überschritten, sich jedoch dank Hormocenta ein jugendfrisches Aussehen bewahrt hatte. Nicht, das ich das geglaubt hätte; auch habe ich damals noch nicht, wie ich es aufgrund einer Reihe überaus angenehmer Erfahrungen in Budapest heute tue, eine unstatthafte Ungarnvergötzung betrieben, doch war die allwöchentliche Wiederkehr des lächelnden Rökkgesichts unter der strahlweißen Dauerwelle ein Garant für Beständigkeit, die Welt der Kindheit brach stückweise auseinander, mein Leib behaarte sich, Unschuld, religiöses Empfinden und schulische Leistungen zerfielen zu Staub, doch noch viele Jahre später schaute mir Frau Rökk aus der TV Hören und Sehen entgegen, als hätte Wencke Myhre gerade erst ihr knallrotes Gummiboot verlassen.
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